Jochen Bareiß kennen viele von seinem HiFi-Studio hoerenswert-HiFi in Nürtingen oder den gemeinsamen Auftritten mit Manger Audio und SPL auf den HiFi-Messen in Deutschland. Langjährig mit ihm verbunden ist auch der Kabelhersteller WSS-Audio, für den Jochen lange Zeit den Online-Kabelshop geführt und den er 2022 komplett von seinem Gründer Konrad Wächter übernommen hat. Gemeinsam mit hoerenswert-HiFi führt er die Historie von WSS fort und macht sich zudem Gedanken darüber, das Sortiment sinnvoll auszubauen. Neben Silber-, Gold- und Platin steht die Premium Line an der Spitze des WSS-Portfolios, zu ihr gehört das Lautsprecherkabel LS100 als jüngste Kreation. Mit rund 1.400 Euro für drei Stereo-Meter richtet es sich an ambitionierte Anlagen-Betreiber. Doch damit nicht genug rundet Jochen Bareiß die Premium-Kollektion kurzerhand noch mit dem Netzkabel N5(STC) ab. Wir HiFi-IFAs dürfen euch in diesem Test von unseren Höreindrücken berichten.
WSS Premium Line LS100 – Annäherung und Technik
Jochen Bareiß überreichte mir das WSS-Lautsprecherkabel LS100 aus seiner Premium-Linie in einem ebenso praktischen wie sicheren Kunststoffkoffer. Die Kabel darin, je ein Paar pro Stereo-Kanal, wirkten mit ihrem Durchmesser von jeweils knapp unter 8 mm erst einmal unspektakulär schlank und die am zylindrischen Gehäusekörper königsblau eloxierten WSS-Bananen-Stecker tragen auch nicht sonderlich dick auf. Der Außenmantel des Kabels ist ein schwarzes Textilgeflecht mit einem dezenten roten Kennfaden, der es als Mitglied der Premium Line ausweist. Silber, Gold und Blau zieren jeweils die Silber-, Gold- und Platin-Line.
Der erste Blick in den Koffer offenbarte mir also eine Mischung aus sorgfältigem Pragmatismus und Understatement, die wie Faust aufs Auge zur Haltung von Jochen Bareiß passen. Da ich Jochen ein wenig kenne, verwunderte mich das also nicht wirklich. Ich unterstelle ihm mal ganz frech: Qualität ohne Bling-Bling ist sein Ding.
Das LS100 wird serienmäßig mit stramm sitzenden WSS-Hohlbananas aus Silber konfektioniert. Davor sitzt der rote oder schwarze Schrumpfschlauchlauch für den Pol, den Übergang zum dickeren, ummantelten Kabelmittelteil stellt ebenfalls ein Schrumpfschlauch dar. An dem Kabelende für den Lautsprecher ist – ebenfalls auf einer roten beziehungsweise schwarzen Gummihülse – die Laufrichtung vermerkt. In der Preisklasse um 1.500 Euro wären für meinen Geschmack auch aufwändigere Ausführungen denkbar, wobei – wie schon gesagt – die vorliegende Konfektionierung auch unter Kostenaspekten betrachtet pragmatisch und gut ist.
Beim LS100 setzt Jochen auf Erfahrungen und Elemente der WSS NF-Kabel. Für die Leiter kommt die „WSS-Stringverseilung“ mit galvanisch getrennten Einzelelementen zum Einsatz. Das heißt, das Kabelpaar ist mit je einem Hin-Leiter und einem Rück-Leiter ausgestattet. Das Leitermaterial ist massives N4 Reinsilber mit 1 % Goldanteil. Alle Einzelelemente sind paarig geschirmt und mit unterschiedlichen, optimierten Schlaglängen und Verseilwinkeln zum Gesamtleiter verseilt. Die Schlaglänge beschreibt die Länge/Distanz, die ein Element braucht, um sich einmal komplett um die Kabelachse zu wickeln. Der Verseilwinkel ergibt sich aus der Schlaglänge und dem Durchmesser der Wicklung. Zudem verseilt WSS mit gegenläufigen Verseilrichtungen und Z- sowie S-Schlägen. Die Kombination aus Z- und S-Schlag ergibt ein Paar, insgesamt kommen vier Paare je Hin- bzw. Rückleiter zum Einsatz. Die Unterschiedlichkeit sorgt dafür, dass die Innenleiter nicht parallel laufen. Die Primärisolationen bestehen dabei aus geschäumten Teflon PTFE-Band (GORE TEX). Ziel dabei sind eine optimierte Leitungskapazität und Induktivität.
WSS Premium Line LS100 – Technische Daten
- Einzelleiter Reinsilber 2 x (2 x 0,40 mm)
- Isolation Teflon PTFE (Goretex)
- Abschirmung graphitiertes Teflon PTFE
- Gesamtverseilung 8 x 2 x (2 x 0,40 mm) über ein Kernmonofil verseilt
- Gesamtquerschnitt 2 x 2 x 2,00 mm²
- Außenmantel Textilgeflecht schwarz mit rotem Kennfaden
- Außendurchmesser 7,5 ± 0,3 mm
Netzkabel WSS Premium Line N5(STC) – Annäherung und Technik
Das Netzkabel WSS Premium Line N5(STC) ist tatsächlich so taufrisch, dass Jochen Bareiß es mir noch kurz vor den Norddeutschen HiFi-Tagen 2024 zusendete. Warum also nicht gleich noch einen Blick auf den Kabel-Kollegen aus der Premium-Serie werfen.
Das Netzkabel in der Länge 1,5 m für etwas über 500 Euro kam in dem typischen WSS-Koffer, der mit Schaumstoff sicher ausgeschlagen ist. Offensichtlich ziert auch dieses Kabel der Mantel aus Gewebegeflecht mit rotem Kennfaden für die Premium Line. Das N5(STC) Premium Netzkabel in meinen Händen ist mit den WSS-PowerPlug Standard-Steckern in der Ausführung Silber/Rhodium konfektioniert. Auffällig ist der durchsichtige Kunststoffkörper des Steckerteils, der später in der Buchse des Gerätes beziehungsweise der Steckdose sitzt. Der Griffbereich der Stecker besteht aus Aluminium und ist haptisch angenehm mit einer feinen Riffelung im Waffelmuster versehen. Ein Pol ist an beiden Steckern durch einen weißen Ring beziehungsweise roten Punkt gekennzeichnet,
Gegen Aufpreis bietet WSS optional zur Aufwertung eine Konfektionierung mit den OYAIDE P004 Steckern mit Beryllium Copper Kontakten und Platinum-Palladium Oberfläche an, die im Inneren auch die Technik der ultimativen M1-F1 Stecker haben.
Wie schon die Lautsprecherkabel der Premium Line basiert das Netzkabel N5(STC) auf Elementen der NF-Kabel. Daher sind sie vom Aufbau recht ähnlich. Bei den Leitern P und N kommt jeweils die WSS-“Stringverseilung“ mit galvanisch getrennten Einzelelementen zum Einsatz. Alle Einzelelemente sind paarig geschirmt und mit unterschiedlichen Schlaglängen und Verseilwinkeln zum Gesamtleiter verseilt. Die Verseilung der Pärchen mit S- und Z-Schlag erfolgt dann um den Schutzleiter im Kern. Durch diesen Aufbau ist nicht das ganze Kabel, sondern ausschließlich der Schutzleiter geschirmt, was eine zu hohe Dämpfung vermeiden soll und auf niedrige Induktivität und Kapazität abzielt. Als Leitermaterial verwendet WSS massives N4 Reinsilber mit acht solidcore Litzen mit einem Durchmesser von jeweils 0,6 mm. Als Primärisolationen dient geschäumtes Teflon PTFE-Band (GORETEX), wobei die Schirme aus beidseitig graphitiertem TEFLON Band ausgeführt sind. Die Isolation des Schutzleiters, der aus versilbertem OFH-Kupfer besteht, übernimmt Teflon PTFE. Das Kabel ist, wie das LS100, knapp unter 8 mm dick und lässt sich gut biegen und verlegen.
WSS Premium Line N5(STC) – Technische Daten
- Stromleiter: Reinsilber 2×1,50 mm²
- Isolation Teflon PTFE (Goretex)
- Schutzleiter OFHC Kupfer versilbert 19 x 0,25 mm
- Querschnitt 1 x 1,00 mm Isolation Teflon PTFE
- Abschirmung Alu-Folie + Cu-Umlegung versilbert
- Innenmantel Spezial Thermoplast, hochflexibel
- Außenmantel Textilgeflecht schwarz mit rotem Kennfaden
- Außendurchmesser 7,5 ± 0,3 mm
WSS-Premium Line LS100 – Klang
Zuerst widme ich mich dem Lautsprecherkabel, das mich, wie bereits erwähnt, vor dem Netzkabel erreichte. Wenn der Anlagen-Betreiber in seiner HiFi-Anlage ein Lautsprecherkabel tauscht, wird er, so es denn welche gibt, Unterschiede zum gewohnten Kabel wahrscheinlich relativ schnell im Gesamtklangbild bemerken. Aufbau und Materialien des Kabels beeinflussen den Klang einerseits gesamtheitlich, anderseits können sie dem Klang bestimmte Ausprägungen verleihen. Wenn man so will, gibt es in dem Betrachtungsraum also zwei grundsätzliche Achsen: welcher Art ist die klangliche Einflussnahme und wie intensiv offenbart sich diese. Wenn man sich also einhundert Kabel anhört, werden sich mit ziemlicher Sicherheit nicht alle gleich auf den Höreindruck auswirken, es wird aber auch Kabel geben, die vergleichbar klingen. Das Ganze steht dann noch in Wechselwirkung mit den Komponenten, zwischen denen das Kabel eingesetzt wird. Wichtig: Ein Kabel für sich allein kann somit weder „klingen“, noch alleinig einen klanglichen Eindruck hinterlassen.
Mein Höreindruck resultiert im Wesentlichen aus der Wechselwirkung mit den Regallautsprechern Diapason Adamantes V (um 6.500 Euro das Paar) und der Endstufe SPL Performer s1200 (ebenfalls um 6.500 Euro). Den Einfluss des Kabels möchte ich mit einer feinen Zeichnung, Detailreichtum, Transparenz und Konturiertheit umschreiben, die meinem Setup und meinen Hörgewohnheiten sehr zuträglich waren. Die Musik hat dabei nie verkopft oder technisch geklungen, sondern der Einfluss kam für mein Empfinden eher der Spielfreude zugute, die sich bestens mit dem Rest der Kette vertragen hat. Hier nun ein paar konkrete Eindrücke.
Das Netz vergisst nichts, sagt man. Die Playlist des Lumin U1 mini aber auch nicht, wenn man nicht ab und an mal aufräumt. So bin ich, nachdem ich den Player mal wieder aktiviert hatte, auf Sting gestoßen, um ihm in sein Labyrinth zu folgen. Genau genommen den Songs of the Labyrinth. Stings achtes Studioalbum entstand zusammen mit dem bosnischen Laute-Spieler Edin Karamazov. Der erste Auftritt in „Dowland: Walsingham“ gehört denn auch der Laute des Co-Stars, die sich zwischen den Lautsprechern ihren Raum schafft. Fokussiert, aber mit erkennbaren Dimensionen des Instruments. Die Saiten scharf gezeichnet, den Korpus aber trotzdem noch erahnen lassend. Feine Schwingung kommen gut durch.
Im folgenden „Dowlands: Can she excuse my wrongs?“ gesellt sich nach langem Atemzug Sting hinzu und übernimmt die Bühne. Korrekte Größe der Stimme, nicht schüchtern einen Tick vor der Lautsprecherebene. Die Zeichnung seiner Stimme passt wunderbar zum feinen Lautenspiel. Die folgende Mehrstimmigkeit ist räumlich sauber umrissen und auch die Stimmen lassen sich gut differenzieren. Beim Intermezzo „Ryght Honorable“ hat man seine Ohren förmlich an den Lippen Gordon Matthew Thomas Sumners, der leise, aber mit Bestimmtheit seine Botschaft zum Besten gibt. Sagenhaft in „Flow my tears“ ist zum Schluss das entfernte Läuten von Glocken, so dass ich kurz glaube, die Kirche von Leinfelden hören zu können. Authentizität kann also auch im Kleinen, im Detail gelingen. Die Stimmung, Tonalität und Räumlichkeit lädt förmlich zum Weiterhören ein, ich möchte aber noch in der Playlist weiter stöbern.
Um mich aus der Nachdenklichkeit von Stings Opus zu holen, klicke ich auf Wolfsheims „Once in a lifetime“. Hm, kein Vorführtitel – macht aber mächtig Spaß, den mal in so einer Anlagen-Konstellation zu hören. Muss man nicht, kann man aber. Speziell am Anfang dröselt die Anlage die Elektro-Impulse im Raum fein auf und zeichnet sie nach. Das braucht man nicht, um Spaß an dem Song zu haben, spannend ist es trotzdem. Dann setzt der unverschämt satte, pumpende Bass ein. Das WSS Premium Line LS100 hilft dabei, das Volumen zuzulassen, ohne das es aus dem Ruder läuft. Die Energie ist da, aber auf den Punkt dosiert. Gleichzeitig positioniert es die charismatische Stimme Peter Heppners mittig, die sich auch im immer mehr verdichtenden Verlauf des Titels nicht verliert. Das geht auch im pumpenden „Heroin, she said“ direkt weiter. Musik gewordener Konflikt – Verzweiflung, Konfusion. Das Drama verklumpt nicht zu einem Klangbrei, sondern wird zu einem Statement, bei dem die Zutaten erkennbar bleiben. Und das breitet sich in beeindruckender Macht und Größe vor mir aus. Die Elektronik-Effekte bleiben sauber gezeichnet. Das alles kommt aus den kleinen Lautsprechern vor mir? Jawohl.
Depeche Mode hauen mit „Blasphemous Rumours“ direkt in die gleiche Kerbe. Wow. Das Album Some Great Reward ist aus 1984 und ich kenne es mein HiFi-Leben lang. Vor fast 40 Jahren hörte ich es als LP – die ich die Tage tatsächlich wieder rausgekramt und gewaschen habe – und entdeckte es erst die letzten Jahre durch das Streaming wieder. Bei der Umstellung auf digital hatte ich es irgendwie fast vergessen. Auch jetzt begeistert mich wieder die räumliche Aufteilung, das Spiel mit den Stereokanälen, das Wandern von Sound-Effekten von links nach rechts und wieder nach links, als würde eine leere Kino-Filmdose vor mir im Kreis rollen. Auch hier ist die Atmosphäre sehr dicht, der Bass dabei sehr impulsiv. Die Stimmen betten sich in den Strophen nahtlos darin ein und erzählen die traurige Geschichte, die mir die Gänsehaut auf die Unterarme treibt. Interessant ist, dass der Refrain irgendwie abgehoben und losgelöst klingt. Auch das zeichnet die Anlage fein nach. Natürlich habe ich den Titel schon zuvor einmal in toller Qualität gehört, das WSS LS100 versteht es aber, mit seinen Qualitäten hier und da immer noch ein i-Tüpfelchen obenauf zu setzen.
Sensationell kommt auch „Blueprint“ aus 1987 von den Rainbirds, das spielfreudig auftrumpft. Hoppla, jetzt kommen wir, aus Berlin. „I sneak around the corner with a blueprint of my lover, Yeah, with a blueprint of my life, I would better run for cover…“. Allen voran die damals 24-jährige Katharina Franck. So frisch habe ich den fast 40-jahre alten Titel ewig nicht mehr gehört. Man spürt die Jugend und das Ungestüme in jeder Note. Mein Anspiel-Tipp sind dazu noch „No greater Love“ und „We make Love falling“ im Doppelpack, die überraschend selbstbewusst und zum Kontrast auch sehr gefühlvoll aber immer raumfüllend daherkommen. Einigen Klangeffekten kann man gefühlt ewig beim Ausklingen zuhören.
Das Album Rainbirds ist für mich ein Stück deutscher Pop-Musik-Geschichte, das man immer wieder neu erleben kann. So, wie No need to argue von den Cranberries und der sagenhaften Dolores O’Riordon aus 1994. „Yeat’s grave“ und „Daffodils Lament“ hauen in die gleiche Kerbe. Es macht durchaus Sinn, sich das Altbekannte nochmal in neuer Qualität zu Gemüte zu führen. Mit mehr Gefühl für Feinheiten und damit auch für Emotionen. Das gilt im großen Stil für die Anlage als solche, aber auch für Verbesserungen im Detail – wie zum Beispiel mit einem Lautsprecherkabel wie dem WSS Premium Line LS100.
Schöne Erlebnisse hatte ich auch analog von der Schallplatte. Exemplarisch sei hier noch Wolfgang Bernreuther und sein Longplayer Don’t let the Devil Ride erwähnt, bei dem seine Mitstreiter Thomas Feiner und Leo „Bud“ Welch als Protagonisten kräftig mitmischen. Beim Titelsong erscheint die Stimme des Bluessängers Bud Welch derart präsent zwischen den Lautsprechern, dass es mir fast unheimlich wird. Man meint den Sänger fast vor sich stehen zu sehen. Auch die Instrumente gehen forsch zu Werke, aber ohne zu zwicken in den Ohren. Das Schlagzeug setzt mit den Snares und Hihats klare Akzente, satt untermauert von der bluesig schleppenden Bass-Drum, die Mundharmonika steht im launigen Dialog mit dem Gesang und die Gitarren spielen sehnig in einer schönen Melange. Eine ausgewogene Mischung aus der Atmosphäre des Zusammenspiels der Band und der Differenzierbarkeit der einzelnen Akteure. Und auch wenn dies eine Studio-Aufnahme ist, erweckt sie den Anschein, leibhaftig in stattlicher Größe mit großer Spielfreude vor mir aufgeführt zu werden. „That’s it“ it heißt es am Ende des Songs. Tatsächlich?
WSS Premium Line N5(STC) – Klang
Wie sprach mein berühmter Namensvetter Peter Falk aka Inspektor Colombo doch immer noch am Ende seiner Hausbesuche, quasi im Gehen mit der Türklinke in der Hand: „Eine Sache hätte ich da noch“. Stimmt, ich war so vertieft in das WSS-Lautsprecherkabel, dass ich fast das Netzkabel in seinem Köfferchen vergessen hätte. Kam ja auch später und man wird zudem nicht jünger…
Also das grundsolide SupraCable Bestandskabel aus der Endstufe SPL Performer s1200 ausgesteckt und das WSS Premium Line N5(STC) von der gleichen SupraCables Steckdosenleiste aus eingesteckt. An dieser Stelle bringe ich noch einen weiteren Abspieler ins Spiel: das CD-Laufwerk NuPrime CDT-9, mit dem ich mich die letzte Zeit ebenfalls intensiv beschäftigt und meine Anlage mit dem Sound damit aktuell gut im Ohr hatte. Auf der Suche nach neuem Hörstoff kommt mir Sarah Ferris Ferritales Silberscheibe wieder in die Finger, die mich ab dem ersten Ton begeistert. Schnell wird mir in der Bauchgegend klar, dass die grundsätzliche Wirkung des N5(STC) auf den kompakten Endstufenboliden in eine ähnliche Richtung geht, wie bereits das Lautsprecherkabel aus der Premium Line. Das Klangbild wird ruhiger, offener, offenbart Details noch einen Hauch feiner und unterstützt das Aufspannen des Raumes. Bitte kein Missverständnis: die Änderungen manifestieren sich nicht in der Dimension „hier spielt nun eine andere Anlage“, sondern es handelt sich, spielt die Anlage bereits auf einem gewissen Niveau, um lohnenswertes Feintuning.
Beim Opener „On my own“ legt die flott gezupfte Gitarre gleich so spielfreudig und plastisch los, dass es mich direkt mitreißt. Dann tritt sie einen Schritt zurück und bekommt dezente Begleitung von Bass und Schlagzeug. Das Trio gibt die Bühne frei für Sarah Ferri, die den Raum sogleich entert und fein umrissen im Raum steht. Auch der Wechsel zum erneuten Auftritt der Akustik-Gitarre gelingt bruchlos. „Were you there“ bringt ein Klavier ins Spiel, begleitet vom Gesang, der die Atemzüge der Sängerin fein nachzeichnen kann. Von nachdenklich bis eindrücklich ist die Bandbreite, die von einer feinen Zeichnung auch ins agressive kippen könnte, was die HiFi-Kette auch mit Hilfe des N5(STC) verhindert. „A place on the moon“ offenbart dann die herrliche metallische Signatur des Hihats, als sei es greifbar, ebenso wie der gestrichene Besen auf den Snares. Auch das Gefühl für Rhythmus passt. Herrlich.
Zum Schluss noch einen Abstecher in die Klassik zu Friedrich Guldas „Mozart Tapes“, die ich immer wieder gerne höre. Die Aufnahme bestätigt mir meine Eindrücke, die ich schon bei den Ferri Tales bekam. Guldas Spiel hat zu Beginn etwas wunderbar nachdenklich, etwas Bewusstes, jeder Anschlag bekommt einen Sinn. Mit dem Wechsel auf das N5(STC) kommt das noch einen Hauch besser heraus, weil es das Klangbild weiter in sich abrundet und kleinste Details plastischer offenbart. Dabei wirkt auch hier das Spiel frisch und freudig. Die Musik passiert nicht einfach so, Friedrich Gulda zelebriert sie und ich darf dabei sein. Der Konzertflügel baut sich in einer ordentlichen Größe vor mir auf und wirkt klanglich straff. Eigentlich mag ich das Gehörte gar nicht weiter sezieren, da dies das Gesamtbild und den Zauber der Musik für den Augenblick zerstört. Ich beschränke mich nun auf das Hören meiner Musik und empfehle jedem, der Interesse bekommen hat, die Wirkung des WSS Premium Line Lautsprecherkabels oder des Netzkabels – oder gar beide zusammen – individuell selbst zu erfahren.
Fazit WSS Premium Line LS100
Das WSS Premium Line LS100 für 1.400 Euro ist pragmatisch mit perfekt sitzenden Hohlbananen-Steckern konfektioniert und richtet sich äußerlich definitiv nicht an die Fans von Bling-Bling. Die Wirkung von Analog-Kabeln, also auch Lautsprecherkabeln, ist immer individuell und hängt von den Spielpartnern ab sowie vom Gesamtsound der Anlage, in die sie integriert werden. Das Kabel mit Silber-Einzellitzen gab dem Sound in meiner Anlage einen feinen, detailreichen Touch mit, erlaubte eine ausgeprägte Räumlichkeit und schöne Klangfarben ohne Effekthascherei bei spielfreudiger Dynamik. Das LS100 schien so die Charaktere der Mitspieler in meiner Anlage mit angenehmer Leichtigkeit zum Vorschein kommen zu lassen. Wieviel der HiFi-Fan für ein Lautsprecherkabel ausgeben mag, ist immer eine individuelle Entscheidung, da gibt es keine Diskussion. Wer bereit ist zwischen 1.000 und 1.500 Euro für ein Lautsprecherkabel auszugeben und seinen Hörgeschmack in der obigen Beschreibung wiederfindet, der sollte das WSS Premium Line LS100 unbedingt mit auf die Degustations-Liste nehmen und bekommt die Musik dann frisch auf den Tisch serviert.
Fazit WSS Premium Line N5(STC)
Das High End Netzkabel WSS Premium Line N5(STC) ist in der Preisklasse um 500 Euro in einer ambitionierten Preisklasse unterwegs, die natürlich Erwartungen weckt. Bereits von der Konfektionierung und auch haptisch wird der Besitzer erfreut sein. Zudem lässt das Kabel sich mit rund 8 mm Durchmesser auch bei größerem Kabelwirrwarr leicht in der HiFi-Anlage verlegen. Ein Kabel klingt bekanntlich nicht im aktiven Sinne, aber es hat seine speziellen Eigenschaften als Leiter und steht in Wechselwirkung mit dem Gerät, an das es angeschlossen ist. Im Test verhalf das WSS Premium Line N5(STC) der Stereo-Endstufe mehr Feinzeichnung, Spielfreude und Räumlichkeit zu entwickeln sowie weiterzugeben. Das macht das Musikhören zum besonderen Erlebnis, wie das Amuse-Gueule ein ausgezeichnetes Menü abrundet. Ein Netzkabel ist sicherlich nicht das erste Zubehör, was man sich für die klangliche Aufwertung seiner Anlage zulegt. Ist der Musikfreund auf seinem Weg zum Glück aber erstmal an dem Punkt angelangt, über i-Tüpfelchen nachzudenken, kann er das N5(STC) bedenkenlos in die engere Wahl ziehen – auch in Kombination mit seinen Marken-Kollegen der Premium Line.
Im Test
High End Lautsprecherkabel WSS Premium Line LS100
Preis Testkabel (2x3m): 1.420 Euro
Standard-Längen: 2,0 m und 3,0 m, weitere Längen auf Anfrage
High End Netzkabel WSS Premium Line N5(NSC)
Preis Test-Kabel (1,5 m): 535 Euro
Standard-Längen: 1,0 m, 1,5 m, 2,5 m, 4,0 m, 6,0 m, weitere Längen auf Anfrage
Aufpreis Oyade P004: um 500 Euro
Vertrieb
Hoerenswert-hifi
Im Inneren Bogen 25
72622 Nürtingen
Tel.: 07022 – 21 65 891
Mail: wss@hoerenswert-hifi.de
Web: www.wss-kabelshop.de
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3, SPL Phonos
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius