Die Tonabnehmer von Audio Technica dürfte wohl jeder kennen, der sich mit HiFi beschäftigt. Doch Günter Härtel vertreibt auch Produkte, die nicht so bekannt sind und sich nicht unbedingt als Mainstream bezeichnen lassen, wie zum Beispiel die Verstärker von YBA. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich schlicht und einfach der Name des Entwicklers und Konstrukteurs Yves Bernard André. Aus dem Vertrieb von Günter Härtel habe ich bereits einige interessante und gute Sachen daheim gehabt und gehört. Und so habe ich dann auch gerne eingewilligt, mich mit dem Vollverstärker YBA Heritage A200 zu beschäftigen. Wobei dieser Test jedoch auf einem kleinen Umweg zustande kam. Detlef Bosse brachte ihn einfach mit, als er mir seine Cito Audio DBC-8K anlieferte. Er schien wohl etwas in Sorge zu sein, dass meine eigene Endstufe für seine Isobarik-Lautsprecher nicht genügend Saft haben würde. Aber das ist eine andere Geschichte.
YBA – Hintergrund
Bereits seit 1971 – einem Alter in dem ich gerade mal mit dem Hören begann – entwickelt Yves Bernard André HiFi- und High End Gerätschaften, und er ist sogar im Besitz einiger Patente. Seine eigene Firma gründete er dann 1981, und brachte einen Vorverstärker und einen Vollverstärker auf den Markt. Mittlerweile hat er sein Programm ausgebaut: CD-Player, DAC und Phono-Vorverstärker ergänzen die Produktpalette. Zu komplexe Konstruktionen seien André ein Gräuel, er setze lieber auf ein durchdachtes Layout und ausgewählte hochwertige Bauteile, so Günter Härtel vom Vertrieb.
YBA Heritage A200 – Technik
Äußerlich entspricht der Vollverstärker YBA A200 der Philosophie, die Yves Bernard André auch beim Innenaufbau seiner Geräte vertritt: Nicht mehr als unbedingt notwendig, also schlichte Eleganz. Und so befinden sich auf der 10 mm starken und gebürsteten Aluminiumfront des Verstärkers lediglich der Wahlschalter für die neun Eingänge, das dimmbare, bernsteinfarbene Display und der Lautstärkeregler. Mehr nicht, zu meinem Bedauern auch kein Kopfhörerausgang. Dafür laufen die Regler sauber und spielfrei, und bei der Wahl der Quellen hört man ein schönes dezentes Klicken. Tja, und was ist jetzt mit dem Ein- und Ausschalter? Auch das Drücken auf einen der beiden Knöpfe bringt einen nicht weiter, und was ist mit der Rückseite des YBA A200? Ebenfalls Fehlanzeige!
Des Rätsels Lösung befindet sich vorne links an der Unterseite des Gehäuses, allzu dicke Finger sollte man also nicht haben… Da ich eh gerade hier unterwegs bin, springen mir die Füße ins Auge. Ein wenig sparsam, drei sind es an der Zahl. Dadurch soll das Gehäuse wackelfrei stehen, was mich irgendwie an die BMW Isetta meines Vaters erinnert… Zwei der Gerätefüße sind gummiert, der dritte besteht aus einer halbrunden Aluminiumkugel. Dies soll durch gezielte Ankopplung eine definierte Abführung von Vibrationen ermöglichen. Was mir an der Unterseite auch ins Auge springt, sind die soliden Inbusschrauben. Was in mir Respekt für die Konstruktion des Vollverstärker erweckt. Und der Gehäusedeckel – auch dieser besteht aus gebürstetem Aluminium – ist ebenfalls mit diesen stabilen Schrauben am Korpus fest verschraubt.
Auf der Rückseite des Verstärkers gibt es eine reichliche Anzahl von Anschlüssen in die analoge Welt des HiFi. Ein XLR-Eingang ist dabei sowie fünf Cincheingänge. Wobei der mit „VIDEO“ bezeichnete eine Besonderheit aufzuweisen hat: Er ist als Bypass-Eingang zum Beispiel für den Anschluss an eine Heimkino-Anlage oder einen externen Vorverstärker konfigurierbar. Dazu drückt man nach der Anwahl dieser Quelle mindestens 3 Sekunden auf die Taste „OK“ der Fernbedienung, bei wiederholtem Drücken wird dieser Eingang dann wieder in seinen „Normalzustand“ versetzt. Sollte wider Erwarten die Power des YBA A200 nicht ausreichen, besitzt er für diesen Fall, oder für den Anschluss von Aktivlautsprechern einen Pre Out.
Auch für einen Ausflug in die digitale Welt des Hörens ist der Heritage gut ausgerüstet, nennt er doch einen D/A-Wandler vom Typ AK4490EQ sein eigen. Diesen stellt er seinem Bluetooth-Eingang BT V4.1 zur Verfügung, der APTX und APTX-HD wiedergibt. Dazu kommen noch ein optischer Eingang sowie ein kabelgebundener vom Typ USB-C. Über diesen wird dann auch PCM 384KHz / 32bit sowie DSD 256 unterstützt, ein Kabel von USB-C auf USB-A wird für diesen doch etwas ungewöhnlichen Anschluss von Netzwerkplayer oder PC / MAC wird mitgeliefert. Wer Bedenken hat, ob die digitale Fraktion die analoge klanglich stört, kann sie übrigens per Kippschalter einfach deaktivieren. Last, but not least die wirklich stabil ausgeführten Lautsprecher-Anschlüsse. At least dann der Netzanschluss: YBA hat hier die Phase markiert. Sehr löblich wie ich finde, ist dies doch leider nicht üblich. Und erspart dem Hörer das eigene Ausphasen per Voltmeter oder Ähnlichem.
Beim Blick ins Innere des Vollverstärker ist gut ersichtlich, dass Yves Bernard André es tatsächlich ernst meint mit der klaren Konstruktion seiner Geräte. Der Aufbau des Heritage YBA A200 ist in der Tat wirklich übersichtlich und sauber aufgebaut, unnötige Bauteile scheint es hier wirklich nicht zu geben. Sehr sauber und korrekt ist alles angeordnet, und – ich konnte es mir nicht verkneifen zu probieren – wackelfrei. Was man bei Röhrenverstärkern oft findet, sind Gummiringe an den Röhren zur Schwingungsminderung. Dies muss den Entwickler wohl auf die Idee gebracht haben, es in ähnlicher Form bei seinem Transistor-Verstärker zu machen. Okay, für derartige Maßnahmen sind diese natürlich zu klein. Aber der Gallier hat sich ebenfalls eine Art Zaubertrank ausgedacht, und beruhigt die großen Elkos und die frei hängende Digitalabteilung mit kleinen fest verklebten Holzplättchen. Eine interessante Idee wie ich finde, da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht.
YBA Heritage A200 – ein paar technische Daten
- Leistung: 2* 165 W an 4 Ω, 2* 110 W an 8 Ω
- Eingangsempfindlichkeit: 400 mV / 150 W / 1 kHzx
- Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz (-0,5 dB)
- Eingänge analog: 5* Cinch, 1* XLR
- Eingänge digital: je 1* Blutooth 4.1, optisch, USB-C PCM 384 kHz / 32 bit sowie DSD 256
- D/A-Wandler: AK4490EQ
- Je 1* Pre In (Video), Pre Out
- Klirrfaktor: < 0,04 % / 20 Hz – 20 kHz
- Geräuschspannungsabstand: 95 dB
- Abmessungen: 43,0*11,8*40,0 cm
- Aluminium Silber oder Schwarz
- Gewicht: 9,2 kg
YBA Heritage A200 – Klang
Blitz und Donner sind vorbei gezogen. Draußen regnet es noch kräftig. Ungewöhnlich viel für einen Juni, so ist das im Jahr 2021. In der Donau ist ordentlich was los, das dreckige braune Wasser fließt kräftig hinunter. Von wegen „Schöne blaue Donau“… Von den Stehpaddlern, die hier so oft unterwegs sind, keine Spur. Kein Wunder, bei der Strömung kann sich wohl niemand stehend auf dem Wasser halten. Und wer weiß, würde es einer wagen, er würde wahrscheinlich am nächsten Wasserkraftwerk hängen bleiben. Oder wenn nicht, vielleicht mit etwas Glück lebendig in Wien anlanden…
Tja, „An der schönen blauen Donau“, die fällt im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Und ganz schön an den Haaren herbeigezogen meine Einleitung zum Klang des Vollverstärker YBA Heritage A200? Egal! Gut, dass ich keinen Chefredakteur oder Lektor im Genick sitzen habe, der würde mir jetzt wohl die Leviten lesen. Wer jedoch meinen Bericht gegenliest, das ist mein lieber Freund Falk. Ich hoffe inständig, er lässt Gnade walten… [Anmerkung vom Falk: Gnade erteilt. :D]
So, jetzt aber mal wirklich los mit „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss II. Gespielt vom Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Willy Boskovsky. Gleich die ersten Takte des Donauwalzer versetzen mich in einen vergnüglichen Schwung. So soll es ja auch sein bei diesem Stück, dafür wurde es schließlich komponiert. Seinen ersten Einsatz besteht der Vollverstärker also. Und, wer bei diesem Lied ernsthaft patzen sollte, hat in einem Test eh nichts zu suchen. Denn, ich will mal ehrlich sein, so schwer ist die Aufgabe bei dieser Komposition nun auch nicht wirklich. Drum gehört es wohl auch zum Repertoire des Neujahrskonzerts, um fröhlich und beschwingt das neue Jahr zu beginnen.
Aber warum auch gleich schweres Geschütz auffahren beim Test, wir wollen uns ja auch erstmal miteinander bekanntmachen, der Verstärker und ich. Ein erster zaghafter Annäherungsversuch sozusagen. Aber wie gesagt, er gelingt, fließt die Musik doch geschmeidig aus den Lautsprechern. Die Bögen streichen schwungvoll über die Saiten der Violinen, und die Flöten mit ihrem leichten hellen Vibrato hinterlassen den Eindruck tänzelnder Schaumkronen auf dem Wasser. Und so sehe ich in meinem Geiste die Wellen der Donau vergnüglich von Ulm nach Wien runterschwappen. Ohne den Stehpaddler natürlich!
Nach dem munteren Treiben lasse ich es mit dem Tord Gustavsen Trio und deren Album „The Ground“ etwas besinnlicher zugehen. Ruhig beginnt das sauber perlende Piano, wunderbar zärtlich geht Tord Gustavsen mit den Tasten um. Angenehm farbig ist deren Spiel, weder unterkühlt noch zu warm, genau so wie ich es gerne mag. Ebenso wie der Kontrabass von Harald Johnsen, der das Tasteninstrument mit dem nötigen strammen Nachdruck begleitet, ohne dabei jedoch über Gebühr aufzufallen. Was auch auf das Schlagzeug von Jarle Vespestad Sidemen zutrifft. Dessen Besen streicht so über das Becken, als wäre jede einzelne Faser zu greifen – was natürlich nicht möglich ist – aber auch der Schlagzeuger spielt gekonnt mit genau dem richtigen Drive. Dabei sein, ohne den Hauptprotagonisten in den Hintergrund zu drängen. So macht es auch der YBA Heritage A200, er lässt der Musik ihren Fluss, so als wäre kein Verstärker da, so gehört sich das. Was in gleicher Form auch auf die analogen Eingänge zutrifft, egal ob ich die Musik über XLR oder Cinch zuführe, Unterschiede zwischen den beiden höre ich nicht wirklich.
Da ich gerade bei den verschiedenen Eingängen bin, will ich den Bluetooth-Eingang am YBA Heritage A200 ausprobieren. Ruckzuck ist die Verbindung zum Handy hergestellt. Nina Hagen ertönt mit „Die Welt die monden ist“ vom Album Rilke Project verblüffend gut aus den Lautsprechern vor mir. Was auch für Mario Adorf mit „Aufgang oder Untergang“ gilt. So unkompliziert hätte ich auch in meiner Jugend – ich bin mit einem Loewe Opta Cassettenrecorder groß geworden – gerne Musik gehört. Was unter anderem auch am AK4490EQ-Wandler liegen dürfte, dem gemeinhin ein eher „musikalischer“ Charakter nachgesagt wird.
Natürlich will ich auch wissen, wie dieser Verstärker mit kräftigen Signalen umgeht. Neben meinen eigenen Standlautsprechern mache ich das auch mit der Cito Audio MODEL DBC-8K, beide sind im Tieftonbereich doch elektrisch etwas anspruchsvoll. Den YBA Heritage A200 jedoch stört dies nicht die Spur, er tänzelt mit dem „Pink Panther“ von Markusphilippe durch die heimische Hütte ohne mit der Wimper zu zucken. Sehr sauber ertönt das Saxophon, bei dem ich jeden noch so kleinen Anblaston höre. Und den Kontrabass schüttelt der Vollverstärker so aus dem Ärmel, dass ich einfach nur verblüfft bin. Power hat er ohne Ende der Franzose.
YBA Heritage A200 – Fazit
Der Vollverstärker YBA Heritage A200 gefällt mit seinem technisch sauberen Aufbau und liebevollen Details wie den schwingungshemmenden Holzklötzchen auf den Kondensatoren. Zudem ist der Amp durch den integrierten D/A-Wandler vielseitig einsetzbar. Mit seinem musikalischen Fluss nimmt der Heritage A200 den Hörer stets mit auf die Reise. Dabei sind Rhythmus und Timing immer mit im Gepäck. Und auch an anspruchsvollen Lautsprechern behält der Verstärker stets die Übersicht und überzeugt mit seinem kraftvollen Spiel.
Im Test
High End Vollverstärker
YBA A200
Preis: 2.600 €
Größe: 43,0*11,8*40,0 cm
Gewicht: 9,2 kg
Farben: Aluminium Silber oder Schwarz
Vertrieb
Günter Härtel
Handelsvertretungen
Lütgestrasse 18
59069 Hamm
Tel.: 02385-5236
Fax: 02385-5711
Mobil: 0171-3119300
Web: www.haertel-vertrieb.de
Mail: gh@haertel-vertrieb.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III, CD-Spieler Canor CD 2.10
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MM-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Vollverstärker Canor AI 2.10
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Cito Audio MODELL DBC-8K
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8