High End und All-In-One, da schüttelt der eingefleischte HighEnder erst mal ordentlich sein weises Haupt, nein, sowas geht gar nicht zusammen! Oder er denkt dabei an seine selige Schneider Kompaktanlage aus den 70ern des vergangenen Jahrhunderts, da war auch alles drin, nur das was aus ihr rauskam…
Nun, hier geht doch erheblich moderner zu, und klanglich wird auch einiges mehr versprochen beim aufgerufenen Preis von 4.999 €. Für Besitzer separater Endstufen oder Aktivlautsprecher wird die Version Musical Fidelity M6 Encore Connect für 3.999 € angeboten.
Musical Fidelity M6 Encore 225 Technik
Ganz schön was drin in der Kiste, so schwer wie die mit ihren knapp 17 kg ist! Technisch gesehen basiert der Encore 225 auf den Komponenten der M6 Serie von Musical Fidelity. Eingebaut sind in ihm die gleichen Endstufen wie im M6si, pro Kanal werden hier entsprechend der Gerätebezeichnung 225 Watt je Kanal geboten, und das bei einem Dual-Mono Aufbau!
Serienmäßig eingebaut ist eine 2TB Festplatte, auf Wunsch gibt es auch andere Größen oder SSD-Speicher. Um die Festplatte füttern zu können, ist ein CD-Laufwerk in diesem All-In-One Gerät eingebaut. Verarbeitet werden die Daten von einem Dual-Core 64-Bit Prozessor mit 2 GB RAM Speicher aus dem Hause Intel, der dazugehörige D/A-Wandler verarbeitet Signale bis 32 Bit/ 384kHz.
An Eingängen gibt es analog 3 x Cinch. Digital geht es weiter mit 2 Toslink (24/192), 2 Cinch (24/192), 1 x USB B, 3 x USB A und dem LAN-Anschluss, wobei die USBs bei der aktuellen Software Version dem Einlesen von Daten dienen. Ok, ein Phono-Eingang mag noch fehlen, aber für diesen Fall gibt es hervorragende externe Lösungen, was diese zarten Signale auch gerne mögen.
Für den, der es bei so einem Gerät überhaupt noch braucht, gibt es auch Ausgänge, wie da wären: Analog ein PreOut (Variabel und fix einstellbar). Ein Digital Koax (24/192) und ein Digital Toslink (24/192). Ein Paar Lautsprecheranschlüsse gibt es, sowie eine Kopfhörerklinke mit 6,3 mm.
An Musikdiensten wird fast alles angeboten, was der Markt so hergibt, wie da wären Spotify, Qobuz und Tidal. Für den Genuss von Internetradio nutzt der MuFi TuneIn.
Bedienung
Wonach der Musical Fidelity Encore 225 auf jeden Fall verlangt, ist der Anschluss ans heimische Netzwerk per LAN, sonst geht hier rein gar nichts. Zudem der Encore jede Nacht nach Updates sucht, und deshalb ähnlich einem PC im Standby am Strom nuckelt. Einen Ein-Ausschalter gibt es daher nicht, per Fernbedienung oder App versetzt man den Encore in Standby; will man ihn komplett herunterfahren geht das über das Gerätemenü. Und was ist mit WLAN? Nein danke, das entspricht nicht der Philosphie von Anthony Michaelson, zuviel hochfrequente Einstreuungen!
Bedienen lässt sich der Musical Fidelity Encore 225 komplett über die Tasten und den linken Drehregler auf der Gerätefront, der rechte Dreher dient ganz klassisch der Lautstärke. Herrlich geschmeidig laufen sie übrigens die beiden Regler. Alles was dann geschieht, wird auf dem hochauflösenden Farbdisplay angezeigt. Ebenso funktioniert die komplette Bedienung über die von der Qualität her nicht wirklich zum Gerät passenden Fernbedienung. Aber wer braucht dieses schnöde Plastikteil noch im Zeitalter von Tablet und Co. Bedienen lässt sich der 225 auch mit der Androit- oder iOS APP „Encore Remote“. Abgesehen von den Apps hat man auch per IP über den Browser wie z. Bsp. Chrome den kompletten Zugriff auf alle Funktionen. Auch dient der Encore als NAS, und somit als Lieferant für Multiroom wie Sonos.
Eingeschoben in das eingebaute CD-Laufwerk, legt der Encore sofort los und liest die Musik als FLAC ein, die Metadaten holt er sich dazu aus Datenbanken im Internet. Wer die Daten der eingelesenen Alben ändern möchte, greift dazu über seinen Browser auf die Daten zu. Aber Achtung, möchte man mal lediglich eine CD hören, sollte der geneigte Hörer vorher den CD-Eingang wählen, ansonsten hört man erst mal nichts, und die CD landet auf der Festplatte.
Der Import von Musikdateien, die auf einem Server im Netz liegen, ist per Browserzugriff ebenso möglich. Was auch geht: Der problemlose Zugriff auf unseren Innuos-Musikserver und die Musik von ihm abspielen, dazu liest der Encore dann lediglich die Tags ein, und zeigt dann die Alben, Interpretenund weitere Daten des mit ihm verbundenen Musikservers an.
Klang
Wie so oft, beginne ich mit Haris Alexiou „Ja Ena Tango“ (Ja ja, ich habe schon ein paar Scheiben mehr…). Der Encore 225 präsentiert ihre Stimme schön frei schwebend vor mir im Raum und zeigt dabei viele ihrer stimmlichen Schattierungen. Die räumliche Darstellung gelingt sehr überzeugend, jedes Instrument lässt sich räumlich wunderbar zuordnen, egal ob rechterhand die Akustikgitarre oder fast ganz links die Kastagnetten. Auch die doppelten Bassläufe zum Ende des Stückes hin werden klar und sauber präsentiert.
Loreena McKennett, die mich mit “Bonny Portmore” immer wieder fasziniert, macht es auch hier und jetzt. Diese geniale Stimme, über den Musical Fidelity Encore 225 mit etwas weniger Schmelz als gewohnt, dafür sehr rein. Die Klangfarben der Harfe wissen mich zu überzeugen mitsamt der so schaurig schöne schrägen Dudelsäcke. Die Mystik, die mir an dieser Musik gefällt, überzeugt. Wer nun wie ich persönlich klanglich auf etwas mehr Schmelz steht, dem sei diesbezüglich der Musical Fidelity Encore Connect mit einer separaten Endstufe empfohlen.
Dann die ganze Dali CD hoch- und runtergehört. Der alte Klassiker „Keith Don’t Go“ von Neils Lofgren. Sehr präsent seine Stimme und das Gitarrenspiel, bei dem einem fast die Saiten um die Ohren fliegen. Weiter mit „Gentle Ben“ von Ben Webster. Das Saxophon sehr sauber aufgelöst, links das perlende Klavier und halbrechts im Hintergrund dezent das im Hochton glänzende Becken. Prachtvoll das farbige Spiel mit der dezenten Zurückhaltung im Mitteltonbereich. Rasant und fetzig dann „Samb Alegreo“ vom Safri Duo und klar definiert im Tiefton.
Malia und Boris Blank Album „Convergence“. Die Stimme von Malia schwebt im Raum fast auf Originalhöhe, die Synthies schweben durch den Raum und füllen ihn. Genau so geht es mir bei Chaleur Humaine mit „Christine“. Der Tiefton rollt dabei leicht schlank und sehr sauber strukturiert durch die Hütte.
Fazit
Der Streaming-Vollverstärker Musical Fidelity M6 Encore 225 überzeugt durch seine vielfältigen Abspielmöglichkeiten. Das All-In-One Gerät bietet kraftvolle sowie sehr fein aufgelöste saubere und klare Klänge bei überzeugender Raumdarstellung.
Im Test
Musical Fidelity M6 Encore 225
Streaming Vollverstärker
Preis 4.999 €
Vertrieb
REICHMANN AudioSysteme
Graneggstrasse 4
D – 78078 Niedereschach im Schwarzwald
www.reichmann-audiosysteme.de