Zum Abschluss der diesjährigen Saison spielte und sang im ausverkauften Ulmer Zelt kein Geringerer als „Keb‘ Mo‘. Ein absolut würdiger Abschluss für das tolle Ulmer Musik- und Kulturfestival 2019. Fast 1.000 Besucher waren gekommen, um die Blueslegende im proppevollen Zelt zu sehen und zu hören.
Ein paar Zwischenworte zum Ulmer Zelt: Diese tolle Veranstaltung wird fast komplett ehrenamtlich gestemmt. Insgesamt 20.000 Stunden leisteten die freiwilligen Helfer dieses Jahr um das 7-wöchige Programm zu bewältigen, ich finde dies absolut beeindruckend. Vor dem Konzert von Keb‘ Mo‘ bedankte sich das Publikum dafür mit einem für das in diesem Landstrich wohnende sparsame Volk wirklich großzügigen Applaus.
Ein paar Worte zu Keb‘ Mo‘: Wie es in der Musikrichtung Blues so ist, kennen leider doch recht wenige Menschen einen Künstler wie den besagten Keb‘ Mo‘. Für diejenigen, die diesen Sänger nicht kennen: Kevin Moore, so heißt er eigentlich, geboren 1951 in Los Angeles, wurde wie so viele dunkelhäutige Menschen in Armut groß. Schulbildung hat in diesen Verhältnissen leider keine große Priorität. Glücklicherweise fand er seinen Weg in der Musik und gewann sogar 4 Grammys. Seine Herkunft hat Keb‘ Mo‘ nicht vergessen: der Bluesstar gibt viele seiner Einnahmen für sein Projekt „Playing for Change“ aus. Damit unterstützt er benachteiligte Kinder und ermöglicht ihnen eine anständige Schulbildung, Respekt!
Keb‘ Mo‘, anerkannt großer Meister des Blues, Jazz, Soul und R’n’B, betrat die Bühne und legte nach ein paar kurzen unprätentiösen Worten (er muss wohl schwäbische Wurzeln haben…) zu seinem neuen Album „Oklahoma“ dann auch gleich los. Seine neuen Lieder handeln unter anderem von aktuellen Themen wie Umwelt und psychischen Problemen der Menschen. Und die Ungerechtigkeiten in dieser Welt. So zum Beispiel über Einwanderer, die von Mexiko in die begehrten USA wollen. Wer das, was dort gerade mit dem Zaunbau von Donald Trump abgeht, beklagenswert und ungerecht findet, möge sich bitte auch mal Gedanken über die EU und die Situation am Mittelmeer machen…
Seine Resonator-, akustische sowie E-Gitarre tauschte Keb‘ fast öfter als er die Titel wechselte, dafür hatte er seinen Assistenten Ray Ray dabei. Dieser animierte zusätzlich auch das Publikum zum Klatschen, was nun wirklich nicht nötig gewesen wäre…
Wie es sich für den Blues gehört, singt Keb‘ Mo‘ natürlich trotzdem über den Verlust von Liebe. Er spielt und singt den Blues nicht unbedingt in seiner leidenden Ursprungsweise. Nein, bei ihm hört sich dieser Musikstil eher leicht, locker und entspannt an. Wer wissen möchte, worum es diesem großen Bluessänger in der Sache geht, der möge bitte aufmerksam seinen Texten folgen. Auch so kann man sein Publikum in den Bann ziehen. Eine, wie ich persönlich finde, gute Einstellung. Bei manchen Konzerten können die teilweise gequälten Überleitungen die Freude an der tollen Musik und den interessanten Texten vergällen. Klassiker seiner Vorbilder Robert Johnson und Otis Redding gehören natürlich mit zum Repertoire. Die interpretiert Keb‘ Mo‘ mit seiner Stimme, die eine tolle Bandbreite hat. Von gefühlvoll samtig bis hart und auch mal dreckig immer passend zur Stilrichtung seiner Musik. Auch soulige Nummern gibt er zum Besten und bringt damit das Publikum ordentlich in Schwung.
Nach rund eineinhalb Stunden verabschiedete sich Keb’ Mo’ von einem begeisterten Publikum. Erstaunlich, wie glücklich auch Blues machen kann. Das war ein schöner Abend, danke Keb‘. Und schön, dass man nach dem Konzert in der lauen Sommernacht seinen Gedanken nachhängend an der Donau Richtung Heimat spazieren kann.