Bei uns im Test: Der HiFi-Vollverstärker Cyrus ONE HD. Die äußere Erscheinung mit britischem Understatement, im Inneren üppig mit D/A-Wandler, Bluetooth und Phono MM-Eingang besetzt.
Technik
Mit seiner hervorragenden Ausstattung könnte man den Vollverstärker Cyrus ONE HD fast als eierlegende HiFi-Wollmilchsau bezeichnen. Schade, das es für diesen Ausdruck keine angemessene englische Entsprechung gibt. Bei seiner kompakten „Größe“ von 22,0 x 8,5 x 39,0 cm fällt die Auswahl an digitalen und analogen Schnittstellen sehr stattlich aus.
Auf Anhieb sieht man im Inneren des Cyrus ONE HD einen amtlichen Ringkerntrafo, umgeben von fein säuberlich konstruierten Platinen. Obwohl rein optisch nicht der Größte, ist der Vollverstärker in der Lage, mit strammen 2x 100 Watt an 6 Ohm ein paar Lautsprecher angemessen zu versorgen. Dazu befähigt wird der Cyrus ONE HD durch seine besondere Verstärker-Konstruktion, die der englische Hersteller als „Hybrid Class D Amplifier“ bezeichnet. Weiterhin setzt Cyrus seine SID Technology (Speaker Impedance Adjustment) ein. Damit führt der Verstärker bei jedem Start eine automatische Anpassung an die Impedanz der angeschlossenen Lautsprecher durch und soll so individuell einen linearen Frequenzgang gewährleisten können.
Rückseitig am Cyrus ONE HD finden sich 4 analoge Cinch-Eingänge. Hinter einem dieser Eingänge liegt eine Phono-Vorstufe für MM Tonabnehmer, Cyrus hat langjährige Erfahrungen in diesem Bereich, was ein gutes Omen sein sollte. Der vierte Analogeingang kann zum Beispiel für den Anschluss eines Surround-Receivers in seiner Lautstärkeeinstellung fix konfiguriert werden.
An Digitaleingängen bietet der Cyrus ONE HD 1x optisch, 1x Cinch sowie 1x USB-B an. Durch die Nutzung einer dieser Eingänge lässt sich das Fehlen eines Streamingmoduls gut verschmerzen, kann man so doch gut einen externen Streamer nutzen. Oder man schließt gleich einen Musikserver an, der die Streaming-Funktionalität implementiert hat. Die digital angelieferte Musik verarbeitet der ONE HD dann mit einem 32 Bit DAC namens ES9018K2M aus dem Hause ESS Technology, die Filter wiederum sind eine eigene Entwicklung von Cyrus. An Abtastraten werden PCM bis 192kHz und 32Bit unterstützt.
Beispielhaft finde ich, dass der Cyrus ONE HD, da eh schon ein DAC implementiert ist, auch gleich ein Bluetooth Modul sein Eigen nennt. Schließlich haben auch HiFi-Liebhaber gerne ihre Musik mobil dabei und möchten diese dann unkompliziert zum Besten geben können. Unterstützt wird aptX HD bis 24Bit/48kHz, also sogar besser als CD. Weiterhin benutzt der ONE HD per BTLE den Bluetooth Rückkanal, dadurch lässt sich der Verstärker per App über das Handy ansteuern – was auch gut funktioniert. Das spart die separat erhältliche Geräte-Fernbedienung, die mir persönlich allerdings fehlen würde.
Last, but not least finden sich auf der Rückseite Bi-Wiring Lautsprecheranschlüsse. Sollte der Hörer elektrisch äußerst anspruchsvolle Lautsprecher besitzen, gibt es für diesen Fall auch noch Vorverstärkerausgänge, zum Beispiel für eine separate Endstufe.
Für all jene, die Musik auch mal ganz entspannt für sich alleine genießen wollen, ohne dabei jemanden zu stören, ist der neue Cyrus ONE HD mit einem integrierten Kopfhörer-Verstärker ausgestattet. Hierbei handelt es sich um eine in Class A/B arbeitende Lösung. Diese sollte problemlos eine Vielzahl unterschiedlichster Kopfhörer, selbst exquisitere Modelle, antreiben können. Der entsprechende Anschluss ist in Form einer 6,3 mm Stereo-Klinkenbuchse direkt an der Front zu finden.
Klang
Beim Druck auf den unten links leicht versteckten Einschalters gibt es erstmal eine Lightshow, bei der die LEDs um die beiden griffigen Drehregler herumsausen. Beeindruckend! Währenddessen misst der Amp im Hintergrund die Impedanz der angeschlossenen Lautsprecher. Und durch den hypnotischen Anblick der LEDs vergeht diese Zeit wie im Fluge.
Anfangs habe ich den Cyrus ONE HD an den Q Acoustics 5030i gehört. Recht schnell zeigte sich dann, dass der kleine Vollverstärker allerdings auch mit wesentlich anspruchsvolleren, größeren Standlautsprechern wie zum Beispiel unseren LUA Con Espressione sehr gut zurecht kommt.
„What A Wonderful World“ in der Version von Eva Cassidy, ein wunderschön ruhiger Song zum Einstieg. Nicht gleich die Ohren mit voller Power versauen. Feinfühlig spielt die Gitarre zu Beginn des Liedes, schön sauber und natürlich höre ich die einzelnen Saiten. „I see…“ singt sie dann. Yes, I see Eva singing for me, mit ihrer sehr gefühlvollen Stimme, die quasi vor mir steht, wie sie so haucht. Auch der Besen auf dem Becken wird ebenso fein wiedergegeben, das Klavier steigt klar perlend dazu ein. Fast würde ich es dann noch Slowhand Eric Clapton an seiner E-Gitarre gleich tun… Geht ja schon gut los mit dem Cyrus One HD.
Jocelyn B. Smith mit „When I Need You“ darf nicht fehlen. Das Klavierspiel zu Beginn kommt sauber klar perlend und feinem Nachhall aus den LUAs. In den unteren Lagen geht das Tastenspiel klar und doch so kraftvoll zu, dass man fast meint davor zu sitzen. Die Stimme von Jocelyn ist auch wieder herrlich klar, ihr Tremolo in der Stimme und die Klangfarben… Dazu die volle Stimme des Sängers. Das Ganze in schöner räumlicher Abbildung.
Lebendiger ertönt Max Mutzke und „IOU“ gemeinsam mit der NDR-Radiophilharmonie. Toll die Streichersätze, sauber und klar fegen die Bögen über die Saiten ohne mich im Hochton zu nerven. Max steigt dazu mit seiner genialen Soulstimme ein. Der Spannungsbogen spannt sich straff, Max Rhythmus und das Orchester nehmen an Fahrt auf, meine Füße und ich stehen dem nicht nach. Die innere Dynamik ist ein Traum. Weiter mit „Unsere Nacht“, das groovt uns soult, mmmh, diese Bläsersätze. Ja, das ist unsere Nacht, die des Cyrus ONE HD und meine.
Ich komme in Schwung und auf Temperatur. Malia beflügelt mich dabei mit „Fever“. Flott und präzise geht es durch das Stück. Der Bass rollt dabei sauber und klar quer durch meine Hütte. Das ganze elektronische Gemache von Boris Blank im Hintergrund macht der der Cyrus ONE HD mit, ohne einzubrechen oder die Übersicht zu verlieren.
Zum Ausklingen und Beruhigen durfte dann Diana Krall beitragen, übertragen per Bluetooth aptX HD. Und was ich so hörte beruhigte mich ungemein bezüglich Klang über die Art der drahtlosen Datenübertragung. Die Grande Dame des Smooth-Jazz säuselte mich an als sei sie verkabelt, also zum Beispiel per CD-Player. Die Auflösung war auch jetzt vom Feinsten, unter anderem beim Besen des Schlagzeugers. Und das feinfühlige und doch kraftvolle Klavierspiel überzeugte mich.
Fazit
Der schicke Vollverstärker Cyrus ONE HD ist mit dem integrierten DAC, Bluetooth aptX HD sowie dem Phono MM-Vorverstärker eine Multifunktionsanlage des HiFi. Er ist ein Freund des feinen klaren Klangs und doch voller Emotionen. Im Tiefton geht er sehnig straff zur Sache und behält auch an großen Lautsprechern souverän die Übersicht über das musikalische Geschehen.
Im Test
Cyrus ONE HD Vollverstärker mit integriertem D/A-Wandler
Preis: um 1.295 Euro
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