Das doppelte Lottchen. So könnte die Überschrift für diesen Test heißen. Wobei, so ganz stimmt es in diesem Falle ja nicht, hat der Bote doch gleich drei gleichgroße Pakete von NuPrime zu mir nach Hause geliefert. Nach dem Öffnen der Kartons habe ich dann drei leicht futuristisch anmutende, schlanke Gehäuse vor mir, die gestalterisch geschickt aufeinander abgestimmt sind. Und die ausschauen, als könnten sie aus einer anderen Welt sein.
Zwei dieser sehr edel anmutenden High End Geräte sind, abgesehen von den Seriennummern, absolut identisch. Die beiden Zwillinge nennen sich „NuPrime Evolution One“. Es sind Mono-Endstufen, was sich gleich beim ersten Blick auf die Rückseite erschließt. Das dritte Gehäuse ist zwar gleich groß wie die Amps, unterscheidet sich allerdings doch gut sichtbar von den anderen beiden. Es handelt sich um den „NuPrime Evolution DAC“, einen D/A-Wandler mit integriertem Vorverstärker.
Wer ist eigentlich dieser „NuPrime“, beziehungsweise, wer steckt dahinter? Seit 2014 gibt es den amerikanischen HiFi und High End Hersteller aus Wyoming. Eine noch nicht so lange Zeit in diesem Business. Was andererseits so tragisch nun auch nicht ist, dürften die Jungs von NuPrime sich dennoch recht gut mit dem Thema auskennen. Schließlich ist der Mitinhaber Jason Linn auch der Mitbegründer der High End Marke NuForce im Jahre 2005. Erfahrung als Zulieferer von digitalen Komponenten haben sie auch aufzuweisen. Und auch in unserem HiFi-Blog ist NuPrime kein Unbekannter mehr. So wurden die Amerikaner schon 2018 in einem Quick-Check des NuPrime DAC-9 bei den HiFi-IFAs vorstellig und konnten dann bei uns weitere Lorbeeren mit dem Netzwerk-Switch Omnia SW-8 und dem AC-4 Power Conditioner ernten.
NuPrime Evolution One – Technik
Rank und schlank stehen sie vor mit, die beiden Mono-Endstufen. Vor mir die Front, die entfernt an einen Stealth-Bomber erinnert. Vielleicht fliegt NuPrime deshalb noch – unberechtigerweise – unter dem Radar vieler High Ender. So unschuldig, als führten sie nichts Böses im Schilde und kein Wässerchen könne sie trüben, so schauen sie mich an. Dezent erscheint auch der Einschalter auf der linken Frontseite. Ist der Amp dann erst in Betrieb, blinzelt einen auf der rechten Seite eine helle LED an.
Wenig spektakulär ist auch die Rückseite der Verstärker. Wahlweise lassen sich per Kippschalter die XLR bzw. Cinchbuchse als Eingang anwählen. Zwei stabile, vergoldete Lautsprecherbuchsen gesellen sich dazu. Einen Triggeranschluss gibt es auch noch, absolut praktisch um die Endstufen gleichzeitig mit der Vorstufe anwerfen zu können. Praktisch ist auch der Umschalter für die verschiedenen Spannungen von 110/115 Volt und 230/240 Volt. Aber Achtung, bitte auch vor der Inbetriebnahme die Schalterstellung überprüfen! Zu guter Letzt dann noch der Netzanschluss mit einem heutzutage auch nicht mehr so oft gesehenen harten Ein/Ausschalter.
Interessant wird es dann im Inneren der beiden Endstufen. Bei rund 400 Watt Leistung an 4 Ohm erwartet man nach dem Aufschrauben doch einiges zu sehen. Mächtige Kühlkörper zum Beispiel, doch diese sind nicht wirklich groß. Des Rätsels Lösung ist wohl ein Digitalverstärker. Doch ist diese Vermutung etwas zu kurz gesprungen, da NuPrime für den Evolution One kein Schaltnetzteil verwendet, sondern einen Ringkerntrafo, gut abgeschirmt unter einem Deckel.
Auch sieht man eine stattliche Anzahl an Kondensatoren, alles schön übersichtlich angerichtet. Was man so gut wie nicht sieht sind Kabel, da die Amerikaner bei ihrer Endstufe aufgrund der besseren Leistungsfähigkeit auf massive Kupferbahnen setzen. Gänzlich auf Digitales wird dann aber doch nicht verzichtet. NuPrime verquickt seine analogen Zutaten mit einer digitalen Schaltung, die sich „Naturally Occuring Analog Modulation Signal“ nennt. Deren Schaltfrequenz liegt bei 700 kHz und soll damit den berühmt berüchtigten Jitter vermeiden. Realisiert wurde die PWM-Schaltung übrigens nicht digital, sondern aufwendig analog. Und um unterschiedliche Laufzeiten auszugleichen haben sich die Amerikaner verschieden lange Leitungswege ausgedacht. Eigentlich ganz banal, aber selten umgesetzt. Da hat sich jemand wirklich Mühe gegeben beim Entwickeln!
Ein paar technische Daten des NuPrime Evolution One
- Mono-Endverstärker
- Sinusleistung : 240/330 Watt – 8/4 Ohm
- Musikleistung : 285/390 Watt – 8/4 Ohm
- Farben: Schwarz oder Silber
- Größe: 43,0*35,7*5,7 cm
- Gewicht: 7 kg
- Preis: 4.000 Euro/Stück
NuPrime Evo DAC – Technik
Im Gegensatz zum doppelten Lottchen ist die Front des Evo DAC nicht ganz so spartanisch gehalten. Schließlich findet hier links auf der Front ein kombinierter Dreh- und Drückregler seinen Platz. Insgesamt drei Funktionen besitzt er: Zum Einen dient er dem Einschalten des Vorverstärker-DAC. Doch aufgepasst: Mindestens drei Sekunden möchte er gedrückt werden, sonst tut sich nichts, was mich irgendwie an den Choke aus früheren Zeiten erinnert…
Zum Zweiten dient er der Quellenwahl der sieben digitalen Eingänge. Analoge gibt es zu meinem Bedauern leider nicht, allerdings hört nicht jeder noch Schallplatten. Doch für den Fall der Fälle gibt es ja auch Schallplattenspieler mit Digital-Ausgang. NuPrime konzentriert sich daher beim Evo DAC auf den Digitalismus. Und ermöglicht die Wandlung von so hochauflösenden Datenraten, für die es es heutzutage noch gar keine „Software“ gibt.
Der Musikliebhaber muss sich also keine Sorgen um die Zukunft machen. Ein Streamingmodul gibt es nicht, doch das Streamen ist ebenso problemlos über einen Musikserver möglich. Auch diese Geräte ermöglichen die Wiedergabe von Musikdiensten wie Qobuz oder Tidal, und der Musikliebhaber kommt dann so in den Genuss besagter Dienste. Hoch interessant ist auch die Möglichkeit per ASIO-Treiber und USB-B Eingang DSD nativ vom PC streamen zu können.
Zum Dritten sind über den Dreh- und Drückregler die Auswahl einer ordentlichen Menge von Einstellungen möglich. Unter anderem lassen sich sieben verschiedene Digitalfilter auswählen. Oder die Phase der analogen Ausgänge drehen. Auch lassen sich die Eingangspegel der Quellen anpassen. Und wem die blaue Anzeige zu hell ist: Kein Problem, auch dies lässt sich ändern. Natürlich auch über die massive Fernbedienung, so wie alle Funktionen.
Beim Lautstärkeregler hat NuPrime sich ordentlich ins Zeugs gelegt: Für die ist nicht ein schnöder Chip zuständig, sondern ein Netzwerk aus Festwiderständen. Neben dem schlanken Aussehen haben der Evo DAC und die Evolution One Endstufen eine weitere Gemeinsamkeit. Und zwar sind das die Gerätefüße. Jeweils vier sind unter den Gehäusen angebracht. Bezogen werden sie nicht von einem Standardlieferanten, sondern von NuPrime selbst entwickelt. Sie bestehen aus schwingungsabsorbierenden Kunststoffkegeln, die in Sorbothan ähnlichen Kugeln enden.
Ein paar technische Daten des NuPrime Evo DAC
- 32-bit audio DAC, ESS SABRE ES9038PRO
- USB: Type B 2.0 Hi-Speed bis 384 KHz/24Bit und DSD 256
- IIS/DSD: Unterstützt PCM 768KHz/32Bit und DSD 512
- COAXIAL: PCM 44.1KHz ~ 768KHz/32Bit und DSD DOP 64,128 und 256
- OPTICAL: PCM 44.1KHz ~ 192KHz/32Bit und DSD DOP 64
- AES/EBU: PCM 44.1KHz ~ 192KHz/32Bit und DSD DOP 64
- Farben: Schwarz oder Silber
- Größe: 43,0*35,7*5,7 cm
- Gewicht: 5,2 kg
- Preis: 3.500 Euro
Klang
Wunderbar klar und sauber vernehme ich das scharfe Pfeiffen am Anfang des Klassikers „Isn’t She Lovely“ von Livingston Taylor nebst dem dazugehörigen Auf- und Abschwellen. Bevor der Sänger dann mit seiner warmen Stimme einsetzt, die mir analogisiert vom NuPrime Evo DAC griffiger als vom eigenen Netzwerkplayer erscheint. Was auch das Spiel auf den Saiten der Gitarre mit einschließt, die der ESS Sabre Wandler-Chip sehr feingliedrig aufdröselt. Gut hörbar ist dies beim langen Ausschwingen der stählernen Fasern.
Der NuPrime Evo DAC analogisiert auch schwerere Kost, sprich hochauflösende Dateien. Um ihm diesbezüglich auf den Zahn zu fühlen, führe ich ihm „Come Away With Me“von Nora Jones über den USB-Eingang zu. Und zwar in CD-Auflösung sowie 192 kHz mit 24 Bit. Obwohl mir die klanglichen Unterschiede durchaus bewusst sind, bin ich immer wieder verblüfft und begeistert, wieviel mehr Feinheiten durch diese Technik ans Tageslicht respektive an meine Ohren befördert werden. Und ich bin auf das Angenehmste überrascht darüber, wie der NuPrime dem musikalischen Signal des SABRE ES9038PRO einen leichten Schuss angenehmer Wärme entlockt, wird den Chips dieses Herstellers doch teilweise ein etwas kühlerer Klang nachgesagt.
Gute Musik muss nicht immer aus Übersee kommen, auch in deutschen Casting Shows werden tolle Künstler entdeckt, unter anderem von Stefan Raab. Wie zum Beispiel Gregor Myle, dessen Album „Hätt‘ auch anders kommen können“, den ich mir jetzt raussuche. Gleich kurz nach Beginn des Liedes „Von ganzem Herzen“ setzt ein wirklich betörender Damenchor ein.
Wunderbar, so als würde er vor mir schweben. Die Damen bezirzen mich so sehr, dass ich sie mir gleich mehrmals reinziehen muss, und ich mich dadurch fast von der angenehm perligen elektronischen Zither ablenken lasse. Dann kommt Gregor hinzu. Seine Stimme, die nun nicht unbedingt die klarste ist, wird vom Evo DAC gut verständlich gewandelt. Angenehm warm bleibt sie dennoch, was auch meine, gerade auf dem Hörsofa anwesende bessere Hälfte bestätigt. Was ihr dabei ebenfalls auffällt, ist der bewundernswert feingliedrige Strich des Besens auf dem Becken.
Da wir uns derzeit der besinnlichen Jahreszeit nähern, was könnte da jetzt besser passen als beispielsweise ein Orgelkonzert. In Begleitung eines Saxophon mit „Antiphone Blues“, gespielt von Arne Domnerus & Gustaf Sjökvist. Die Anblasgeräusche dieses genialen Holzblasinstrumentes mit seinem prächtigen Farbenspiel, und die Art und Weise wie Arne auf ihm herumjammert nehmen uns mit. Herrlich naturgetreu sind die Klangfarben des Sax, wie es so vor uns ertönt.
Hinterlegt wird dieses klangvolle Spektakel vom Orgelspiel, bei dem man die Registerzüge hört. Dessen Nachhall füllt nicht nur das Kirchenschiff, sondern versetzt uns auch in dieses hinein. So kommt es uns vor. Wie lediglich zwei Instrumente einen ganzen Raum ausfüllen können, das hat einen großen Reiz. Zudem versinken wir völlig in der Musik. Und wo sind die Lautsprecher? Die scheinen völlig von der Bildfläche verschwunden zu sein.
Wo eine Orgel spielt, ist die nächste nicht weit. Was mich auf die immer wieder gern gehörte Ellie Goulding und „Dead In The Water“ bringt. Gleich zu Beginn steigt dieses große Instrument sehr kräftig ein, was die NuPrime Evolution One jedoch nicht die geringste Spur beeindruckt. Ohne jegliche Anstrengung und locker vom Hocker schieben die beiden Mono-Endstufen die mächtigen und wabernden Basswellen mit einer begeisternden Selbstverständlichkeit durch den Raum. Völlig schwerelos und entspannt. Losgelöst, als wenn es genau so sein müsste, wie ich es gerade höre.
Und egal ob es sich um die eigenen Standlautsprecher handelt, oder die Piega Coax 511, die grad auch in meinem Hörraum stehen. Die Verstärker behalten die Übersicht in allen Lagen. Es gefällt mir sehr gut, wie die Monos die Tieftöner der Lautsprecher im Griff haben. Sie machen dies allerdings nicht mit einer gnadenlosen Härte, sondern lassen ihnen ihren eigenen Charakter. Okay, so ganz stimmt das nun nicht. Auch die NuPrime Evolution One haben ihren eigenen Charakterzüge. Ganz charmant geben sie immer einen angenehmen, hochmusikalischen Schuss Wärme dazu, was man von digitalen Amps nicht immer behaupten kann. Und die Kür ist: Ellie und der sie begleitende Chor werden nicht verdeckt, sondern entzücken uns jederzeit.
Ein etwas verrückteres Stück darf es zwischendurch auch mal sein. „No Woman No Cry“, nicht in der Version von Boney M., an dass sich einige Leser wohl erinnern dürften, wenn sie es auch selten öffentlich eingestehen. Sondern in der Interpretation von Monty Alexander und dem Harlem-Kingston Express. Dieses Mal in Verbindung mit dem eigenen Streamer und der eigenen Vorstufe. Die zuvor gehörten klangliche Eigenschaften der NuPrime Evolution manifestieren sich.
Mit dem feingliedrig perlendem Klavierspiel beginnt das große Vergnügen, bestens lässt sich das Ausschwingen der Saiten hören. Begeisternd auch hier wieder der Nachdruck der kräftiger angeschlagenen Tasten der tieferen Frequenzen, die den Takt im Lied vorgeben. Im weiteren Verlauf des Liedes schwillt das Orchester an, nach und nach steigen eine große Anzahl Instrumente ein. Aufgrund deren Vielzahl und der verschiedenen Rhythmen wird es sehr munter und hochlebendig. Leben kommt in die Hütte, es fetzt und knallt dass es eine wahre Freude ist. Die Gefahr ist groß, sich daran klanglich zu verschlucken. Doch die NuPrime haben alles im Griff die Übersicht bleibt auch jetzt stets gewahrt, die Evolution One Mono haben ihre Feuertaufe bestanden.
Fazit
Der NuPrime EVO DAC ist ein reinrassiger D/A-Wandler mit integriertem Vorverstärker. Mit den möglichen High Resolution Datenraten bis zu 768KHz/32Bit und DSD512 ist er definitiv zukunftsfähig und der Hörer muss sich wohl lange Zeit keine Gedanken mehr um die Neuanschaffung eines solchen Gerätes machen. Gekonnt und sehr feinfühlig wandelt der D/A-Wandler die ihm angelieferten Daten. Die Sprachverständlichkeit ist eine Nummer für sich. Wie auch die Nuancen, die er den Instrumenten entlockt. Und auch bei der räumlichen Darstellung lässt der Evo DAC definitv nichts anbrennen.
Die NuPrime Evoloution One Mono Endstufen besitzen Kraft ohne Ende. Dadurch sind sie in der Lage auch elektrisch anspruchsvolle Lautsprecher anzutreiben. Dennoch sind sie hoch elegante und musikalische Spieler. Mit diesen Verstärkern steht die Musik wie selbstverständlich und originalgetreu im heimischen Hörraum. Sehr harmonisch und mit einem angenehmen Schuss Wärme. Das ist High End.
Im Test
D/A-Wandler mit Vorverstärker
NuPrime Evo DAC
Größe: 43,0 * 35,7 * 5,7 cm
Farbe: Schwarz oder Silber
Gewicht: 5,2 kg
Preis: 3.500 Euro
Monoendstufe
NuPrime Evolution One
Größe: 43,0 * 35,7 * 5,7 cm
Farbe: Schwarz oder Silber
Gewicht: 7,0 kg
Preis: 4.000 Euro / Stück
Vertrieb
AUDIUM / Visonik
Catostr. 7b
12109 Berlin
Tel.: +49 030 613 47 40
Mail: kontakt@visonik.de
Web: www.audium.com/
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Laufwerk Cambridge Audio CXC, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher Piega Coax 511
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, levin design Plattentellerauflage