Test: Dali Callisto 6 C – Wireless Musiksystem mit Sound Hub und Streaming Modul BluOS
Ich gebe es ungern zu, aber es war so. Im Eifer des alltäglichen Gefechts war ich einem Denkfehler aufgesessen… Ich hatte mich gefragt, ob ich wohl genug Kabel zu Hause hätte, um die aktiven Dali Callisto 6 C Lautsprecher, die ich soeben aus dem Karton gehievt hatte, mit dem mitgelieferten Dali Sound Hub zu verbinden. Sind ja schon ein paar Meter vom Zuspieler bis zu den Lautsprechern. In allen Kartons lag nichts bei… Toll.
Glücklicherweise bin ich dann noch von selbst drauf gekommen, das es bei einem Wireless Soundsystem eher Unsinn ist, viele Kabel bei zu legen. Und darum geht es hier ja schließlich! Die Vermeidung komplizierter Kabelstrecken. Und plötzlich wurde alles ganz einfach…
Zu meinem kabellosen Denkfehler hatte mich übrigens die RCA-Buchse am rückseitigen Terminal verleitet, die ich beim Anschluss des Lautsprechers ans Stromnetz erspäht hatte. Ja, der Strom. Ganz kabellos geht’s halt doch nicht. Wenn das digitale Musiksignal schon über den Äther zu den Lautsprechern schwirrt, muss zumindest die Energie zur Schallwandlung noch per Strippe zugeführt werden.
Dank der soeben entdeckten RCA-Buchse kann die Callisto 6 C auch ohne den Dali Sound Hub als „normaler“ Aktiv-Lautsprecher verwendet und beispielsweise an einen Vorverstärker angeschlossen werden. Die beiden – in dieser Ausbaustufe noch verkabelungsbedürftigen – Aktiv-Lautsprecher kosten 3.598 Euro das Paar. Alternativ bietet Dali übrigens noch den Kompakt-Lautsprecher Callisto 2 C zum Preise von 1.399 Euro pro Stück an. Aber darum soll es hier nicht gehen…
Für 649 Euro extra wird es dann mit dem Dali Sound-Hub kabellos. Jetzt wird es interessant. Der Sound-Hub ist im Prinzip ein Digitalwandler mit zusätzlichem Analog-Eingang und Bluetoothfunktionalität – der zudem eine proprietäre 30bit Digital-Verbindung im 5,8 GHz Frequenzband zu den Lautsprechern aufbaut. Von den 30bit Bandbreite gehören standardmäßig 24 Bit dem High-Res Musiksignal, das mit 96 kHz gesampled ist. Die restlichen Bits werden unter anderem für den eingestellten Lautstärkewert und die Lautsprecherkennung verwendet. Die Lautstärkeregelung wird dann erst ganz zum Schluss im Verstärkermodul des Lautsprechers umgesetzt.
Das nächsthöhere Maß an Integration bietet das Streaming Modul BluOS für 499 Euro, dass das Tor zur Datenwelt öffnet. Das Modul wird per plug-and-play in einen der zwei Modulschächte in den Sound Hub eingsteckt. Damit wird das Callisto System zum Preis von 4.746 Euro zur Komplett-Anlage. Wir hatten das Vergnügen, das Callisto System in voller Ausbaustufe zum Test zur Verfügung zu haben. Angeliefert wurde unser Setup in vier Paketen auf einer Euro-Palette:
- 2x Dali Callisto 6 C Standlautsprecher
- Dali Sound Hub
- Bluesound BluOS Streaming Modul für den Dali Sound-Hub
Aufbau und Installation
Für ein doch recht komplexes System wie das Dali Callisto war das Setup erstaunlich einfach und reibungslos. Lautsprecher auspacken, Spikes mit dem mitgelieferten Werkzeug montieren. Aufstellen, Strom anschließen. Fertig. Sound Hub auspacken, Abdeckkappe des Modulschachts entfernen (2 Torx-Schräubchen), BluOS-Modul einschieben und festschrauben, Fertig. Sound-Hub aufs Rack stellen und mit dem Steckernetzteil anschließen. Fertig. Die Tasten, um die Lautsprecher mit dem Sound-Hub zu verbinden, finden sich dann auch recht schnell.
Doch dann die bange Frage: Woher wissen die Lautsprecher, ob sie rechts oder links spielen sollen. An dieser Stelle der Tipp: den (männlichen) Drang, alles intuitiv lösen zu wollen, beiseite legen und die Quick-Installation-Guides zur Hand nehmen. Hier klären sich die Dinge, auf die man(n) schlecht von alleine kommt. Dazu gehören zum Beispiel das Pairing der Lautsprecher und die Festlegung der Position sowie die Aktivierung der Bluetoothverbindung und die Lautstärkeeinstellung durch das Streichen über den Lautsprecherdeckel.
Letzteres ist eine sehr nützliche Funktion, da der Musik-Hörer so nicht mehr abhängig von der App ist und auf dem Weg zum Telefon gschwind die Lautstärke anpassen kann. Den Lautsprecher findet man ja häufiger auch leichter als das Tablet. Der Drehknopf und die Fernbedienung des Sound-Hub sind übrigens Möglichkeit drei und vier hier pegelregelnd einzugreifen.
Die BluOS-App findet beim Start den Sound Hub problemlos. Etwas trickreich war hingegen die Integration meiner NAS als Musikserver in die Musik-Bibliothek. Der Pfad mit den Musik-Dateien musste in der App erst manuell ein- und freigegeben werden. War das erledigt hat die App recht zügig die rund 15.000 Dateien im Verzeichnis eingelesen und katalogisiert. Jetzt waren alle Quellen am Start. Es konnte also losgehen.
Schnittstellen
Um mit dem Callisto-Soundsystem in Kontakt zu treten, bleiben praktisch keine Wünsche offen. Hier die Musik-Schnittstellen im Überblick:
Schnittstellen Lautsprecher
- 30bit Digital-Verbindung im 5,8 GHz Frequenzband (proprietär zum Dali Sound Hub)
- RCA Vorverstärker-Eingang analog
Schnittstellen Sound Hub
- 2x Optische Eingänge (16 Bit / 32 kHz bis 24 Bit / 192 kHz)
- 1x Coaxial Digital Eingang (16 Bit / 32 kHz bis 24 Bit / 192 kHz)
- 1x Analog Stereo-RCA/Cinch Eingang
- 1x Analog 3,5mm Stereo-Klinke Eingang
- Bluetooth 4.2 (AAC, aptX, aptX HD)
- 1x Analog Stereo-RCA/Cinch Ausgang
- 1x Analog Subwoofer-RCA/Cinch Ausgang
- 1x USB-A für Service und Stromversorgung
- 30bit Digital-Verbindung im 5,8 GHz Frequenzband (proprietär zur Dali Callisto)
Schnittstellen Sound Hub per BluOS-Modul
- 1x LAN ( + 1 USB-WLAN-Steckmodul)
- 2x USB
- 1x USB für Service
BluOS™ und die APP
BluOS™ ist ein von Bluesound entwickeltes, eigenständiges intelligentes System zum Hören und Verwalten von Musik. Musik-Quellen können Computer oder Server im lokalen Heimnetzwerk sein, ebenso wie Cloud-basierte Musikdienste oder Internet-Radiostationen. Dabei kann es Musik aus verschiedenen Quellen beziehen und in plattformübergreifende Playlists sortieren. Maximale Auflösung von bis zu 24 Bit / 192 kHz, wobei mehrere BluOS™-Komponenten synchron mit identischen Daten oder mit unterschiedlichen Streams zu versorgen kann. Gesteuert wird das System über eine einfach bedienbare App auf dem Smartphone und Tablet oder über den PC. Nach etwas Eingewöhnung – der Funktionsumfang ist ja nunmal nicht zu verachten und die Annäherung an eine App erfolgt meistens intuitiv – bietet die BluOS eine Klaviatur, auf der sich das komplette Musiksystem bestens beherrschen lässt.
Lautsprecher DALI CALLISTO 6 C
Wenn das funktionale Herz des Wireless Musik Systems der Sound-Hub nebst BluOS™ Modul darstellt, ist das akustische Herz unseres Setups der Dali Callisto 6 C Lautsprecher. In unserem Hörraum in hochglanz weiss, aber auch erhältlich in Esche schwarz. Das rund ein Meter Hohe, recht schlanke Gehäuse wirkt, speziell in weiss, sehr gefällig – wie man auch den spontanen Ahs und Ohs der fachfremden Besucher im heimischen Hörraum entnehmen konnte. Die 22,6 Kilogramm Lebendgewicht der aktiven 6 C wirken solide, sind aber bei der Aufstellung gut handhabbar.
Der abnehmbare Spannrahmen der Lautsprechersäule kaschiert und schützt die vier Systeme der 6 C:
Den 17 mm x 45 mm Bändchen Super-Hochtöner und die 29mm Gewebe-Hochtonkalotte, die akustisch als Hybrid Hochtonmodul auftreten. Eine Dali Spezialität. Die Aufgabenteilung geschieht hier vollaktiv mit einem 24 Bit DSP. Zwei 165 mm Konusse mit Holzfasermembranen decken den Mittel- und Tieftonbereich ab. Hier wirkt eine passive Frequenzweiche mit einer Übergangsfrequenz von 2.600 Hertz. Gemeinsam decken die Systeme einen Frequenzbereich von 37 bis 30.000 Hertz ab, wobei der Bassreflex auf 40 Hertz abgestimmt ist. Der diskrete Class D Verstärker des aktiven Lautsprechers leistet 250 Watt RMS.
Klang
Für das Setup der Lautsprecher ist eine bequeme Zugänglichkeit der Rückseite zum Ablesen des Displays komfortabel und empfehlenswert. Anschließend sollte sich der stolze Besitzer des Callisto Musiksystems dann die Zeit nehmen, die Lautsprecher für die endgültige Hörposition entsprechend zu positionieren. Der Abstand zur Wand und zum Hörplatz sowie das Einwinkeln (Dali empfiehlt gerade Aufstellung damit der Frequenzgang im Hochton glatt ist und nicht überhöht aufs Ohr geht) der Lautsprecher beeinflussen Räumlichkeit und Bass. Die Callisto 6 C wird die Mühe ihrem Herrn und Meister musikalisch danken.
Nachdem ich also meine Hausaufgaben gemacht hatte, ging es los. Allein das Testen der Konnektivität machte schon Spaß und war eine kleine Reise durch die musikalische Landschaft – ehe es so richtig losging. Über Bluetooth rockte Loyle Carner mit „No CD“ das Haus, dann noch ein Sprung zu „Rivers“ von Bipolar Sunshine. Alles von gestreamt von Youtube. Nicht wegen HiFi. Wegen der Musik. Aus dem Gespräch heraus, zwischen Tür und Angel, mit einem Familienmitglied. Das macht Spaß so.
Der Besuch im Hörzimmer ist dann seines Weges gegangen und ich bin mit einem Click auf dem Tablet wieder allein im HiFi-Business. Ein schneller Wechsel in der App auf die Musik-Bibliothek. Was könnte denn passen nach dem Bluetooth-Auftakt? Ach ja. „Veto“ von Sohn. Damit haben wir schon häufiger gehört. Die Stimme von Christopher Taylor stand mit dem Tipp des Fingers aufs Tabletdisplay lebensgroß im Raum und sang eindringlich dem fulminanten Auftakt entgegen. Ich wusste ja, was kommt. Und als die Synthie-Bässe einsetzten wurde ich nicht enttäuscht. Das hatte Macht. Der schöne Kontrast gelang der 6 C unangestrengt.
Weiter mit etwas Ruhigerem. Aber da die Energie, die die Callisto 6 C zu transportieren vermag, mich schon angemacht hat, griff ich digital per BluOS zu meiner Lieblings-Singer-Songwriterin: Kari Bremnes. Ihr Album „Norwegian Moods“ ist da eine sichere Bank. Die wunderbare Stimme von Kari Bremnes stand in achtbarer Größe zwischen den Lautsprechern, der entrückt singende Chor füllt bei „Birds“ den Raum. Losgelöst von den Lautsprechern. Melancholie schwebte im Hörzimmer, die Basedrum kam trotzdem druckvoll und recht trocken. Skip zu „Coastal Ships“. Ein Fingertipp und die Brandung um die Lofoten schien mir entgegen zu donnern. Die zarte Stimme von Kari Bremnes im Kontrast zu den mächtigen Drums. Ein Schiff in rauher See. Ich sah es fast vor mir und zog auf der Couch die Strickjacke einen Tick enger an den Körper. „Made of steels and fairytales. What a sight!“ Das ging unter die Haut. Nachdrücklich, aber ganz ohne diese Portion Schärfe, die schnell zu viel werden kann. Klasse.
Apropos „unter die Haut gehen“. Unter die Haut ging auch „Nanga Parbat“ von Reinhard Mey. Ein 9:22 Minuten langes Hörspiel in dem die Musik nicht die Hauptrolle spielt. Die Musik zieht die Vorhänge des Kopfkinos auf, schafft Atmosphäre, zeichnet Bilder. Diffus, aber eindringlich – wie das Schneegestöber, das sie beschreibt. Reinhard Mey erzählt in seinem Song das Drama bei der Besteigung des 8125m hohen Berges durch die Brüder Reinhold und Günther Messner im Jahre 1970. Die letzten vier Zeilen beschreiben das menschliche Drama: „Da kommt einer heim aus der steinernen Wand * Ein Schatten nur von jenem anderen Teil * Der im Dunkel im ewigen Eis verschwand * Und wird er je gesund, wird er doch nie mehr heil.“ Ich saß dort und war 9:22 Minuten gebannt. Sehnsucht, Traurigkeit, Schuld, Stärke. All das trug Reinhard Mey, der zum greifen nah vor mir stand, an mich heran. Gänsehaut. Eine starke Leistung des Dali-Systems – schwere Kost fürs Gemüt. Auf seine besondere Art genial.
Um auf fröhlichere Gedanken zu kommen und als kleinen Härtetest ließ ich zum Schluss per BluOS nochmal die türkische Rockröhre Asli von der Leine, um den emotional aufgeladenen Äther in meinem Hörzimmer vorm Feierabend nochmal ordentlich durchzuspülen. Ja, die Dali Callisto 6 C verbarg nicht, das die Aufnahme stark komprimiert ist und die S-Betonung der türkischen Sängerin Asli verschwieg sie auch nicht. Aber all das brachte mir die 6 C so schonend bei, das ich mich nicht dran störte. Asli rockte das Haus ordentlich mit „Dans Etmeye Ihtiyacim Var“. Und weil’s so schön war – und Asli grad das dringende „Bedürfnis hatte zu tanzen“ – gleich nochmal! Und nochmal…
Fazit
Das Dali Callisto 6 C Wireless Lautsprecher-System ist eine alltagstaugliche, kabellose digitale Musik-Anlage mit Sound Hub und Bluetooth. Die Verbindung ins LAN- oder WLAN Netz gelingt mit dem BluOS-Streaming-Modul. Die Dali 6 C Standlautsprecher spielen mit rundem, sattem und auch bei schwierigem Musikmaterial angenehmen Klang bei schöner Räumlichkeit. Das Dali Callisto 6 C Wireless Musiksystem steht für unbeschwerten Musikgenuss, der schon beim Setup anfängt. Seine Stärken zeigt es im kompletten System. Für das stimmige Gesamtkonzept legen wir ein paar Extrapünktchen dazu. Zusammen ist’s ein Hammer!
Im Test
Dali Callisto 6 C Standlautsprecher: 3.598 Euro / Paar
Dali Sound Hub: 649 Euro
Dali BluOS Streaming Modul für Dali Sound-Hub: 499 Euro
Komplettes Callisto 6 C Wireless Musik-System: 4.746 Euro
Kontakt
DALI GmbH
Berliner Ring 89
64625 Bensheim
Tel. +49 62 51 – 8 07 90 10
E-Mail: kontakt@dali-speakers.com
www.dali-speakers.com/de