Nach zwei Jahren Pause stand endlich wieder ein Ausflug nach Leipzig zu den MDHT 2022 – Mitteldeutsche HiFi-Tage – an. Gespannt wie ein Flitzebogen war ich, ob sich das HiFi- und High End Publikum nach der langen Pause auf die HiFi-Messe traut oder ob es eher ruhig zugehen würde. Nun, ich war angenehm überrascht über die wie immer zahlreichen Besucher. Die Organisatoren sprechen von rund 2.500 Interessierten, also ähnlich den Vorjahren. Was ich auch glaube. Die Gänge, wie auch die Hörräume mit rund 100 Marken – selber gezählt habe ich sie nicht – , waren gut besucht. Angenehm angetan war ich vom altersmäßig gut gemischtem Publikum, und auch einige Frauen begleiteten ihre Männer, auf das sie wohl nicht zuviel Flausen in den Kopf bekämen… Doch nun auf zum Gesehenen und Gehörten.
Nichts zu hören, aber eine gute Basis dafür: Die HiFi-Racks von Roterring. Schön stabil und mit guter Verarbeitung. Sehr praktisch das Fach für den Plattenspieler, da kommt Musiktruhen-Feeling auf. Und damit die Optik im Wohnzimmer nicht gestört wird, verstecken sich die Lautsprecher und der Verstärker auch noch in ihnen.
Dynaudio führte seine kompakten aktiven Streaming-Lautsprecher Focus 10 vor. Die Wiedergabe digitaler Kost, unter anderem von Spotify, Tidal oder auch der NAS, lag hier im Mittelpunkt. Abspielen können die kleinen Dänen so gut wie alles, was man ihnen vorsetzt. Auch analog kommt man per Cinch rein. Und über WiSA geht das Vergnügen auch kabellos. Neutral, straff und dennoch gefühlvoll ertönte „Volare“ von Dean Martin.
Bei Werner Berlin von Bellevue Audio gaben die Lautsprecher von KLH ihr Stelldichein. Die Amerikaner hat er neu im Vertrieb. Gut, dass er sich dieser klanglich tollen Pretiosen angenommen hat. Im Verbund mit der Elektronik von Cyrus Audio war hier ein sehr natürliches, entspanntes wie auch genussvolles Hören angesagt. Hat den Hörern wie auch mir sehr gut gefallen hier. Dementsprechend war die Hütte immer voll!
Bei AVM stand mit dem Evolution CS 5.3 ein High End Streaming- und CD-Player Vollverstärker im Mittelpunkt. Coole Technik und cooles Design aus deutschen Landen, auch der Plattenspieler von AVM kam zum Einsatz. Die Kompaktlautsprecher PMC twenty5.22i zogen einen schönen Raum auf, und der Amp trieb die kleinen Lautsprecher auch an den Frequenzenden zu Höchstleistungen an.
Erstmalig auf den Mitteldeutsche HiFi-Tage vertreten war Dietmar Hölper mit seiner Sounds Clever Anlage: gutes HiFi für relativ kleines Geld. Leider auch recht klein, beziehungsweise sehr schmal war sein Raum, wie so einige hier auf der dritten Etage. Dennoch konnte man auch hier fein und entspannt Musik hören. Mit im Schlepptau hatte er übrigens Thomas Luh mit seinen neuen Plattenspielern. Verstärkung bekamen die beiden von Tino Obst vom HiFi-Studio AlternativAudio aus Lichtentanne bei Zwickau.
Ein strahlender Jochen Bareiß führte die Manger Lautsprecher w1 (um 5.500 Euro) vor. „W“ steht dabei für die Montage an der Wand, die eine „unendliche“ Schallwand bietet. Lediglich für Messezwecke waren die weißen Ständer, überall dicke Löcher bohren geht halt nicht, zumindest nicht auf einer Messe. Als Quelle diente der Schallplattenspieler Cello von Ulla Scheu. Die Elektronik dann komplett von SPL, also die Phonostufe sowie der Vorverstärker-DAC Director MK II und die Endstufe Performer s1200. Das performte hier wirklich toll mit der für die Manger-Wandler berühmten zeitrichtigen und völlig entspannten Wiedergabe. Den passenden Druck untenrum besorgte dann ein Subwoofer von Martin Logan. Als Verkabelung kam die Platin Line von WSS-Kabel zum Einsatz, die Jochen Bareiß im Vertrieb hat.
Bei Audio Technica blieb ich eine ganze Weile hängen. Kein Wunder, Hanno Kramer vom Vertrieb demonstrierte die klanglichen Unterschiede von MM- und MC-Tonabnehmern mit verschiedenen Schliffen aus unterschiedlichen Preisklassen, das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Hier ging es vom günstigen VM95 über das VM750 (499 Euro), das OC9X (599 Euro) bis hoch zum AT ART9X (1.500 Euro). Die teilweise sehr großen Klangsteigerungen miterleben zu dürfen war für alle Hörer sehr interessant. Tolle Idee, so einen Workshop auf einer HiFi-Messe zu machen.
Was mir auf den MDHT 2022 in Leipzig sehr gut gefallen hat ist das Konzept nicht nur preislich unerschwingliche Anlagen vorzuführen, sondern mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben und des Öfteren auch mal „Gebrauchs-HiFi“ , also bezahlbare Anlagen, vorzuführen. Dazu gehören natürlich auch die kompakten von Sonoro. Erfolgreich sind die Neusser mittlerweile auch mit ihren Lautsprechern und Plattenspielern, wie wir in unseren Tests erfreut feststellen durften.
Buntes Treiben und interessante Gespräche auf den Gängen der MDHT 2022 führen, das gehörte natürlich auch mit dazu, Langeweile kam da definitiv nicht auf.
Natürlich wie immer vertreten auch Supra Cables. Vertreten hat sich zwischendurch Gerd Kopisteki die Füße, und Armin Kern an die Front geschickt.
Lobenswert fand ich, dass mit Qobuz wenigstens ein Streaming-Anbieter auf der HiFi-Messe anwesend war und sich interessierte Hörer bei der engagierten Dame über das Angebot der Franzosen informieren konnten.
Die drei HiFi-Musketiere 😉 Dimi Vesos, Mario Tempel und meine Wenigkeit.
Bei in-akustik gab es sehr ausführliche Informationen zu den Lautsprechern Audiovector R6 und deren drei möglichen Ausführungen. Dazu gehören unter anderem unterschiedliche Hochtöner oder beim Spitzenmodell Arreté auch die Erdung der Lautsprecherkörbe. Was sich tatsächlich auf den Klang auswirkt, wie ich bei unserem Test der Kompaktlautsprecher Audiovector R1 feststellen konnte. Angefeuert wurden die grazilen Säulen vom Streaming-Verstärker Primare I35, als weitere Quelle stand der Primare CD35 zur Verfügung. Klanglich war diese Anlage auf der angenehm neutralen Seite, mit toller feiner Auflösung und einem schlanken schnellen Bass.
Bei den Westfalen aus Herford spielte die Serie 200, namentlich der Multi Source Player MP 200, der Vorverstärker DAC 200 sowie die Endstufe A 200. An die Ohren kamen die angenehmen Töne über die Klangsäulen Talis S 300. Für meine Ohren etwas unerwartet spielten die Westfalen hier in Leipzig nicht wie gewohnt sehr neutral und leicht Technisch, sondern gefühlvoll und Analog. „Ain’t No Sunhine“ von Bob Walsh hörte ich unter anderem hier, das war echt lecker.
In Leipzig nicht fehlen durfte natürlich Cambridge Audio. Die Engländer verbandelten ihren High End Netzwerkplayer Edge NQ mit zwei Monoendstufen Edge M und den Standlautsprechern Audio Physic Avantera. Die Begegnung der Kombi aus England und Deutschland fand auf neutralem Boden mit großzügiger Raumdarstellung und trockenem Bass statt.
Nochmal was aus englischen Landen, die Lautsprecher Spendor Classic 1/2. Für gewohnt spielen Lautsprecher dieser Marke lieber fein und edel, was sie natürlich auch hier taten.
Doch was ein zu lustigen Streichen aufgelegter Mika Dauphin mit der nicht ganz so günstigen Elektronik von Chord aus ihnen herausprügelte, das war echt der Hammer. Poison von Astrix, die Polizisten von Extrabreit und ähnliche Musik fetzte hier durch die Gegend. So einen abartig knochentrockenen Sound habe ich selten auf einer HiFi-Messe gehört! Echt geil und kein Diana-Gedudel… Doch als Entschädigung dafür dann der Zirkus der Tiere, was ja auch irgendwie zu dieser Vorführung passte 😉 Das zog dann auch die jugendlichen Hörer hier in den Raum und Bann.
Hm, was war denn das hier, das sollte eine komplette HiFi-Anlage darstellen, und Musik sollte da rauskommen? Dem war wirklich so bei Cabasse. Im Subwoofer befinden sich neben den Endstufen auch die D/A-Wandler und DSPs für die Raumeinmessung. Eine sehr interessante Lösung für stylische Wohnungen, wie ich finde. Das Weiße im orangen Kringel ist übrigens der zum Subwoofer gehörende Lautsprecher.
Auch sehr stylisch die neuen Streaming-Lautsprecher KEF LS60. Alles drin, alles dran, könnte der Wahlspruch der schicken blauen Säulen lauten. Digital geht hier so gut wie alles rein, von HDMI über Coax und optisch wie auch natürlich Netzwerk und Bluetooth. Plus einem analogem Cinch-Eingang, das sollte für alle üblichen Zwecke reichen. Klanglich auf der großzügigen und angenehmen Spielart angeordnet kam bei den Standlautsprechern auch der gegenüber den kleinen KEF LS50 Wireless kräftigere Bass zum Zug.
Gewohnt souverän führte Ulf Soldan die Standlautsprecher Bowers & Wilkins 804 D4 am Vollverstärker Michi X5 vor. Mucksmäuschenstill – der langjährige Produktmanager hatte nicht nur die Anlage im Griff 😉 – lauschten die Hörer den Erläuterungen des langjährigen Produkt-Managers. Was dann auch für alle Beteiligten sehr interessant war, erklärte er nicht nur die Produkte, sondern auch einiges zu den vorgestellten Titeln und den verschiedenen Arten der Studioaufnahmen. Doch auch die Musik kam unter anderem mit dem genialen „Fever“ von Peggy Lee nicht zu kurz. Klasse trocken und natürlich das Fingerschnippen in diesem Song. Bei anderen Liedern gefielen mir der qualitativ hochwertige trockene Bass und die Raumfülle.
Ein strahlender Frank Schick führte die von ihm vertriebene HiFi-Marke Exposure vor. Zentraler Punkt dieser Anlage war der Vollverstärker 3510, der auf Wunsch auch mit einem Phono MM/MC-Modul aufgerüstet werden kann. Hier und heute kam jedoch der Phono-Vorverstärker Exposure XM zum Zuge. Analoges kam vom Plattenspieler MoFi Ultra Deck und dem MC-Tonabnehmer MoFi Ultra Gold unter anderem von der Manger LP „Musik wie von einem anderen Stern“. Als Lautsprecher standen die Geithain ME 150 auf den Mitteldeutsche HiFi-Tage. Interessant war die leicht unregelmäßige Aufstellung der Lautsprecher im Raum, um unangenehme Resonanzen im Tiefton zu vermeiden. Diese Mühe wurde mit einem klaren und sauber durchzeichneten Klang belohnt. Neutral, aber aber auf sehr angenehme Art und Weise. Und ohne unnötigen Bassbums! Gerne wäre ich noch länger geblieben, aber ich hatte ja noch was auf dem Zettel…
Den großen Bums gab es bei Audio Reference und im „Heimkino“ des Auerbach-Verlags. Schon das Betreten des Raums ruft ein „Wow“ in einem hervor. Für das ganz große Kino waren vorne die Standlautsprecher Perlisten S7T und der Center Perlisten S7C im Einsatz. Weiterhin der große Perlisten-Subwoofer D12S und für die rückwärtigen Kanäle die kompakteren SST Lautsprecher der neu auf dem deutschen Markt vertretenen Marke, plus vier S4S an der Decke… Für die nötige Power holte sich der Surround-Receiver Yamaha RX-A8A noch Unterstützung bei der 5-Kanal Endstufe Krell Chorus 5200 XD. Das gute Bild war Aufgabe des JVC Beamer DLA-NZ9 und der Screen-Professional-Leinwand. Dieses Team bildete für mich einen würdigen und absolut beeindruckenden Abschluss der Mitteldeutsche HiFi-Tage 2022. Es zischte und knallte, dass es eine wahre Freude war. Und alle, auch ich, in diesem Heimkino zuckten zusammen, als James Bond bei „No Time To Die“ bei der Bombenexplosion durch die Gegend flog.
So, die Tore sind geschlossen, das war es dann für dieses Jahr von den Mitteldeutsche HiFi-Tage 2022 in Leipzig. Gerne war ich hier, und genau so gerne komme ich auch wieder. Kleiner Tipp von mir: Wer Zeit hat, möge einen oder auch gerne zwei Tage eher kommen und sich mal diese tolle Stadt anschauen. Ich auf jeden Fall werde es wieder so machen, es lohnt sich!