Test: Acoustic Energy AE 300 – Kompaktlautsprecher

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Die goldene Mitte, davon ist ja oft die Rede. Angesiedelt zwischen der Einstiegs-Serie AE 100, die mittlerweile in zweiter Generation ihre Aufwartung macht, reiht sich die AE 300 Serie mittig hinter dem Spitzen-Serie AE 500 des englischen Hersteller Acoustic Energy ein. Wie sich die kompakte AE300 in der Praxis schlägt, soll sich im nachfolgenden Artikel zeigen.


Acoustic Energy AE300 – Annäherung

Beim englische Hersteller Acoustic Energy findet recht viel zusammen. Mal Underdog, mal Geheimtipp oder mal einfach erfrischend anders. Mich persönlich, muss ich an dieser Stelle einfach zugeben, verblüffte vor einiger Zeit bereits die zierliche AE 109 Standbox, die seither als nicht nur als temperamentvolle Preisklassen-Referenz im Hörraum steht, sondern über die mit viel Genuss auch sehr gerne Musik gehört wird. Gleiches ließe sich auch für die ebenfalls getestete AE 500 Kompaktbox attestieren, welche mit ihren beiden Carbon-Treibern, mit in diesen Preisgefilden fast schon sensationell luzider Auflösung und Luftigkeit verwöhnte.

Ebenfalls als Zwei-Wege-Kompaktlautsprecher konzipiert, findet die entweder in Walnuss Furnier, einer weißen oder schwarzen Hochglanz-Ausführung erhältliche AE 300 sowohl in kleineren Räumlichkeiten ein Plätzchen oder fühlt sich auch im Verbund innerhalb eines 5.1 Mehrkanal-Setups pudelwohl. Denn, sowohl die passenden Standboxen AE 309 wie auch der Center AE 307 und der Subwoofer AE 308 stehen innerhalb der 300er Serie zur freien Auswahl bereit. Mit Abmessungen von 30 Zentimeter in die Höhe, einer Breite von 17,5 Zentimetern und einer Tiefe von 26 Zentimeter ist sich die kompakte AE 300 auch für den Einsatz im Regal nicht zu schade, allerdings ist sie bestenfalls frei auf Ständern oder falls nicht möglich mit einer Entkopplungsmöglichkeit wie beispielsweise den IsoAcoustics Aperta auch auf einem Sideboard gut aufgehoben.

Sowohl Verarbeitung als auch Lackierung halten jedem noch so kritischen Blick stand. Vertrauenserweckend das solide Gewicht von 6,5 kg. Hierfür zeichnet sich das mit einer Wandstärke von 18 mm ausgestattetes MDF-Gehäuse verantwortlich. Die in schwarz gehaltene Frontbespannung wird erwartungsgemäß von Magnetkraft festgehalten, unschöne Bohrungen sind hier nicht vorhanden. Hinsichtlich Verarbeitung und Qualitätsanmutung gibt es bei den weißen Testmustern keinerlei Grund zu meckern, ganz im Gegenteil. Die Lackierung kann sich sehen lassen, mutet hochwertig an, auch wenn es sich bei dem Preisgefüge sicherlich um keine mehrschichtige Lackierung handeln kann. Andere Hersteller greifen in dieser Preisklasse auch gerne auf folierte Oberflächen zurück, so dass hier fürs Geld durchaus was geboten wird.

Und es sind die Details, die den kompakten Lautsprecher durchaus wertiger als das Preisschild es vermuten ließe, wirken lassen. Beispielsweise die filigranen Chromringe, welche die beiden Chassis umfassen und so für einen sofort wahrnehmbaren und dabei keineswegs aufdringlichen Kontrast sorgen. Oder beispielsweise auch die abgerundeten Gehäusekanten, die sich interessanterweise auf der Unterseite spiegelverkehrt verhalten. Führte ich das anfangs auf einen möglicherweise leicht erhöhten Rotweinkonsum beim ersten Hören zurück, blieb dieser Eindruck auch am nächsten Tag erhalten. Was ich sagen will, die AE 300 gibt sich äußerlich durchaus Mühe alles andere als langweilig zu wirken und das gelingt ihr ausgesprochen gut.

Bei den Treibern traut man der AE 300 für den Preis auf den ersten Blick gar nicht viel Außergewöhnliches zu. Womit man ihr tatsächlich unrecht tut, denn es kommen für den Hochton innerhalb eines angedeuteten Waveguides eine mit 28 mm große Aluminium-Kalotte und für den Tiefmittelton eine 130 mm keramikverstärkte Aluminium-Membran ins Spiel. Die Entwickler von Acoustic Energy haben sich hier auf eine Trennfrequenz bei 2,8 kHz festgelegt, was den Vorteil bietet, dass durch die nicht zu tiefe Trennung nicht nur eine hohe Gesamtbelastbarkeit entsteht, sondern auch nicht mitten im hörempfindlichen Stimmbereich getrennt wird. Auf der Rückseite findet sich, typisch für Acoustic Energy, eine als oberseitiger Schlitz ausgeführte Bassreflex-Öffnung, die dem Bass ordentlich Schützenhilfe bietet. Darunter setzt man auf qualitativ solide und hochwertig anmutende Single-Anschlussterminals. Auf ein Bi-Wiring-Terminal wird bewusst verzichtet.

Acoustic Energy AE300 – Technische Daten
  • Bauart: 2-Wege Bassreflex
  • Hochtonchassis: 28 mm Aluminium-Kalotte
  • Mittelton/Tieftonchassis: 130 mm Keramik/Aluminium Membran
  • Nennbelastbarkeit: 100 Watt
  • Übertragungsbereich: 45 Hz – 30 kHz (+/- 3 dB)
  • Wirkungsgrad (2.83V/1m): 86 dB
  • Impedanz: 6 Ohm
  • Gehäusekonstruktion_ 18 mm MDF
  • Abmessungen (BxHxT): 175 x 300 x 260 mm
  • Gewicht: 6,5 kg (Stück)
  • Gehäuseausführung(en): Schwarz Hochglanz, Weiß Hochglanz, Walnuss Furnier
  • Paarpreis: Um 700 Euro

Acoustic Energy AE300 – Hörtest

Es gibt so manches Mal überraschend gut klingende Lautsprecher-Verstärker-Kombinationen die ohne finanziell aus dem Ruder zu laufen, für verblüffendes Hörvergnügen sorgen. Die AE 300 und der NAD 316 BEE (549,00 Euro) sind so ein Gespann, dass in moderatem Rahmen bleibend, noch genügend Luft für einen Plattenspieler oder Streamer übrig lässt. Sozusagen etwas für den preisbewussten HiFi-Gourmet oder die Zweitanlage im Büro oder Schlafzimmer. Gut, der hier verwendete Pro-Ject X1 (949,00) mitsamt der Phono Box S3B (349,00) Euro wäre eine Möglichkeit, eine andere wäre der deutlich günstigere Pro-Ject Debut III (300 Euro). In Sachen Streaming schlägt hier der Elac Discovery Connect (400 Euro) als Roon Ready fähiges Kleinod die Brücke zum Verstärker. Günstiger geht natürlich immer, ein NuPrime Stream Mini (280 Euro) wäre denkbar oder der derzeit in aller Munde befindliche WiiM Pro (180 Euro).

Für den Hörtest greife ich auf das Stück „Tom´s Diner“ von Suzanne Vega zurück, welches in den frühen neunziger Jahren in der Remix – Fassung von DNA zu einem regelrechten Hörwurm wurde. Jedenfalls finden sich hier jede Menge Schallereignisse, um einem Lautsprecher ordentlich auf den Zahn zu fühlen.

Fangen wir mit den Höhen an, die sich keineswegs zahm aber auch nicht zu ungestüm, sondern eher auf der straight durchreichenden Seite präsentieren. Tatsächlich wird hier viel Wert auf hohe Auflösung und ein sehr auf Details zugewandtes Spiel gelegt. Feine, perkussive Elemente schimmern nicht abgemildert irgendwo im Hintergrund vor sich hin, sondern drücken sich in einer energiegeladenen Spielweise aus. Konzentrieren wir uns auf die Stimme, sind gerade hier zackige Impulse in Form von S-Lauten als Gradmesser besonderes geeignet. Die AE 300 zeigt sich hierbei nicht ganz so zackig und feindynamisch Ausgeprägt, wie die kürzlich getestete Adam Audio A7V, fairerweise als vollaktiver Monitor mit AMT-Hochtöner in einer anderen preislichen Liga. Hier wirkt eine ältere Acoustic Energy AE 109 im Vergleich minimal zurückhaltender. Die AE 300 zeigt sich bei der Detaildarstellung zwar akkurat, ohne dabei jedoch in analytische Exegese umschwenken zu wollen. Feindynamischen Ausprägungen bleiben betonter ohne ein ermüdungsbegünstigendes Niveau zu erreichen.

Bei der stimmlichen Darbietung von Suzanne Vega zeigt sich die AE 300 frei von jeglicher Neigung etwa zu farbintensiv oder zu behäbig zu agieren. Körper und Volumen in der weiblichen Stimme zeigen sich authentisch, eher neutral temperiert. Eine zum Vergleich herangezogene Acoustic Energy AE109 legt hier ein wenig mehr Fundament in die Waagschale. Wundert aber nicht zwingend, wenn man weiß, dass es sich hier um eine Standbox handelt. Was jedoch bei genauerer Betrachtung nicht zwingend als in Stein gemeißeltes Argument zu verstehen ist. Dennoch überzeugt die AE 300 hier mit ihrer schnörkellosen und direkten Art, sie neigt nicht dazu Stimmen ein warmes Bett zu bereiten, wie beispielsweise meine Bowers & Wilkins CM5. Aber das scheint mir letztlich auch eine Geschmacksfrage zu sein. Jedenfalls erklingt über die Acoustic Energy AE 300 die sonst wie in Sirup getünchte Stimme von Chris Isaak im Stück „Blue Spanish Sky“ klarer und deutlicher umrissen.

Freunde von einer eher englischen Abstimmung, also milden Höhen und einer weichen, warmen Bassabstimmung, gerne mit kleiner Überhöhung dürften hier definitiv in die Röhre schauen. Denn die AE 300 zeigt sich eher akkurat-straff eingefasst und tonal betrachtet eher auf der minimal helleren Seite von Neutral bewegend. Und mit der neutralen Grundhaltung nimmt sie es auch im Bass sehr genau. Hier zeigt sie selbst beim Stück „The Coming (Intro) aus dem gleichnamigen Album von Busta Rhymes, das mit Synthie-Bass-Beats förmlich überladen wurde, keinerlei Unsauberkeiten. Ihre tendenziell in schlanker Neutralität, aber gewiss nicht kraftlose Abstimmung führt zu einem sehr beweglichen und gleichzeitig agilen Tiefton, der weder wabbrige Effekte noch ein in das Mittenband hinein ragendes Bassbäuchlein für Notwendig erachtet. Das ist deswegen fein, weil dadurch nicht nur ordentlich Tempo und Drive rüberkommen, sondern auch sehr sauberer Punch, wenn er denn auf der Aufnahme vorhanden ist. Um nicht missverstanden zu werden, für ihre Größe hat die AE 300 einen durchaus tief hinabreichenden Tiefton, der aber sehr sauber und klar bleibt und so frei von Dröhneffekten in speziell kleineren Räumlichkeiten punktet.

Kommen wir zur Räumlichkeit, die sich bei der AE 300 von der Boxengrundlinie nach vorne entfaltet und dabei eine für ihre Größe bemerkenswert breit dimensionierte Bühne präsentiert. Am wohlsten fühlt sie sich dabei bei einer freien Aufstellung, mit nicht allzu großen Abstand zur Rückwand und einer Breite von etwas mehr als zwei Metern. Sie zeigt letztlich keinerlei künstliche Wirkung auf, sondern stellt mit authentischer Bühnentiefe auch komplexere Instrumentierungen, speziell bei klassischen Werken ortungsscharf und vor allem nicht all zu eng aneinandergelehnt in Richtung des Hörers. Diese durchaus informative Form der Plastizität gelingt ihr verblüffend gut, was sicherlich in ihrer tonal auf Auflösung und Transparenz bedachte Spielweise begründet ist. Erfreulicherweise übertreibt es die AE 300 hierbei dennoch nicht mit der Intensität beim Detaillierungs- und Konturierungsgrad, und bietet statt dessen eine ausgewogene Balance zwischen konzentrierter Darbietung und involvierender Einbeziehung des Hörers.


Acoustic Energy AE 300 – Fazit

Die Acoustic Energy AE 300 ist eine kompakte und gleichzeitig unspektakulär formschöne Zwei-Wege-Box, der man stundenlang zuhören kann, ohne dabei all zu schnell zu ermüden. Ganz im Gegenteil, man hört feine Details heraus und staunt über die Auflösungsgenauigkeit und Transparenz, die sich hier bieten. Musik wird sehr akkurat, homogen und mit schlüssigen wie zügigen Tempo serviert, hier zeigt sich eine gelungene Liaison von temperamentvoller sowie neutral-geprägter Intonation. Für einen Lautsprecher dieser Preisklasse liefert sie eine bemerkenswerte Darbietung ab, sie klingt ohne dabei zu Übertreiben, größer als sie in Wirklichkeit ist und klingt dabei alles andere als langweilig. Gerade ihre auf zackige Wiedergabe getrimmte Impulsivität macht sie ideal für kleinere und stark bedämpfte Räumlichkeiten.


Im Test

Kompakt-Lautsprecher
Acoustic Energy AE 300
Oberflächen: Hochglanz Schwarz oder Weiß, Walnuss Furnier
Größe: 175*260*300 mm (b*t*h)
Gewicht: 6,5 kg / Stück
Preis: 700 Euro / Paar


Vertrieb

Anja Hobbs
M.A.D. Anja Hobbs
Hardenberger Str. 71
D-42549 Velbert

Tel.: +49 (0) 2051 4177600
Mail: info@acoustic-energy.de
Web: www.acoustic-energy.de


Mitspieler im Test

Streaming-Verstärker – Digital-Verstärker Elac EA101EQ-G, Waversa WSlim Lite
Quellen analog – Plattenspieler Linn LP12 mit MC-Tonabnehmer Audio Technica AT OC9ML/II, Phono MM- & MC Mytek Brooklyn DAC mit Phono Stufe
Verstärker – Vollverstärker NAD 316BEE, Sony TA-DA 9000 ES
Lautsprecher – Standlautsprecher Isophon Vertigo, Aktivlautsprecher Nubert  nuPro X-8000
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Elear, beyerdynamic T1 3rd.Gen. Kopfhörerverstärker Chord Hugo 2 & 2go
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra Ply 2×3.4, XLR-Kabel Boaacoustic Evolution BLACK.xlr-8, USB-Kabel: Boaacoustic Silver Digital Xeno / Boaacoustic Evolution BLACK.usb.2.0, Cinch-Kabel: Cordial, S/PDIF-Kabel: Cordial / Boaacoustic Evolution BLACK.digital, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, Netzwerk-Switch D-Link DGS-108

Alle Bilder, soweit nicht anders genannt, von Fritz I. Schwertfeger.


Vom selben Hersteller bei uns im Test die Standlautsprecher Acoustic Energy AE 509.

About Author

Bereits als Kind mit einer WEGA Anlage samt WEGA Plattenspieler der älteren Geschwister konditioniert worden. Die Nachwirkungen sind bis heute spürbar. Daraus ist mit der Zeit die Achse des Wohlgenusses erwachsen, Musik, Wein, Technik. In Verbindung mit einem rastlosen Entdecker- und Forscherdrang wird daraus ein immer währendes Vergnügen. Sich hierbei weiter entwickeln, austauschen und nie stillstehen ist zum Lebensmotto geworden.

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