Bernd hatte es bei seinem ersten und zweiten Bericht von den Norddeutschen HiFi-Tagen anno 2020 ja bereits erwähnt, dass wir uns das imposante Messegeschehen im Hamburger Holiday Inn Hotel am „Billwerder Neuer Deich“ aufgeteilt hatten, um für die HiFi-IFAs einen angemessenen Überblick bieten zu können. Dabei fiel mir die Aufgabe zu, nachdem wir uns einen gemeinsamen Überblick verschafft und auch hier und da gemeinsam Hallo gesagt hatten, schwerpunktmäßig die oberen drei Stockwerke 16, 17 und 18 zu beackern.
Natürlich habe ich es mir auch nicht verkneifen können, einen Blick in ein paar Räume der Geschosse bis zum vierten Obergeschoss zu werfen. Leser mit aufmerksamem Blick, welche die NDHT ebenfalls besucht haben, wird dies wohl nicht entgehen – und Bernd hat mir die Wilderei sicher auch verziehen 😉 Der Blick von oben ins Foyer ist gegen 10 Uhr entstanden. Die Besucherzahl war da noch übersichtlich und die Schlange an der Garderobe kurz. Das hat sich aber bis 11 Uhr schlagartig geändert. Die Norddeutschen HiFi-Tage waren zur Freude der Veranstalter und Aussteller wieder bestens besucht. Einen Überblick aus meiner Perspektive folgt nun in den Berichten 03 und 04. Aufi geht’s!
Bevor es für mich ganz nach oben ging, schauten Bernd und ich noch bei Gerd Kopistecki und seinen Supra Cables vorbei. Das hat Tradition. Anwesenheitskontrolle. Da Gerd grad mal tatsächlich da und greifbar war, nahmen wir uns die Zeit für ein Schwätzchen – und ich nutzte die Zeit die neue Silver Edition Steckdosenleiste zu begutachten – gut zu erkennen am schwarzen Gehäuse. Das Besondere ist die Innenverkabelung mit versilberten OFC-Kupferleitern. Gerds Stand mag zwar nicht an der lauschigsten Ecke gewesen sein – aber so kam man an Gerd und an Supra Cables nicht so einfach vorbei!
Auf dem Gang sprangen uns noch die Exponate von AVM ins Auge. Natürlich der extrovertiert blau illuminierte Rotation R Plattenspieler und der Stereo-Endstufen-Klopper Ovation SA 8.3, der mit gestalterischer Schlichtheit punktet. Eigentlicher Blickfang war für mich aber der aktive Lautsprecher Audition AM 6.3, der den gestalterischen Vorgaben der Elektronik folgt. Die 1.000 Watt Systemleistung, die von digitalen und analogen Anschlussmöglichkeiten bedient werden, sind für rund 20.000 Euro zu haben.
Ein optisches Kontrastprogramm hielt der CMI Audiovertrieb mit Audel und der Hersteller Trinaudio bereit. Auf dem Stand präsentierten sich mit diesem Duo zwei kleine aber feine italienischen Manufakturen. Trinaudio setzt mit den Gehäusen seiner HiFi-Elektronik Statements im Wohnraum, die sich nicht verstecken wollen und eigentlich auch nicht können. Mit ausgewogener Proportion, edlem Vollholz-Gehäuse mit Corian-Frontplatte und magisch durchscheinenden LEDs sowie großen chromglänzenden Bedienelementen eine gelungene Sache. Der Lautsprecherhersteller Audel hat seine ideellen Wurzeln in der Architektur. Das Gehäuse besteht aus aus dem Vollen gefrästen und verleimten Birken-Schichtholz mit eingesetzter Ebenholz Schallwand.
Auf dem Bild sind die drei verfügbaren Kompaktlautsprecher von Audel zu sehen. Die handgeschliffene und mit Bienenwachs behandelte Oberfläche hat eine großartige Haptik und vermittelt das Gefühl von Natur und Nachhaltligkeit. Dazu kommt der seidig feine, relaxte Sound der Kette, der in dem ganzen Messe-Trubel zum Verweilen einlud. Die Geräte ruhten in einem Rack von HiFi-Racks Ltd. und auf Absorber-Plattformen von Esse-Ci-Design. Beide im Vertrieb con CMI. Für Musik-Freunde, die Freude an schönen Materialien mit hochwertiger Verarbeitung und Akzenten im Wohnraum haben, sicherlich ein Geheimtipp – und für uns ein kleines Messe-Highlight.
Auch ProAc hatte sich auf seine Regallautsprecher beschränkt. Mit dabei waren verschiedene Response- und Tablette-Modelle. Als ich dort war spielten freistehend auf Ständern ein Pärchen Response DB3 unterstützt von einem kleinen Subwoofer. Die Lautsprecher mit der schlichten Erscheinung machten mir bei meiner kurzen Stippvisite Spaß. Sauberer Sound ohne Effekthascherei und auch auf kurzer Distanz eine ordentliche Bühne. Natürlich darf man beim Preis von rund 2.200 britischen Pfund auch etwas erwarten.
Ganz im Gegensatz zu ProAc hatte Quadral in einem der größeren Räume ein deutlich imposanteres Setup aufgebaut. Zwei große AURUMer spielten an, trotz der beachtlicher Masse, erschwinglicher Elektronik von Advance Paris. Im Hörraum waren relativ nah an dem Setup zwei Stühle aufgestellt. So saß ich leicht asymmetrisch zur Hörachse und es wollte sich so recht keine Bühne aufbauen. Dadurch, das der Raum zudem gut besucht war und ich die meiste Zeit sowieso nur den rechten Lautsprecher gehört habe (links war der Eingang) ist mir ein fairer Klangeindruck nicht möglich – obwohl ich von den kurzen Stereo-Intermezzi neugierig geworden war. Das Foto vom ambitionierten Setup möchte ich euch dennoch nicht vorenthalten. Da wir wissen, wie gut eine solche Kombination klingen kann, die unbedingte Empfehlung: bei Interesse den Fachhandel aufsuchen und unter optimalen Bedingungen hören. Die Messe kann da nicht als Maßstab dienen. Hübsch anzuschauen war auch die kompakte, geschmackvoll abgestimmte Anlage von Advance Paris und Quadral auf dem Sideboard.
Eine klasse Vorführung erwartete mich hingegen im Raum vom Hamburger Drei H Vertrieb mit den Marken Lyngdorf, Melco, SBooster und Chord. Nach einem kurzen Plausch mit Thomas Heckel, der zu einer Präsentation enteilte, übernahm den Staffelstab Patrick Mitchell von Chord Cables. Eigentlich hatte ich gar keine rechte Lust, mich mit Kabeln zu beschäftigen. Hatte ich überhaupt einen Kopf dafür? Egal. Zur Not konnte ich mich einfach hinsetzen und Musik hören. Das tut auch mal gut im Messerummel. Klangunterschiede hin oder her.
Die Vorführung mit Chord Lautsprecher-Kabeln von Patrick war aber so lebendig und ambitioniert, das ich länger sitzen blieb, als ich eigentlich wollte. Und ich nahm drei Dinge mit: 1) Es macht durchaus Sinn, sich mit Kabeln zu beschäftigen, wenn man sich dafür öffnet. 2) Es war klasse, dass Drei H erfolgreich an den Monitor Audio Studio Kompaktlautsprechern für 1.300 Euro vorführte und nicht an 20.000 Euro High-End Speakern, welche die meisten Menschen eh nicht besitzen. Und 3) hatte ich zwischenzeitlich richtig Lust bekommen, selber wieder Musik für mich zu hören. Patrick hat eine Menge Freude daran vermittelt.
Drei H war mit seinen Marken bereits stark im Foyer vertreten und hatten dort einen starken Auftritt. Kompetente Ansprechpartner gaben den Besuchern bereitwillig Auskunft. Bei Lyngdorf fehlte noch die bereits angekündigte Neuheit, der Vollverstärker TDAI-1120, der aber erst auf der ISE Anfang Februar in Amsterdam seine Publikums-Prämiere feiern soll (siehe News). SBOOSTER zeigte sein neues 24V AC-Netzteil (siehe News).
Eine Neuheit bei MELCO ist der High-End Audio-Switch S100, der – im Gegensatz zu gewöhnlichen Computer-Switchen – durch intelligenten und sorgsamen Umgang mit den angelieferten Digitaldaten, eine klangliche Verbesserung bei Streamern herbeiführen soll, die diese Daten verarbeiten. Ein spannendes Thema, das sicherlich zu kontroversen Diskussionen führen wird. Wir sind auf Höreindrücke gespannt.
Ein glückliches Händchen bei der Wahl und Aufstellung ihrer Pretiosen hatte die Bochumer Firma EINSTEIN bewiesen. Die kompakten Lautsprecher standen auf Stands in dem eher länglichen Raum frei und weit von der Rückwand entfernt. Es ergab sich eine unglaubliche Bühne und ein völlig gelöstes Klangbild. Das Setup spielte natürlich und im besten Sinne musikalisch. Ein starker Auftritt auf den Norddeutschen HiFi-Tagen.
Bei Werner Berlins Bellevue Audio spielten sich drei Hauptakteure in die Herzen der Zuhörer: Der Cyrus ONE Cast, der neben seiner Hauptaufgabe als Vollverstärker nun in der Cast Version auch reichlich Konnektivität zu bieten hat und die neuesten Lautsprecherkreationen von NEAT: der Standlautsprecher EKSTRA und der kompakte MINISTRA. Zu Hören gab es feinen Klang mit seidigen Höhen und knackigem Bass aus schlanken Lautsprechern, die einiges zu bieten hatten.
AUDIUM stellte in luftiger Höhe des 16ten Stocks ebenfalls seine Neuheiten vor. Wir berichteten in unseren News. Dazu gehört unter anderem der Audio-Netzwerk-Switch Omnia SW-8 von NuPrime, den Bernd bei seinem Wildern gleich für einen Test mitnehmen konnte… Einer Geräte-Kategorie, die sich in diesem Jahr steigenden Interesses erfreut. Zuvor hat sich NuPrime bereits mit dem AC-4 Power Conditioner dem Thema Strom gewidmet.
Bei den Lautsprechern von AUDIUM gab es ja bereits auf den Deutschen HiFi-Tagen in Darmstadt Neuigkeiten mit der Vorstellung der drahtlosen Comp Air Serie. Auf den Norddeutschen zeigte AUDIUM überraschend einen Prototypen, der eine neue Comp 11 als Flaggschiff andeutet: Ein neuer Breitbänder im Gehäuse der Comp 9 montiert. Noch nichts Finales, aber in die Richtung weisend. Der Klang blieb der Comp-Familie treu und war vielversprechend.
Schließen möchte ich für heute mit einer Anlage, die in ähnlicher Konstellation auch schon auf anderen Veranstaltungen gewohnt routiniert und auf höchstem Niveau spielte: Die passiven Manger p2 Lautsprecher mit SPL Elektronik und Scheu Plattenspieler, komplett verkabelt mit feinen Strippen von WSS. Eine Kombination, die mich wunderbar entspannt in den Feierabend des ersten Messetages der Norddeutschen HiFi-Tage entließ. Wer sich noch etwas mit den Geräten beschäftigen mag, dem seien unsere Tests der Manger S1 und und des SPL Director Mk2 ans Herz gelegt. Die Fortsetzung meines Rundgangs mit Bericht 04 folgt morgen auf dem Fuße…
Fotos: F. Visarius