Cambridge Audio ist ja bekannt für veritables HiFi, das – wie konkret bei den Edge M Monoblöcken – gerne mal 23,6 kg wiegen darf. Je Kanal versteht sich. Und das ist in diesem speziellen Fall nur der Leistungspart der HiFi-Kette. Das elektronische Drumherum und die Lautsprecher noch gar nicht mit gerechnet. 23.600 Gramm. Die Gewichtsangabe der In-Ear-Bluetooth-Kopfhörer Melomania 1+ aus diesem Bericht würde bei diesem Vergleich im Rundungsrauschen der technischen Daten komplett untergehen. Die Ear-Buds wiegen – auch je Stück – mit 4,6 Gramm nur 0,02% der Mono-Endstufe, vereinen aber in jedem Ohrhörer ein Bluetooth-Modul, einen Digital/Analog-Wandler mit einer Lautstärkeregelung, eine Steuerung der Bedienfunktionen, Kopfhörerverstärker, Treiber sowie ein Mikrofon. Und nicht zu vergessen: Einen Akku.
Jedes mal, wenn ich mir vor Augen führe, in welcher mikroskopischen Verdichtung diese Funktionalitäten realisiert werden, bin ich fasziniert. Ebenso von der Spreizung des Portfolios, die der britische Hersteller damit hinlegt. Das war natürlich bei der ersten Generation, den Melomania 1, auch schon so. Diese hatten die HiFi-IFAs im August 2019 im Test. An meinem Erstaunen hat sich aber genau zwei Jahre später, bei dem mir bevorstehenden Review der aufgewerteten Melomania 1+ um 130 Euro nichts geändert. Ich bin auf die Neuerungen und den Klang gespannt.
Annäherung
Bei „Melomania“ formt sich bei mir immer das Bild von obsessiver Begeisterung für (Wasser) Melonen vor meinem geistigen Auge. Ich weiß nicht warum. Meine Assoziation erschließt sich mir bei einem derart kleinen Audio-Produkt auch nicht ganz, gibt mir aber jedes mal Gelegenheit, mich über mich selbst zu amüsieren. Die Form der Ear-Buds erinnert zudem auch eher an einen schlanken Paraboloiden. Das „Melo“ steht denn auch eher für Melodie als für Melone 😉 , beschreibt der Begriff „melomaniac“ oder „Melomane“ im Fundus der Sprachwissenschaft doch einen „Musikbesessenen“. Damit wäre der Bezug schon ersichtlicher. Um mich sanft vom Gedanken der süßen Frucht in Form von zwei Melonen zu entwöhnen, habe ich ich zum Fotografieren eine handvoll frisch gepflückter Stachelbeeren aus unserem Garten bereitgelegt. Da passt zumindest schonmal das Größenverhältnis recht gut…
Doch nun zum Thema. Die Melomania 1+ werden im flachen Karton im DIN A5 Format geliefert. Ohne viel Gepfriemel lässt sich der magnetisch fixierte Deckel aufklappen und legt die Lade-Box und die beiden Ohrhörer frei, die ordnungsgemäß mit R und L beschriftet sind. Nur so lassen sie sich unterscheiden. Am Gehäuse finden sich auch zwei Status LEDs. Die Aufbewahrungsbox, die selbst einen eigenen Akku zum Laden der Melomanias beinhaltet, zeigt im Auslieferungszustand einen Füllgrad von rund 40% an und sollte vor der ersten Inbetriebnahme voll geladen werden. Das ist schnell passiert. Ein kurzes Ladekabel von USB-A auf USB-C liegt bei. Als Stromquelle kann ein PC, aber auch ein handelsübliches 5 Volt-Netzteil dienen. Da in nahezu jedem Haushalt bereits ein solches vorhanden ist, finde ich es gut, dass nicht nochmal eines beiliegt. Windows zeigt bei den Bluetooth-Geräten übrigens den Akku-Stand der Ohrhörer im Verbindungsmenü in Prozent an.
Während also die Ohrstöpsel gemeinsam mit Ihrer Akku-Box, in die sie passgenau einklicken, laden, schaue ich mir noch den restlichen Inhalt der Box an. Das Kabel ist bereits in Gebrauch, dazu findet sich noch allerlei begleitendes Info-Material, von dem der Quick-Start-Guide und eine Kurzanleitung im Scheckkartenformat (praktisch für unterwegs) für die Tastenfunktionen zu Beginn wohl die interessantesten Dokumente sind. Experimentierfreudige Menschen werden die Bluetooth-Verbindung intuitiv herstellen wollen, aber spätestens bei den Steuerfunktionen macht jedoch ein Blick in die Dokumentation Sinn. Hierfür haben beide Ohrstöpsel stirnseitig einen vollflächigen, runden Knopf. Doch später mehr zu den Funktionen.
Auch liegen neben dem montierten Paar Silikon „Tips“ noch weitere 5 Paare Silikon- und 4 Paare Gedächtnisschaum-Tips bei, die zur individuellen Anpassung der Ohrhörer an den Gehörgang einfach getauscht werden können. Dabei sind meines Erachtens drei Dinge wichtig, die sich womöglich nur mit einem Kompromiss optimieren lassen: Ein angenehmer Sitz (Komfort), ein sicherer Sitz (mechanisch) und ein guter Abschluss zum Gehörgang (akustisch).
Für einen guten Sound sollte der In-Ear möglichst dicht sitzen. Das ermöglicht einen satten und warmen Klang. Meine ersten Schritte habe ich jedoch mit den montierten Tips unternommen, die in meinem Ohr aber nicht gut abgedichtet haben. Zuerst dachte ich, sie seien zu groß und der Hörer nicht weit genug im Ohr. Das war aber ein Trugschluss. Kleinere Tips brachten nicht den gewünschten Erfolg, sondern eher etwas größere, die fest sitzen, sich aber weich im Gehörgang anschmiegen. Auch wenn das Tauschen und Reinigen der Tips etwas Zeit in Anspruch nimmt, zahlt es sich im Ergebnis aus. Vergleichbar mit einer sorgfältigen Aufstellung der Lautsprecher im Hörzimmer.
Jeder Mensch reagiert anders auf einen dauerhaften leichten Druck im Ohr, den die Tips ausüben, so dass sich der Musikhörer nicht nur die akustisch optimale Konstellation dauerhaft aussuchen sollte, sondern auch die mit dem angenehmsten Tragegefühl. Und nun kommt noch die Melomania App ins Spiel. Neben dem umfangreicheren Tip-Set ist die App eine der wesentlichen Unterscheidungen zu den zuvor getesteten Melomania 1. Die App wird auf einem Mobilgerät installiert und erkennt die über Bluetooth verbunden Ohrhörer. Neben einer Kurzanleitung zum Start und Verbinden der Ohrhörer können hier Einstellungen an den Melomania 1+ vorgenommen werden. Dazu gehört unter anderem auch ein individuell einstellbarer 5-Band Equalizer nebst sechs Soundpresets. Mit der App ist auch die Möglichkeit zum Firmware Update gegeben, was mir tatsächlich gleich beim Start angeboten wurde.
Doch genug der Theorie, die Mini-Gerätschaften sind nun voll geladen. Direkt nach dem Entnehmen aus der Ladebox erwachen die Melomania 1+ automatisch zum Leben. „Power On“ verkündet eine Frauenstimme. Die Ohrstöpsel haben sich dabei auch untereinander verbunden. Danach drücke ich noch drei Sekunden auf den Knopf einer der beiden Ear-Buds. „Waiting to pair“ heißt es nun.
Die Melomanias geben sich nun im Netzwerk als potentielle Spielpartner zu erkennen. Und zwar nicht nur als Kopfhörer, sondern auch als Headset. In Gegenrichtung ist per Bluetooth also auch Sprachübertragung möglich. Praktisch zum Telefonieren, Teamsen oder Whatsappen – oder wie man heutzutage sonst noch so kommuniziert. Bei mir funktioniert die Verbindung zu verschiedenen Laptops und iPhones sehr einfach und zuverlässig. Kommt es mal zu Stress in der Bluetooth-Beziehung, liegt dass eigentlich nie an den Melomanias, sondern immer daran, dass die Geräte um die Gunst der der Ohrhörer buhlen. Und zum Zuge kommt dann immer der zuerst, zu dem die letzte Verbindung bestand. Hat man das erstmal begriffen, lassen sich die Verhältnisse schnell sortieren und die Geräte wunschgemäß paaren. Grad wie es sich der Musikhörer im Alltag wünscht. So kann ich beim Verfassen der technischen Daten bereits Musik hören. Prima.
Technisches
Die technischen Daten der Melomania 1+ sind schnell umrissen. Die je Stück 4,6 Gramm leichten In-Ears haben für sich schon eine Akku-Laufzeit von bis zu 9 Stunden. Erst dann müssen sie „zurück ins Körbchen“, um frische Energie zu tanken. Das Körbchen, respektive die Transportbox, bietet dann noch weitere vier Vollladungen. Das heißt, der mobile Musikfreund kann unabhängig von weiteren Stromquellen bis zu 45 Stunden autark unterwegs sein. Geladen wird die Transportbox geräteseitig über USB-C, was aktuell immer mehr zum Standard wird. Der Outdoor-Fan, oder jeder, der einmal vom Regen überrascht wird, freut sich über die Wasserbeständigkeit nach IPX5 Norm (Schutz gegen Strahlwasser).
Die nicht einmal 40 Gramm leichte und ebenfalls IPX5 beständige Ladebox, die mit fünf LEDs ihren Ladezustand anzeigt, hat die Grundfläche von etwas mehr als einem Streichholz-Briefchen und die Höhe von etwas mehr als eine Streichholzschachtel. Dabei liegt sie durch die großen Radien angenehm in der Hand und lässt sich, weil sie relativ flach ist, auch gut in der Hosentasche zu tragen. Die Mulde zum Öffnen des Deckels ist ein stilisiertes Cambridge Audio Symbol. Ein nettes Detail. Zu haben sind die Melomania 1+ übrigens in schwarz oder weiß. Ladebox und Ohrhörer lassen sich für jeweils rund 65 Euro auch separat nachkaufen. Bei Verlust oder wenn einem im Haushalt der Sinn nach einem zweiten Paar Ohrhörer stehen sollte, die nicht gleichzeitig geladen werden müssen, eine faire Offerte.
Die Schallübertragung übernimmt ein 5,8 mm durchmessender dynamischer Treiber mit Graphen Membran mit einer Frequenz von 20Hz – 20kHz. Für die Ankopplung ans Ohr sind verschiedene Silikon- oder Gedächtnisschaum Seals beigelegt. Das eingebaute MEMS Mikrofon (Mikro-Elektronisch-Mechanische-Systeme) arbeitet mit einer Geräuschunterdrückung. Über die Tasten an den Ohrstöpseln lassen sich Funktionen wie On/Off, Pairing, Pause/Start, Sprung vor/zurück, Gespräch annehmen/beenden/ablehnen sowie laut/leise direkt am Ohr steuern. Weitere Details findet ihr in den Technischen Daten.
Technische Daten
- BLUETOOTH: Bluetooth 5.0, Klasse 2
- PROZESSOR: Triple-Core-Prozessor: Subsystem mit Dual-Core-32-bit-Prozessor
und Qualcomm QCC3026 Single-Core 120 MHz Kalimba DSP-Audio-Subsystem - UNTERSTÜTZTE PROFILE: A2DP, AVRCP, HSP, HFP
- UNTERSTÜTZTE CODECS: aptX™, AAC, SBC
- LATENZ: Gering (wenn auch von Codec und Streaming-Dienst abhängig)
- TREIBER: 5,8 mm Dynamisch mit optimierter Graphen-Membran
- FREQUENZGANG (KOPFHÖRER): 20Hz – 20kHz
- GESAMTE HARMONISCHE VERZERRUNG: <0.04% @1kHz 1mW
- AKKU-WIEDERGABEZEIT (KOPFHÖRER): Bis zu 9 Stunden (kontinuierliche A2DP-Wiedergabe)
- AKKU-WIEDERGABEZEIT (LADE-BOX): Bis zu 36 Stunden (zusätzliche 4 Kopfhörer-Ladungen)
- LADEDAUER: Ca. 120 Min. (0 % auf 100 %)
- STROMVERSORGUNG: 5 V, 500 mA (oder mehr): USB-Anschluss zum Aufladen (USB-C-Kabel mitgeliefert)
- MIKROFON: MEMS mit cVc™ Geräuschunterdrückung
- MIKROFONEMPFINDLICHKEIT: 96 dB SPL bei 1 kHz
- FREQUENZGANG (MIKROFON): 100 Hz bei 8 kHz
- SPRACHSTEUERUNG: Ja: Siri (iOS) / Google Assistant (Android)
- IPX-RATING: IPX5 (spritzwasserbeständig (Kopfhörer und Gehäuse))
- BETRIEBSTEMPERATUR: 0 °C bis +40 °C / 32 °F bis 104 °F
- RELATIVE LUFTFEUCHTIGKEIT WÄHREND DES BETRIEBS: 10 % bis 80 %, nicht kondensierend
- ABMESSUNGEN: Ladebox: 59 mm x 50 mm x 22 mm; Kopfhörer: 27 mm x 15 mm
- GEWICHT: Kopfhörer: je 4,6 g (9,2 g beide Kopfhörer); Ladebox: 37 g; Gesamt: 46,2 g
- FARBE/FINISH: Kopfhörer: Schwarz – matte UV-Lackierung, Weiß – matte UV-Lackierung
- ZUBEHÖR: 6 Paar Silikon Seals (S/M/L), 4 Paar Memory Foam Seals (M/L), USB-A/USB-C-Kabel
Klang
Wie alle Gerätschaften, die ich – egal ob groß oder klein – für die HiFi-IFAs testen durfte, haben mich auch die Cambridge Audio Melomania 1+ eine gute Zeit lang durch den Alltag begleitet. Alltag, das heißt im Falle der In-Ears stundenlange Zeit an verschiedenen Windows 10 Notebooks sowie iPhones. Drinnen wie draußen. Gehend, sitzend, stehend. Da ich die Melomanias auch in einigen ausgiebigen Teams-Besprechungen im Ohr hatte, darf ich im Namen meiner Gesprächspartner auch eine anständige Sprachverständlichkeit attestieren. Diese ist neben der privaten Kommunikation auch in der Arbeitswelt – hier kann ja schonmal besondere Konzentration gefordert sein – eine wichtige Eigenschaft. Positiv kommt dabei auch die respektable Akkulaufzeit der In-Ears zum Tragen.
Für meinen Hördurchgang lege ich aber das Laptop und die zuletzt verwendeten Mobilgeräte aus Palo Alto als Musikquelle auf die Seite und greife zum chinesischen mobilen HiRes Spieler und Streamer FiiO M11. Er ermöglicht neben dem Vergleich mit anderen Bluetooth-Hörern über seinen 3,5 mm Klinkenausgang auch den Quercheck mit dem, mit rund 500 Euro deutlich teureren, kabelgebundenen In-Ear FiiO FH7. Auch hier in der Android Umgebung des M11 ist die Verbindung schnell hergestellt. Allein das Update der Amazon Music App bremste mich ein. Aber nach wenigen Minuten ging es dann los.
Zum Einstieg wähle ich das sehr emotionale „Jeremy“ von Pearl Jam. Ich bin kein ausgesprochener Pearl Jam Fan, aber der Song berührt mich – seitdem ich verstanden habe, worum es geht – jedesmal sehr, wenn ich ihn höre. Manchmal steht mir der Sinn eben nicht nach weich gespültem Zeug. Amazon Music hält den Song in Ihrem Format „Ultra HD“ parat. Der Bass knorrt düster. Dazu ein paar glockenhell eingehackte Synthie-Samples, die scharfen Schläge der Hihats.
„At home drawing pictures – of mountain tops – with him on top…“. Die Stimme von Eddie Vedder geht unter die Haut, verheißt nichts Gutes. Die Melomania 1+ vermitteln die Stimmung des Songs sehr direkt. Das Wechselbad der Gefühle. Der eindringliche Gesang, die sägenden Gitarren. Eddie Vedder schreit es heraus: „Try to forget this, try to erase this from the black board“. Die In-Ears spielen es laut, reißen mich mit. Aber sie machen aus der dem Song keinen Lärm, der ihn in ins Profane gleiten lassen könnte, sondern präsentieren die Band, die Musik. Das macht das HiFi aus und erreicht den Hörer umso mehr. „Jeremy spoke in class today…“. Der Song hinterläßt so dargeboten eine Gänsehaut.
Der Musikdienst bietet mir unaufgefordert an, mit „Elderly Woman Behind The Counter In A Small Town“ weiter zu hören. Gerne. Auch hier materialisiert sich die Stimme Eddie Vedders in schöner Größe zwischen meinen Ohren. Direkt, aber nicht aufdringlich. Dazu die forsche Akustikgitarre links, dezent der Bass, eine E-Gitarre rechts setzt Akzente. Zusammen ergeben sie ein schlüssige, schöne Bühne in meinem Kopf. Jedes Instrument hat seinen Platz, ohne im Raum zu verschmelzen, aber auch ohne das sich Lücken auftun. Der Sound läßt eine Stimmung zu, ein diffuses Bild. Eine Ahnung, wie sie gewesen sein könnte, die Begegnung mit der älteren Frau hinter dem Tresen in einer kleinen Stadt… Wieder ein Kopfkino, das Pearl Jam zurück läßt…
Ich will einen Strich unter die Nachdenklichkeit ziehen. Gründlich. Dazu kommt mir mal wieder Austin Powers in den Sinn. Ja, das ist ein Kontrapunkt! Nicht frei von Anzüglichkeiten, die mir ja eigentlich fremd sind, aber gut… In diesem Kontext ein kleines Musik Projekt: „Ming Tea“ mit Susan Hoffs. Genau: „Six o’clock already I was just in the middle of my dreams…“. Die Susan Hoffs. Bei Ming Tea zeigt sie, dass sie für Saturday Night Life auch anders kann, als an „Manic Mondays“. Susan Hoffs steigt bei „BBC“ mit der Gitarre beinhart ein. „Misses Willya, make me tea, make love to me…“. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Aber was erwartet man anderes von Austin Powers.
Die Gitarren Riffs sitzen, das Schlagzeug treibt den Song knackig voran. Der heraus geschriene Gesang passt wie die Faust aufs Auge. Kontrastiert vom Gesang von Mike Meyers, der im Dialog mit der rotzigen Gitarre steht. Schön kommt heraus, wie die Ulknudel Meyers mit seiner Stimme spielt. Ich kann mich nicht satt hören an dem Song. Susan Hoffs ist übrigens mit dem Regisseur Jay Roach verheiratet, der später Regie bei den Austin Powers Filmen führte. Zufälle gibt es .
Interessanterweise steht als Nächstes Ida Sand auf dem vorgeschlagenen Spielplan. Genre-Wechsel: Jazz. „Baby Don’t You Tear My Clothes“. Schon wieder so was Schlüpfriges. Auch dieses, eher als „intellektuell“ verortete Genre ist nicht frei von Anzüglichkeiten. Aber dargeboten mit angemessenem Stil. Der Gesang von Ida Sand kommt super rüber. Intensiv, facettiert, mit kleinen Spannungsbögen und Biss – dabei sehr feminin. Der Melomania 1+ versteht es gut, diese Mixtur zu transportieren. Die Saiten des Bass schlagen zu Beginn auf das Griffbrett und die selbstbewusste E-Gitarre stteht im schönen Dialog mit der Sängerin. Die Basedrum ist nicht fett, aber körperhaft und präsent. Die Snares kommen impulsiv. Auch Carmen Lundy mit „Life Is A Song In Me“ präsentieren die In-Ears von Cambridge Audio schlüssig und homogen. Hier verleiht der Bass dem musikalischen Geschehen Struktur und lädt gut nachvollziehbar dazu ein, im Takt mit dem Fuß mit zu wippen. Ein sehr schöner musikalischer Fluß.
Den Abschluss meines Hördurchganges wähle ich selbstbestimmt aus dem Musiknetzwerk. Auf dem Antipodes K-30, den ich zum Test bei mir habe, finde ich vom „Royal Classic Symphonica“ die Symphonie Nummer 9 mit dem Stück „The Sound Of Nature“. Hier wird zum Auftakt der Regen und ein nahes Gewitter intensiv und differenziert aufgenommen und wiedergegeben. Die Melomania 1+ transportieren das beeindruckend realitätsnah. Praktisch zeitgleich hat sich auch prasselnder Regen in Leinfelden eingestellt, den ich durch die bodentiefe Wohnzimmerverglasung vor mir beobachte. Eine intensive Stimmung stellt sich ein.
Der Regen plätscherte in meinem Kopf, fällt auf harte Flächen, gluckste in kleinen Pfützen. Dazu tiefes Donnergrollen und Blitze, die sich mit dem rollenden, krachenden Geräusch ihren Weg durch den Himmel bahnten. Ein Wind, Vögel die irgendwo Laut von sich gaben. Die Melomanias liefern das sehr authentisch ab. Fast beängstigend. Die Natur demonstriert ihre Macht. So geht in „Allegro Con Fuoco“ die reale akustische Darstellung des Unwetters in die Darbietung des klassischen Orchesters über. Die klare Präsenz der Blechbläser wird kontrastiert von den Streichern und durchbrochen von den Schlägen der Pauke. Die In-Ears vermögen die Dramatik, aber auch die Macht und Größe des Orchesters gut abzubilden. Es beeindruckt zuzuhören, wie die Musik die Natur nachbildet – und ihr in der Nachahmung ihren Respekt zollt. Musikalisch betrachtet liefern die Cambridge Audio Melomania 1+ In-Ears einen klaren Blick auf das Dargebotene und laden mich zum weiteren Hören und Entdecken ein.
Fazit
Die Preisklasse bis 100 Euro ist bei In-Ear-Kopfhörern hart umkämpft und für Hersteller eine Herausforderung. Der Hörer erwartet zu recht einen tollen Sound, zudem zählt bei Preis/Leistung jeder Euro. Mit den Melomania 1+ um 130 Euro hat Cambridge Audio die Schallmauer genommen, bietet dafür aber auch einen echten Mehrwert, den sich HiFi-Fans anschauen – oder besser anhören sollten. Die In-Ears tragen sich angenehm und lassen sich mit den beiliegenden Tips gut ans Ohr anpassen. Dadurch entsteht ein volles, aber auch gleichzeitig frisches Klangbild, das dabei räumlich schlüssig wirkt. Praktisch ist die individuelle Soundanpassung per 5-Band Equalizer via App und die gute Headsetfunktion. Mit 9 plus 36 Stunden Akkulaufzeit versprechen die Melomania 1+ als praktischer Alltagsbegleiter nicht nur das Gefühl der Unabhängigkeit, sondern machen auch musikalisch richtig Laune.
Im Test
Bluetooth True Wireless In-Ear-Kopfhörer Cambridge Audio Melomania 1+
Preis: 129,95 Euro
Vertrieb
Cambridge Audio
AUDIO PARTNERSHIP PLC
Mönckebergstr. 27
020095 Hamburg
Tel.: 04101/8099810
Web: www.cambridgeaudio.com
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – Streaming Bridge LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N100, D/A-Wandler MERASON DAC-1, FiiO M11, iPhone 6s, hp Windows 10 Notebook
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c
Kopfhörer- / Vorverstärker – SPL Phonitor x mit DAC 768xs, EarMen TR-Amp, Earmen SPARROW
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15, FiiO FH7, DENON AH-D7100, MusicMan BT-X52
XLR-Signalkabel – WSS Premium Line KS-200, WSS Platin Line KS-200
Zubehör – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly Audio bPower, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, NuPrime AC-4 Power Conditioner, SBooster BOTW P&P Netzteil, innuos Phoenix
Fotos: F. Visarius