Ich gestehe, ich bin eigentlich kein In-Ear-Kopfhörer-Fan. Der Kontakt mit dem Silikon der Pfropfen, oder „Seals“ wie der Fachmann sagt, ist mir fast ein wenig zu intim, zu direkt. Die Schaumstoff-Pads der älteren Modelle habe ich als wenig attraktiv und leicht pfriemelig empfunden. Der Druck von On-Ears auf der auf der Ohrmuschel war auch nicht unbedingt meins. So rutschte meine heimliche Präferenz in Sachen Kopfhörer eher in Richtung der HiFi-Top-Modelle in Over-Ear-Bauart.

Und auch das sind natürlich wieder Geisteshaltungen, die sich irgendwann manifestiert haben und sich seitdem halten. Zeit also, damit zu brechen und sich der Sache wieder an zu nehmen. So teste ich also die brandneuen Cambridge Audio Melomania 1 True-Wireless-In-Ears im Set, das auch eine praktische USB-Akku-Ladestation enthält. Und so erhaltet ihr also hier die Meinung eines Hifi-Fans, der sich der Materie der In-Ears aufs Neue annähert und nicht den Bericht eines routinierten In-Ear-Gewohnheitshörers. Vielleicht ist das ja auch mal interessant…

Trotz des Aufbruchs zu neuen Ufern ist dieser Test der Bluetooth-Kopfhörer natürlich auch für mich als Mädchen-für-alles-Tester sehr angenehm. Schon aus rein praktischer Sicht. Mangels Logistik-Abteilung 😉 schlug sich Bernd unlängst mit den Focal Kanta No.3 herum. Da hatte ich es nun ziemlich leicht. Ein einzelner Melomania wiegt nämlich nur schlanke 4,6 Gramm – die Kanta No.3 wiegt netto 46 Kilogramm, also exakt das 10.000-fache der mobilen In-Ears. Bernd, Du verzeihst mir bitte die Erwähnung, aber das ganzzahlige Vielfache ist zu verlockend, als es unerwähnt zu lassen… Im Set mit der 37 g schweren Ladebox kommt man so beim Melomania 1 auf ein Systemgewicht von 46,2 Gramm, das einen durch den Tag begleitet. Das reduziert den Faktor dann auch schon auf 1:1.000. Macht aber die 46 Kilogramm nicht leichter 😉
Zum Lieferumfang des 129,95 Euro teuren Melomania 1 Sets gehören unter anderem
- ein rechter und ein linker Kopfhörer
- je ein Paar Silikonaufsätze der Größen „Klein“, „Medium“ (bei Lieferung montiert), „Groß“
- ein Paar „Memory-Schaum-Aufsätze“
- die Ladebox incl. USB-Ladekabel
- Für Fans, die Ihre Freude am Produkt teilen wollen, hat Cambridge Audio gleich ein paar Marken Sticker beigelegt.
Die Melomania 1 True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer, die ersten in der Firmengeschichte des britischen Traditionsunternehmens, sind in den Farben Schwarz und Stone erhältlich. Das ebenso schützende wie schmückende Silikon-Case kann für 10Euro in den Farben Orange, Pink, Blau, Hellgrün, Hellgrau und Rot vom Melomanisten separat erworben werden.
Funktionalität
Cambridge Audio gibt die Akku-Laufzeit der mobilen Bluetooth Kopfhörer mit 9 Stunden an. Das sollte zum Hören am Stück für viele Lebenslagen reichen. Durch die IPX5-Zertifizierung dürfen die In-Ears dabei gerne für schweißtreibende und spritzwassergefährliche Sport- und Outdoor-Aktivitäten verwendet werden. Der Clou: Das mitgelieferte Case ist gleichzeitig die Ladestation mit einem eingebauten kräftigen Akku für weitere 36 Stunden stromnetzunabhängige Wiedergabedauer für die Melomania 1. Cambridge Audio verspricht kurze Ladezeiten im Case. Die Ladung der In-Ears und die des Case zusammengerechnet wird der Reisende so mit stolzen 45 Stunden Wiedergabezeit bedient, bevor das Case an die Steckdose muss. Das kann schon für die musikalische Ablenkung an einem verlängerten Wochenende reichen. Praktisch: Die Aufladung ist kompatibel mit USB-Telefonnetzteilen, funktioniert also auch an einem stromliefernden USB-Port zum Beispiel des Notebooks. So stellt das Nachladen auch kein Problem dar. Die in-Ears gleiten übrigens magnetisch angezogen smooth und satt in die richtige Position im Case.
Eine seitliche Taste an den Ohrhörern steuert intuitiv elementare Funktionen wie Lautstärke, Play/Pause oder die Track-Wahl. Die verbauten MEMS-Mikrofone machen die Melomania 1 zusammen mit der Clear Voice Capture Noise-Cancelling-Technologie von Qualcomm außerdem zu einem hochwertigen Drahtlos-Headset ohne störende Nebengeräusche. Gleichzeitig unterstützen die In-Ear-Kopfhörer die Sprachassistenten Google Assistant und Siri für eine komfortable Steuerung per Sprachbefehl.
Störungsfreie Übertragung garantiert der neueste Bluetooth-Standard 5.0 mit batterieschonendem Betrieb, einer Reichweite im Idealfall von bis zu 30 Metern und hoher Verbindungsstabilität. Die hochauflösenden Audio-Codecs AAC und aptX machen das True-Wireless-Erlebnis komplett.
Auf technischer Seite bringt Cambridge Audio mit Graphen beschichtete 5,8-mm-Treiber zum Einsatz. Das lässt die Treibermembranen besonders leicht und gleichfalls starr werden, um eine dynamische Wiedergabe des gesamten Frequenzspektrums zu ermöglichen. Was dann am Ohr bei mir ankam, klärt nach den technischen Daten das folgende Kapitel.

TECHNISCHE DATEN
Bluetooth-Version: Bluetooth 5.0, Klasse 2
Prozessor: Triple-Core-Prozessor: Subsystem mit Dual-Core-32-bit-Prozessor und Qualcomm QCC3026 Single-Core 120 MHz Kalimba DSP-Audio-Subsystem
Unterstützte Profile: A2DP, AVRCP, HSP, HFP
Unterstützte Codecs: aptX™, AAC, SBC
Latenz: 70 ms (aptX™)*
Treiber: Optimierte Graphen-Membran mit 5,8 mm
Frequenzgang (Kopfhörer): 20 Hz – 20 kHz
Gesamte harmonische Verzerrung: < 0,04 % bei 1 kHz 1mW
Wiedergabezeit (Kopfhörer): 9 Stunden (kontinuierliche A2DP-Wiedergabe)
Maximale Akkuladung (Ladebox): 36 Stunden (4 zusätzliche Aufladungen für Kopfhörer)
Wiedergabezeit (Insgesamt): 45 Stunden (9 + 36)
Ladedauer: Ladebox: ca. 15 min./60 min./90 min.
Standby-Zeit (von voller Aufladung): ca. 1 Jahr
Stromversorgung: 5 V, 500 mA (oder höher): Laden über USB-Kabel (im Lieferumfang enthalten)
Mikrofon: MEMS mit cVc™ Geräuschunterdrückung
Mikrofonempfindlichkeit: 96 dB SPL bei 1 kHz
Frequenzgang (Mikrofon): 100 Hz bis 8 kHz
Sprachsteuerung: Ja: Siri (iOS)/Google Assistant (Android)
IPX-Kennziffer: IPX5 (Schutz gegen Strahlwasser [Kopfhörer und Ladebox])
Betriebstemperatur: 0 °C bis +40 °C
Relative Luftfeuchtigkeit während des Betriebs: 10 bis 80 %, nicht kondensierend
Maße: Ladebox: 59 x 50 x 22 mm; Kopfhörer: 27 x 15 mm
Gewicht: Kopfhörer: jeweils 4,6 g (zusammen 9,2 g); Ladebox: 37 g; Gesamt: 46,2 g
Farbe/Lackierung: Schwarz: Matte UV-Lackierung ; Stein: Matte UV-Lackierung
Lieferumfang:
– ein rechter und ein linker Kopfhörer
– je ein Paar Silikonaufsätze der Größen „Klein“, „Medium“ (bei Lieferung montiert), „Groß“
– ein Paar „Memory-Schaum-Aufsätze“
– eine Ladebox
– ein Mikro-USB-Ladekabel (31 cm), ein Benutzerhandbuch (EN, FR, DE, IT, SE, vereinfachtes Chinesisch, traditionelles Chinesisch, JP, KR)
– eine Anleitung zur perfekten Passform der Kopfhörer
– Sicherheitshinweise
– ein Feedback-/Anmerkungs-Booklet
– Cambridge Audio-Sticker
– ein Marken-Booklet
Klang
Nach dem Auspacken erfolgte der erste Kontakt mit den Melomania 1. Das Pairing, also die Verbindung zum iPhone SE, funktionierte recht einfach. Der linke Hörer paarte sich mit dem Telefon. Der rechte Hörer schloss sich dann automatisch an, so dass die Kopfhörer im Stereo-Modus mit dem iPhone verbunden waren. Eine sympathische Frauenstimme in meinem Kopf säuselte vom aktuellen Status: „Melomania connected“. Es konnte also los gehen. Das beigelegte Kärtchen erklärte knapp die Funktion der Taster auf den Ohrhörern. Praktisch zum Beispiel die Pause/Play-Funktion auf Tastendruck am linken Hörer.
Mein erster Test erfolgte mit den bereits werkseitig montierten midsize Seals. Bei mir saßen die relativ locker im Hörgang. Das konnte nichts werden. Damit sich ein anständiger Bass entwickeln kann, muss der In-Ear akustisch sauber an den Hörgang ankoppeln. Bypässe durch schlechten Sitz quittieren die In-Ears mit dünnem Bass, der sich dann auch auf Stimmen und Klangfarben auswirkt. Außerdem fühlte ich mich beim Tragen nicht so recht wohl. Der Klangeindruck mit den schlecht sitzenden Seals bestätigte die Theorie – deutete aber schon im Mittel-Hochton-Bereich an, was möglich sein könnte. Was sich also lohnt, ist die Suche nach dem richtigen Seal, der den Hörgang richtig abschließt. Das macht den Sitz angenehm und optimiert den Klang. Ich benötigte zwei Anläufe und landete schließlich bei dem leicht gnubbligen Seal, der auch für sicheren Sitz sorgte. Der Sound war dann ein Unterschied wie Tag und Nacht. Da die Seals nur auf eine zylindrische Hülse aufgesteckt werden, ging der Tausch unproblematisch von der Hand.
Da nun die Versorgung mit Musik mein Smartphone übernommen hatte, lag es nahe, direkt im Internet nach geeignetem Material zu suchen. Sehr schön… Der Rückgriff auf Vertrautes wich so der Entdeckungsfreude abseits des heimischen Musikservers. Bipolar Sunshine sollte es sein. „Rivers“. Der Synthie-Klang pulsierte zu Beginn im Ohr und wurde vom einsetzenden Schlagzeug vorangetrieben. Ein schöner Soundteppich als Grundlage für den erzählenden Gesang. Meine Laune war gut. Die richtige Zeit für DJ BC’s „Golden Peacefrog – The Doors vs. Jurassic 5“. Für mich ein fantastisches Mashup, an dem ich mich nicht satt hören kann – komischerweise erreicht es im Netz eher bescheidene Click-Zahlen. Die Melomanias brachten es supercool rüber – nicht zuletzt wohl wegen der akzentuierten Bassline, die mir im Ohr hängen blieb und dem zackigen Schlagzeug. Sind ja nichtmal drei Minuten. Zu wenig. Gleich nochmal hören…
Genre-Wechsel. Loyle Carner auf youtube. „No CD“. Gestreamt aus dem Internet. Stimmt, das hatte ich zuerst bei EgoFM gehört und dachte „wie cool ist das denn…“. Die Melomanias brachten die verzerrende Gitarre mit dem monotonem Riff und den charismatischen Sprechgesang schön ins Ohr, vermengt mit einem hinreichend tiefen Geschehen im Bass. So machte mir auch Tash Sultana mit ihrer „Live Bedroom Recording“ von „Jungle“ reichlich Spaß – Mit sattem Bass und verzerrter Gitarre gaben die In-Ears die Stimmung der Aufnahme klasse wieder. Und dazu Tash Sultanas Stimme… Und apropos Stimmung und Spaß. Den konnte ich auch bei Dub FX’s „Flow“ featuring Mr. Woodnote haben. Die Melomanias gaben schön die Stimmung auf der Straße wieder, die das Video einfing. Die Ohrhörer luden mich zum Musik-Surfen ein, weil sie immer mitgingen. Deshalb noch kurz mit Dub Fx und der hibbeligen Flower Fairy in die „9 Bar“ auf Goa zu „Wandering Love“. Der Abstecher nach Indien lohnte sich.
Im Auto schaffte ich es nicht bis nach Goa, nur bis ins Herzen Thüringens. Unterwegs hatte ich dafür aber die Melomania 1 als Telefon-Headset ausprobieren können. Die Sprachverständlichkeit war für mich in bester Ordnung und meine Gegenüber am anderen Ende der wireless Strippe bescheinigten den Telefonaten zwar nicht die Qualität meiner Freisprecheinrichtung, die sie sonst kannten, wir konnten aber angemessen sprechen. Witziger Effekt war, das die Burmester-Anlage meines Fahrzeugs die Radiosprecher-Stimmen nach dem Mute an der gleichen Stelle in meinem Kopf einblendete, wie zuvor die Melomanias das Telefongespräch, so dass ich dachte die Ohrstöpsel spielen wieder. Ich musste schmunzeln, wie das Gehirn sich täuschen lässt. Aber das nur nebenbei erwähnt.
Ja, zwischen den Ohren passierte viel bei mir. Zumindest musikalisch. Die Melomanias lieferten sauber ab. Natürliche Stimmen, dadurch eine gute Sprachverständlichkeit, keine unnötigen Schärfen bei klarem Sound. Für In-Ears einen ordentlich satten Bass, der das Klanggeschehen komplett machte und der Musik zudem die nötigen Klangfarben verlieh. Natürlich gab es einen Fokus im Kopf, aber der Melomania verstand es, das Klanggeschehen darum herum gleichmäßig zu gruppieren und eine kleine Bühne aufzuspannen. Eine gute Basis für eine klassische Herausforderung mit großer Bühne und natürliche Instrumente. Wie passte das in meinen kleinen Kopf? Antwort: Die rund 70 Musiker des Landesjugendorchester Baden-Württemberg drängelten sich anstandslos zwischen meine Lauscher und spannten einen Raum auf, der respektabel war. Übersicht über das Geschehen inbegriffen. Modest Mussorgsky’s „Bilder einer Ausstellung“ präsentierten sich den Motiven der musikalisch porträtierten Bilder mal machtvoll, grummelig oder spielerisch leicht. Ich war mit dabei und beim Applaus mittendrin.
Und so wühlte ich mich bei sommerlichen 30 Grad Außentemperatur noch durch die Weiten des weltweiten Netzes und fand den Abschluss für diesen Bericht in Laserkraft 3Ds „Nein Mann“. Fette Beats mit überraschend authentischer Stimme mitten in meinem Kopf. Der Text ist kein Anwärter für den Literatur-Nobelpreis. Aber mit den knappen Worten „Nein, Mann. Ich will noch nicht gehn, lass mich noch ein bisschen tanzen“ hat Laserkraft meine Laune in Sachen Melomania 1 trefflich auf den Punkt gebracht.

Fazit
Cambridge Audio ist mit den Melomania 1 ihr Einstieg in die Welt der mobilen Bluetooth Kopfhörer prächtig gelungen. Die In-Ears überzeugen mit angenehmem, detailliertem Sound, der auch satten Bass zu transportieren weiß. Mit der praxistauglichen Freisprechfunktion und bis zu 45 Stunden kombinierter Hörer- und Lade-Case-Akkulaufzeit sind die fair bepreisten Melomania 1 praktische und wertige Begleiter für den Alltag.
Im Test: Cambridge Audio Melomania 1
Preis: 129,95 Euro
Vertrieb
Cambridge Audio Deutschland
Alter Wandrahm 15
20457 Hamburg
www.cambridgeaudio.com/deu/de