Test: Standlautsprecher BETONart audio SYNO aktiv mit WiSA – Harte Schale, warmer Kern

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Im Test der aktive Standlautsprecher BETONart audio SYNO aktiv mit DSPVor einem Jahr war ich bei Peter Neumann zu Besuch. Ein sehr großes Besteck hat er sich mit den passiven BETONart audio Diverso Standlautsprechern gegönnt und mich zum Hören eingeladen. Nun, der Entwickler und Hersteller Jörg Wähdel war nicht untätig, und hat seine Lautsprecher in Zusammenarbeit mit Hubert Reith von der hifiakademie in einer aktiven Variante auf den Markt gebracht. Das hört sich interessant an, und so habe ich das Vergnügen, die BETONart audio SYNO Aktivlautsprecher für euch testen zu können.

BETONart Syno aktiver Standlautsprecher beim TransportJörg Wähdel bietet seine Lautsprecher im Direktvertrieb an. Im Kaufpreis eingeschlossen sind bei ihm die persönliche Anlieferung und Aufstellung sowie die Einmessung im Hörraum des Käufers. Ein höchst angenehmer und praktischer Service, vor allem wenn man bedenkt, dass die BETONart audio SYNO aktiv 60 kg wiegen, das Stück wohlgemerkt. Diesen Service habe ich daher auch selber für den Test sehr gerne angenommen, musste ich die guten Stücke so doch nicht alleine bewegen. Worüber ich dann auch echt froh war!

Verpackt sind die SYNO aktiv in eine äußerst stabile Holzkonstruktion, ebenfalls eine Idee vom Entwickler. Ebenso praktisch wie stabil. So überstehen die Lautsprecher den Transport mit der dringend benötigten Sackkarre dann auch  unbeschadet.

„Reduce To The Max“, so sehen die BETONart audio Lautsprecher in ihrer minimalistischen und sehr klaren Formsprache aus. Der Gründer des Bauhaus Walter Gropius hätte wohl seine helle Freude an ihnen gehabt. In jede modern und klar eingerichtete Wohnung passen die Konstrukte aus Beton wunderbar, und in ein Loft sowieso, so mein erster Gedanke. Doch auch in meinem ganz normal eingerichteten Wohnzimmer hinterlassen die SYNO einen wirklich erfreulichen Anblick. Unter anderem auch wegen ihrer doch eher zierlichen Abmessungen von 112*17*30 cm und dem dezenten, hellgrauen Beton halten sie sich optisch zurück. Doch es geht auch auffälliger. Verschiedene Farben – dem Beton werden dazu beim Anmischen Farbpigmente beigegeben – und Strukturen der Oberfläche sind auf Wunsch des Käufers möglich.


BETONart audio SYNO aktiv – Technik

Test aktive High End Standlautsprecher Betonart Syno mit D'Appolito AnordnungEine Kunst für sich ist die Herstellung der BETONart audio Lautsprecher. Diese werden monolithisch – also in einem Guss – betoniert und weisen daher an ihrer Oberseite auch keine Betonierfugen auf. Sich dafür eine Schalung auszudenken, die sich nach dem Betonieren – die Abbindezeit von Beton beträgt 28 Tage – nach unten herausziehen lässt, Respekt. Da dürfte gerade am Anfang der Lautsprecherentwicklung so manches zu Bruch gegangen sein. Damit ebensolches später beim Kunden nicht passiert, verwendet Jörg Wähdel Carbonbeton für die lediglich 2 cm schlanken Wandungen. Carbonfasern für die Armierung hat er gewählt, weil diese sich gut im Beton einmischen lassen. Zudem können auch keine Rostflecken wie bei dem sonst gebräuchlichen Baustahl entstehen.

Leicht erkennbar hat Jörg Wähdel die Chassis der SYNO aktiv nach dem D’Appolito-Prinzip angeordnet. Die beiden Tief-Mitteltöner sind also ober- und unterhalb des Hochtöner, der einen angedeuteten Waveguide besitzt, angeordnet. Gerade beim designorientierten und sparsam eingerichteten Hörer hat dies definitiv seine akustischen Vorteile. Um ein gutes Abstrahlverhalten nach D’Appolito zu erreichen, sollte die Trennfrequenz des Hochtöner relativ tief sein. Deshalb hat Jörg Wähdel eine von Dr. Müller entwickelte Seidenkalotte gewählt, diese besitzt einen für einen Hochtöner relativ großen Durchmesser von 30 mm und wird von Wavecor produziert. Diese ermöglicht eine ungewöhnlich tiefe Trennfrequenz von 980 Hz. Musikalisch begleitet wird die Seidenkalotte von den beiden 15 cm messenden Tief-Mitteltönern. Deren Membranen bestehen aus Papier – also Naturmaterial – um einen dementsprechenden natürlichen Klang zu erzeugen und sind in ihrer Mitte für ein besseres zeitrichtiges Abstrahlverhalten mit einem Phaseplug aus Aluminium ausgestattet.

DSP-Verstärker der Betonart SYNO aktiv mit WISA-ModulUm seine Lautsprecher zu aktivieren, hat Jörg Wähdel sich Hubert Reith von der HiFiakademie ins Haus geholt. Praktischerweise ist der Weg nicht allzu weit, wohnen doch beide in Leimen. So lässt sich auch schnell mal was ausprobieren und nicht nur am Computer simulieren. Die Class-D Endstufen der SYNO aktiv mit einer Leistung von 200 Watt stammen aus der Feder von Hubert Reith. Auch das integrierte DSP-Modul – mit diesem Klangprozessor sind Raumanpassungen möglich – ist aus seiner Hand. Der Leimener Elektronikspezialist ist recht umtriebig und in der HiFi-Szene schon lange kein Unbekannter mehr. Fleißig entwickelt und baut er neben seinen Verstärkern und DSP- Modulen auch Phono-Module sowie den Netzwerkplayer HiFiAkademie Stream6, der als Datenlieferant im Test diente. Alle diese Komponenten und deren Herstellung sind übrigens Made in Germany!

Im Bild die Lautsprecher-Chassis der aktiven High End Standlautsprecher Beton-Art audio Syno aktivDas Schöne an den Aktivlautsprechern BETONart audio SYNO aktiv ist ja, dass sie auf zweierlei Weise betrieben werden können. Erstens ganz klassisch analog mit XLR- oder Cinchkabel an einem Vorverstärker. Oder kabellos / wireless in HiRes Qualität (24 bit bei 48 kHz/ 96 kHz) wie in diesem Test, über einen WiSA Sender. Den Standard „WiSA“, im Gegensatz zu Bluetooth und WLAN speziell entwickelt für Musikübertragung, Kürzel für Wireless Speaker and Audio Association, gibt es seit 2011, und ist aktuell wohl eine der besten Möglichkeiten Daten ohne Verluste und zeitrichtig zu übertragen. An Taktraten kann das WiSA-Interface 44,1, 48, 96 und 192 kHz verarbeiten. Der HiFiAkademie Stream6 WiSA, der die Aktivlautsprecher versorgt, sendet in diesem Fall alle Signale mit 96 kHz an die BETONart Lautsprecher. Auch ist der in der Lage, 88,2 oder 176,4 kHz nach 96 kHz zu wandeln.

Ein paar technische Daten
  • Design-Lautsprecher-Gehäuse aus Carbonbeton
  • Zwei 15 cm Papier Tief-Mitteltöner in D´Appolito Anordnung mit Aluminium Phaseplug
  • Tiefe Trennfrequenz von 980 Hz mit großer 30mm Seidenkalotte von Dr.Müller
  • 2*200 Watt pro Lautsprecher – made in germany
  • Wireless – WiSA (Hi-Res 24bit / 96khz) & Analog (XLR / Cinch)
  • Integrierte DSP-Klangprozessor zur Raumanpassung
  • 112*17*30 cm / 60 kg
  • Liefern, Aufbauen und einmessen vor Ort im Preis inbegriffen

BETONart audio SYNO aktiv – Klang

Wie ich bereits oben geschrieben habe, war Jörg Wähdel bei mir daheim. Und so waren die Standlautsprecher ruckzuck aufgestellt, schließlich weiß er ja, bei welcher Aufstellung sie sich am Besten anhören. Und leicht am Hörer vorbei war bei mir dann das Optimum. Dann kamen seine Messutensilien bestehend aus einem Laptop, Mikrofon und Stativ ins Spiel. Ein paar Mal ließ Jörg dann sein Programm durchlaufen, um die Lautsprecher an den Raum anzupassen.

Nick Cave: Idiot PrayerUnd dann kann es auch schon losgehen mit dem Test der Aktivlautsprecher. Mit Nick Cave und seinem Album „Idiot Prayer“, gestreamt über Qobuz. Eine tolle Musik, hin und wieder schon mal gehört, aber doch nicht in dieser Intensität. Die Darbietung über die SYNO aktiv bringt mir diese Musik eindringlich nahe. Wobei ich dann feststelle, dass es sich hierbei eher um wirklich große Tonkunst handelt. Wie gefühlvoll Nick Cave, andere sind in seinem Alter schon längst in Rente, mit den Tasten auf dem Flügel umgeht, jeder Anschlag – leicht warm gefärbt – sitzt, großer Respekt von meiner Seite. Völlig entspannt spielt er, und dazu seine ruhige und angenehm warme Stimme. Vielleicht kommt diese Art von entspanntem Spiel und Gesang auch erst mit dem Alter, wenn es einen nur noch wenig juckt, was um ihn herum geschieht.

Weiter geht es mit „Start Walkin‘ 1965-1976“ und Nancy Sinatra. Gut abgehangene Schinken, seit Februar 2021 mit 24 bit / 44,1 kHz auf Qobuz. Toll, wenn man so schnell „Neuerscheinungen“ hören kann. Schön auch, wie die SYNO aktiv einem auf Anhieb klar machen, dass man sich nicht gleich alles „Neues“ zulegen muss. Verwaschen und komprimiert kommt es aus den High End Lautsprechern. Kurz durchhören? Nein danke, da greife ich doch lieber auf altbewährtes Musikmaterial zurück…

Haris Alexiou - Around the World live Cover 600Also doch mal wieder wieder meine heißgeliebte Haris Alexiou, es nützt alles nix! „Ja Ena Tango“ von ihrer CD „Around The World“ ist halt doch eine Referenz für mich. Auf der rechten Seite ertönt wie immer die Akustikgitarre, über die BETONart audio SYNO aktiv ein wenig wärmer als gewohnt. Die Stimme von Haris ergreift mich wie immer, auch wenn ich bemerke, dass sie doch eine Spur luftiger sein könnte. Dennoch höre ich die verschiedenen Nuancen, sie gehen nicht verloren. Nach einer Weile ertönen linkerhand die Kastagnetten. Für meinen Geschmack dürften sie jedoch etwas weiter im Hintergrund sein. Auch beim nächsten Lied „Up To The Mountain“ von HUSH, die Sängerein steht felsenfest in der Mitte, fehlt mir etwas räumliche Tiefe. Hm… Doch was macht der gute Jörg Wähdel? Schwingt sich kurz an seinen Laptop, und gibt im Frequenzbereich von 3,3 Hz bis 3,8 Hz so 0,2 db dazu. Und so gibt es ruckzuck einen tieferen Raum. So einfach kann das sein mit einem aktiven Lautsprecher und DSP… Wer weiß, was er noch so auf Lager hat…

Manu Katché, Album "Live In Concert" von ACTViele Künstler geben gerne mal ein Solo. Bei manchen verzichte ich gerne darauf, jedoch nicht auf das Drum Solo „Manu Katché – Live in Concert“ vom gleichnamigen Album, einem Vorschlag aus der Playlist von Jörg Wähdel. Die rasanten Trommelschläge dieses Ausnahmerkünstler sind so herrlich rasant. Diese sauberen Läufe sind echt begeisternd. Und das Becken hört sich so an, wie es ausschaut mit einem leicht kupferfarbenen Tacken Wärme. Und da es sich um eine Liveaufnahme handelt, sollte es sich schließlich auch so anhören. Was über die BETONart audio SYNO aktiv auch bestens gelingt, auch mit der Lautstärke. So richtig fällt dies dann auf, wenn zum Ende hin noch das Publikum ins Spiel kommt, und damit auch ins heimische Hörzimmer gelangt.

Da es gerade schon eh richtig rund geht, und was los ist in der Hütte, wage ich einen kleinen Ausflug zu Ellie Goulding mit „Dead In The Water“. Schaun mer mal, ob wir die zierlichen Betonwände zum Bersten bringen. Doch damit habe ich keine Chance, die schlanken Standlautsprecher haben damit wirklich kein Problem. Die haben höchstens mein Raum und meine Nachbarn. Und da kommt wieder der DSP ins Spiel. Kurz am Frequenzbereich der Raummode gedreht, und schon sind wieder alle zufrieden und glücklich. Hat ja schon was, so ein aktiver Lautsprecher.

Nils Frahm mit dem Album "All Melody" und dem Lied "Sunson"Eine Musik der etwas anderen Art ist dann „Sunson“ mit Nils Frahm, 11 Minuten lang! Sphärisch angehaucht, um den Hörer vom Alltag abzulenken und mit auf die Reise in die Galaxien zu nehmen, was ja manchmal auch kein Fehler ist. Und so tauche ich ein in die auf- und abschwellende Melodie. Bis mich die Drums mit ihrem schönen, fetten, aber nicht übertriebenen Bass wieder zu Leben erwachen lassen. So ein richtig herrlicher Wohlfühlbass ohne Übertreibung ist das, der zum darin Baden einlädt. Ergänzt, nein, begleitet wird dieses Geschehen dann auch noch um Panflöten. Eine echt interessante Kombination ist dieses Lied. Dazu in der Disse vor sich Hintanzen… ich fühle mich in die guten alten Zeiten mit Jean Michel Jarre zurückversetzt. Ja, das wäre es jetzt… Zum Ausklang des Lieds gibt es dann Beifall vom Publikum, und von mir auch für diese gelungene Darbietung.


BETONart audio SYNO aktiv – Fazit

Aktiver Design-Standlautsprecher BETONart Audio SYNO aktiv. Testergebnis 5,5 von 6,0 PunktenDesign und High End Klang schließen sich nicht aus. Den Beweis dafür tritt Jörg Wähdel mit seinen schlanken Aktiv-Lautsprechern aus Beton an. Die Bauhaus-Optik ist gelungen und die Verarbeitung sehr hochwertig. Für alles das und „Made in Germany“ ruft der Entwickler Jörg Wähdel einen fairen Preis auf. Mit dem integrierten DSP lassen sich die BETONart audio SYNO aktiv sehr gut an den heimischen Hörraum anpassen. Dann erwartet den Hörer ein leicht warm angehauchtes angenehmes Klangbild, das auf einem stabilen Bassfundament steht. Trotz der Anmutung des harten Betons können die Lautsprecher neben kräftigen Bässen auch gefühlvoll aufspielen. Dazu kommt eine von den Chassis losgelöste große räumliche Darstellung, die auch über die Lautsprecher hinausreicht.


Test aktive High End Standlautsprecher Betonart SynoIm Test

Aktive wireless Beton-Standlautsprecher
BETONart audio SYNO aktiv
Preis: ab 8.880 Euro / Paar
inkl. Anlieferung, Aufbau und Einmessung vor Ort
WiSA-Modul: plus 960 Euro
Größe: 112*17*30 cm
Gewicht: 60 kg / Stück
Material: Beton
Farbe: Grau. Weitere gegen Aufpreis

Hersteller und Vertrieb

BETONart audio
Jörg Wähdel
Steige 10
69181 Leimen

Tel.: +49 151-42427127
Mail: info@Betonart-audio.de
Web: www.betonart-audio.de

 


Mitspieler im Test

Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III, HiFiAkademie Stream6
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MM-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8

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Aufgewachsen in der Blütezeit des HiFi mit Telefunken Allegretto TS 2020 nebst einem Dual 1228 mit Reibradantrieb und Wechsler. Damals habe ich die Technik des Duals bestaunt. Heute denke ich mit Grauen daran, wie die Schallplatten aufeinandergefallen sind...

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