Von Null auf Hundert in sechs Sekunden, das machen Sportwagen, zum Beispiel die aus Stuttgart. Ein wenig anders, von Null auf Sechs, das macht Canor. Seit gut einem Jahr ist der High End Hersteller auf dem deutschen Markt vertreten. Doch wer überhaupt ist dieser „Canor“? Newcomer im eigentlichen Sinne ist er nicht, denn die Slowaken gibt es bereits seit sage und schreibe über 25 Jahren. So lange produzieren sie mit ihren rund 80 Mitarbeitern als OEM-Hersteller für bekannte Marken. Für wen, das verraten sie verständlicherweise nicht. Wer sich jedoch ein wenig auskennt im Heimatland von Canor, kann sich das vielleicht denken. Nun hat die bis dato bei uns wenig bekannte slowakische High End Marke drei Vollverstärker, zwei CD-Spieler und einen Phono-Vorverstärker unter eigenem Namen im Portfolio. Und bis auf den reinen Class A Transistorverstärker spielen sie alle mit dem Charme der guten alten Röhre, manche komplett und manche als Hybrid. Braucht die Welt denn wirklich noch einen weiteren Hersteller von High End? Das soll unser Test des Röhren CD-Spieler Canor CD 2.10 mit Hi-Res D/A-Wandler herausfinden.
Canor CD 2.10 – Technik
Schwarzes Stahlblechgehäuse geschmückt mit einer massiven und gebürsteten Aluminiumplatte, das ist die klassische Optik von hochwertigen High End CD-Playern. Schon seltener: Mittig oben auf der Front thront im wahrsten Sinne des Wortes ein mächtiger Dreh- und Drückregler. Mit ihm skippt sich der Hörer per Links- oder Rechtsdrehung durch seine CD, einmal draufgedrückt startet die Wiedergabe des Silberlings und beim nächsten Druck pausiert sie. Weitere Funktionen gibt es im benachbarten Tastenfeld, unter anderem für fünf verschiedene Filter sowie den Eingangswahlschalter für CD sowie den optischen, koaxialen und USB-B Eingang.
Doch das Auffälligste aller Geräte bei Canor ist das riesige bernsteinfarbene Dot-Matrix-Display auf der rechten Seite. Vom Sofa aus ist es bestens ablesbar, für die romantischen Stunden im Leben zudem auch noch dimm- und abschaltbar. Am Besten gefällt mir dies, also das Display, ja im Kontrast zum schwarzen Gehäuse. Also dann ist der Anblick wirklich sowas von lecker… Beim CD-Betrieb wird in ihm die Nummer des aktuellen Liedes angezeigt, alternativ beim DAC-Eingang die Datenrate. Bevor ich es jetzt noch vergesse: Es gibt ja auch noch das reine CD-Slot-In-Laufwerk auf der linken Seite des Player, die Annahme von MP3 wird von ihm aus klanglich gut verständlichen Gründen jedoch verweigert.
Rückseitig finden sich ganz klassisch für einen CD-Spieler ein harter Netzschalter neben der Netzbuchse sowie die analogen Cinch- wie auch XLR Buchsen für die Verbindung zum Verstärker. Etwas weniger klassisch sind dann die optischen und koaxialen Ein- und Ausgänge für bis zu 24 Bit/192 kHz. Und überhaupt nicht klassisch ist der USB-B Eingang. Neben der Datenanlieferung von PCM bis 32 Bit/768 kHz ist auch das DSD-Format bis DSD256 möglich. Zugeführt werden diese dann dem japanischen 32-Bit-Wandler AK4490, der unter High End Jüngern einen guten Ruf hat.
Der innere Aufbau des Canor CD 2.10 hinterlässt einen blitzsauberen Eindruck, verantwortlich dafür ist unter anderem die SMD-Technik. Praktisch für den slowakischen Hersteller ist auch, dass dies komplett im eigenen Haus verwirklicht werden kann. Der interessanteste Teil dieses CD-Players folgt dann allerdings in seiner analogen Ausgangsstufe. Hier sind aufgrund des symmetrischen Aufbaus gleich vier, also je Kanal zwei, russische Röhren mit der Bezeichnung 6922 verbaut. Hinter dieser Bezeichnung verstecken sich ECC88, die beim Militär auch als E88CC bezeichnet werden. Vor dem Einbau werden diese bei Canor „gematcht“ – oder zu gut deutsch: zueinander passend ausgewählt. Gemessen werden die Röhren mit einem hauseigenen System mit dem vielversprechendem Namen „Aladdin“. Die dabei ermittelten Daten werden zudem in einer Datenbank gespeichert. Dies ist äußerst praktisch beim Nachkauf, wenn die Röhren nach einer gewissen Zeit doch mal getauscht werden müssen.
Canor CD 2.10 – Technische Daten
- Röhren-CD-Spieler mit Slot-In
- Ausgänge: Cinch und XLR
- AK4490 32 Bit D/A-Wandler
- Analoge Signalverarbeitung: 4 Röhren 6922 (ECC88/E88CC)
- Digitaleingänge: Koaxial, optisch: 24 Bit/192 kHz
- USB-B Eingang: PCM bis 32 Bit/768 kHz, DSD 64, 128, 256
- Ausgangsimpedanz analog: < 200 Ohm
- Ausgangsspannung unsymmetrisch Cinch: 2 Vrms
- Ausgangsspannung symmetrisch XLR: 4 Vrms
- Größe: 43,5*12*44,5 cm
- Gewicht: 12 kg
Canor CD 2.10 – Klang
Eine kleine Aufwärmphase gönnt sich der Canor CD 2.10 – dies zeigt er auf der Front mit einer roten LED an – ist sie aus kann es auch schon losgehen.
Genussvoll schlürfend zieht der Slot-In des Player die erste CD des Tests in sich hinein. „Street Life – 20 Greatest Hits“ von Roxy Music aus dem Jahre 1986. Die erste CD meines Lebens. Und so komme ich in den Genuss von Erinnerungen an meine Jugendzeit. Feten im Partykeller und so. Die älteren unserer Leser dürften sich an solche Zeiten noch gut, oder vielleicht auch nur noch vage, erinnern. Doch der erhoffte Genuss will sich nicht wirklich einstellen, entlarvt der Canor CD 2.10 doch gnadenlos die damals gängige dünne Abmischung der Aufnahmen. Immerhin 20 Stücke sind auf diesem Album drauf, das war damals übrigens auch so ein „Qualitätsmerkmal“ der CD, möglichst viele Lieder drauf zu bekommen und das maximal mögliche Datenvolumen auszuschöpfen. Na ja… Eines der Lieder trägt den Titel „Jealous Guy“, was soviel wie „eifersüchtiger Typ“ bedeutet. Eifersüchtig zurückschauen auf den damaligen Klang? Nein danke! Schnell raus mit dem Silberling aus dem Selbigen!
Ebenfalls aus dem Jahr 1986 ist „Sweet Sixteen“ von Billy Idol, auch hier liegt mir das Album als Greatest Hits vor. Diesmal allerdings sind lediglich 16 Stücke auf dem Album, ob das positive Auswirkungen auf den Klang haben mag? Blöder Gedanke natürlich, egal! Dennoch sind meine Ohren jetzt erfreut. Die Röhren des CD-Spielers machen den Klang nicht unbedingt so „sweet“, wie ich es bei den Glimmkolben eigentlich erwartet hätte. Macht aber nix! Schöne, luftige und losgelöste Klänge strömen aus den Lautsprechern. Die Stimme von Billy Idol empfinde ich auf jeden Fall als recht geschmeidig, trotz seines leichten Reibeisens. Ein für diesen Sänger doch eher ruhiges und nachdenkliches Lied, dass er nach der Trennung von seiner damaligen Partnerin schrieb. Dies muss ihn doch sehr bewegt haben, denke ich mir, während ich den feinen Nuancen in seiner Stimme lausche. Ist ja schon eine schöne Ballade mit viel Gefühl und Intimität, und die Interpretation durch den Canor CD 2.10 ist sehr überzeugend.
Doch genug der Erinnerungen, neuere Aufnahmen müssen her. Da kommt mir Meiko mit „Playing Favorites“ gerade recht. Okay, alles Cover älterer Klassiker, aber immerhin produziert von Chesky in 2018. So dicht an Live wie hier bin ich selten. Das Mädel steht mitten vor mir im Raum, ihre Stimme schwebt komplett losgelöst von den Lautsprechern, und der stramm gezupfte Stehbass… Mmmmhhh, der ist echt klasse. Ich bin fasziniert von dem, was der Canor CD 2.10 aus der eh schon genialen Chesky Binaural+ Aufnahme, bei dieser Technik wird nur ein Mikrofon verwendet, herausholt.
Da ich das Album von Meiko erst kürzlich gekauft habe, darf mein Musikserver jetzt noch kurz ne Runde rippen. Und nochmal von vorne das Ganze. Interessant… jetzt, über den USB-B Eingang dem D/A-Wandler zugeführt, höre ich einen Tacken mehr „Röhre“, also eine Spur wärmer. Das gilt für das Becken ebenso wie das Fingerschnippen beispielsweise bei „Stand By Me“. Die Sängerin mitsamt ihrem spärlichen arrangiertem Orchester rückt über die Art der Datenanlieferung per USB-B eine leichte Spur nach hinten, was wirklich gut zum Musikstil passt. Immer wieder fasziniert mich diese fantastische glockenklare Stimme, herrlich! Während des Schreibens am PC wechsle ich wieder vom Dateneingang zur CD, und ich selbst – rein körperlich – zwischendurch mal zum CD-Player um mir ein Detail des Display nochmal anzuschauen. Gerade läuft Lied Nummer vier: „Rain“. Eine kurze Tanzeinlage kann ich mir jetzt doch nicht verkneifen. Und weil es mir gerade so gut gefällt, muss ich mich doch wieder eine Weile zum Hören auf mein Sofa setzen. Das ganze musikalische Geschehen ist herrlich relaxt, so richtig um vor sich hinzuträumen. Jetzt vielleicht noch ein Glas guten Rotwein dazu, ja, so lässt es sich doch wirklich gut aushalten.
Da ich ich gerade eh auf dem Musikserver unterwegs bin, suche ich nach höher auflösender Musik. Und lande schlussendlich bei Diana Krall mit „Wallflower“. Praktischerweise in CD-Qualität und mit 48/24 vorliegend. Gefällt mir ja schon die „Standardversion“ gut, überzeugt mich die bessere doch noch mehr. Nun, es ist jetzt nicht unbedingt so, als würde mir diese dann gleich ob des klanglichen Zugewinns das Wasser in die Augen treiben, und die der 44,1 nicht. Aber das Format mit 48 Bit/24 kHz hat definitiv seine Berechtigung. Der Nachhall der Klaviers perlt feinfühliger, die Stimme von Diana ist besser verständlicher und hat einfach das Gewisse mehr. Wenn dann noch die Streicher mit einsteigen und Michael Bublé durch die Gegend schmelzt, ist es es doch um mich geschehen. Und ich freue mich darüber, dass der Canor CD 2.10 seinen hochwertigen D/A-Wandler auch anderen digitalen Quellen zugänglich macht. Gut gemacht, Canor!
Zum Abschluss des Test darf es noch etwas rund gehen mit dem Hadouk Trio. Munter und mystisch mit „Vol De Nuit“ vom Album Live à FIP, ab und an mal Weltmusik hat ja seinen Reiz. Auch wenn ich, ehrlich gesagt, nicht wirklich alle hier gespielten Instrumente kenne.
Aber wie klar und sauber der D/A-Wandler des Canor die ihm per USB-B angelieferten Daten wandelt, begeistert mich sehr. Und das Schöne daran ist, dass der Klang niemals in unangenehme Schärfe umkippt. Die Klangfarben von Duduk und Okarina sind einfach ein Traum. Das Tempo und der Drive der Aufnahme ziehen mich einfach mit, egal ob ich will oder nicht. Und die saubere Struktur im Gumbass – einer Kastenhalslaute und bestehend aus dem Korpus einer marokkanischen Gimbri und dem Hals eines E-Bass – ist eine Klasse für sich. Ein ungebührliches Andicken dieser tiefen Töne verkneift sich der Canor CD 2.10, er bleibt jederzeit sauber strukturiert. Begleitet und angefeuert wird dieses muntere Treiben von einem herrlich trockenen und treibenden Schlagzeug. Doch obwohl es jetzt ordentlich rund geht auf der Bühne, behält der Canor CD 2.10 jederzeit die Übersicht.
Canor CD 2.10 – Fazit
Gleich beim ersten Testgerät aus dem Hause Canor hinterlassen die Slowaken mit dem Röhren CD-Player CD 2.10 einen bleibenden Eindruck. Zur coolen Optik mit dem schicken Display kommt ein sehr feinauflösender, offener, klarer wie auch großzügiger Klang. Dieser sorgt für ein völlig entspanntes Hörerlebnis und punktet dabei auch mit seinen geschmeidigen analogen Röhren-Genen. Zudem macht der Canor CD 2.10 seinen hochauflösenden D/A-Wandler auch externen Quellen zugängig. Den HiFi-IFAs Hammer hat sich der strahlkräftige CD-Spieler locker vom Hocker bei uns und im Kreise seiner High End Klassenkameraden erspielt.
Im Test
High End CD-Spieler mit D/A-Wandler
für externe Quellen
Canor CD 2.10
Preis: 3.500 €
Größe: 43,5*12,0*44,5 cm
Gewicht: 12 kg
Gehäuse: Schwarz. Front Aluminium Silber oder Schwarz
Vertrieb
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
Tel.: +49 231 9860285
Mail: info@mkidc.eu
Web: www.idc-klaassen.com
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MM-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Röhren-Hybrid-Vollverstärker Canor AI 2.10
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Regallautsprecher Cito Audio Modell DBC-8K
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8