
Es ist noch nicht lange her, da stand ich Streamern sukzessive Netzwerk-Playern äußerst skeptisch gegenüber, schon einige gehört, keiner begeisterte mich wirklich. Gegenüber meinem CD-Spieler Cambridge Audio 840C klangen sie in meinen Ohren immer langweilig und belanglos. Egal welches Fabrikat ich auch hörte, es fehlte mir die „Innere Dynamik“, wie ich so gern zu sagen pflege. Bis ich dann zuerst auf den Cambridge Audio NP30, und dann auf 851N stieß, den es zudem in einer getunten Version von Hoer-Wege gibt.
Technik
Der Streamer ist ganz schön schwer. Kein Wunder bei dem fetten Ringkerntrafo. Die dicke Alufront, und auch der Rest des Gehäuses sind von Haus aus sehr massiv aufgebaut. Dazu die schlicht-elegante Optik mit dem farbigen 4,3 Zoll TFT-Display. Das Display zeigt unter anderem Cover, Interpret, Laufzeit des Titel, Auflösung und noch mehr an. Auch aus größerer Entfernung lässt sich das Display noch gut erkennen.
Auf der Rückseite gibt es jede Menge digitale Eingänge: 3 USB-A (1 für beiliegenden W-LAN Dongle), 1 USB-B, je 3 Koax sowie Toslink, 1 AES/EBU und schlussendlich 1 LAN. Analoge Ausgänge gibt es je 1 als Cinch sowie XLR. Und auf der Front nochmal 1 USB-A. Das sollte wohl wirklich für den Anschluss an die digitale Welt genügen. Schade, dass nicht wenigstens 1 analoger Eingang dabei ist, da der Cambridge auch als Vorverstärker dienen kann. Die (Digitale) Lautstärkeregelung lässt sich dazu im Menü aktivieren. Wer nur digitale Medien nutzt, braucht sich lediglich die passende Endstufe Cambridge 851W zulegen, und hat somit ein voll funktionierendes HiFi-System. Eine Bluetoothantenne kann man dazukaufen. Der BT100 Empfänger unterstützt aptX in CD-Qualität. Spotify Connect und AirPlay sind ebenso vorhanden.
Nach Anschluss ans LAN eingeschaltet, findet der Cambridge 851N dank DHCP automatisch ins heimische Netz. Sollte ein Softwareupdate vorliegen, wird es nach dem Start auf dem schicken Display angezeigt. Man hat dann die Wahl, ob man installieren möchte oder nicht, bei Nichtinstallation fragt er dann allerdings bei jedem Neustart nach…

Die Bedienung ist super einfach dank der Drucktaster neben dem Farbdisplay sowie dem Dreh- und Druckregler. Einfach durch die Menüs scrollen und per Druck auf den Regler bestätigen, so einfach kann moderne Technik manchmal sein. Die gummierte Fernbedienung mit den vielen Tasten liegt gut in der Hand. Mit ihr kann man auch die passende Vorstufe Cambridge 851E sowie den CD-Spieler 851C bedienen. Auch das reine Cambridge CD-Laufwerk, welches keinen D/A-Wandler besitzt, und daher gut zum Streamer passt, lässt sich so fernsteuern. Die Logik der Bedienung funktioniert auch hier wieder wunderbar gut. Die Cambridge App ist ebenso übersichtlich gestaltet. Wie auch über die Taster am Gerät und die Fernbedienung lässt sich hier alles wunderbar einfach einstellen. Die App läuft flott und stabil. Nur mit der Erstellung von Playlists stehe ich auf Kriegsfuß, da darf gerne nachgebessert werden.
Im Inneren des Cambridge Audio Azur 851 N befinden sich 2 Analog Devices AD1955 24-Bit D/A Wandler. Dazu das hauseigene Digitalfilter mit ATF2 Upsampling auf 24 Bit / 384 kHz im Gerät von Anagram. Mehr als 24 bit / 192 kHz verdauen die D/A Wandler AD 1955 von Analog Devices allerdings nicht. Verarbeitet werden Datenformate wie WAV, FLAC, MP3, WMA und AAC, aber auch ALAC, AIFF, HE AAC sowie OGG Vorbis und DSD. Also quasi das volle Programm.
Im Menü lassen sich die Quellen anwählen. Es lassen sich unter anderem über 15.000 Radiosender auswählen, dies ist nach Ort oder Genre möglich, 20 davon lassen sich abspeichern. Streaming-Dienste lassen sich so ebenfalls auswählen. Musik im heimischen Netzwerk findet man in der „Musikbibliothek“. Über die USB-Anschlüsse lassen sich Datenträger wie USB-Sticks oder externe Festplatten anschließen, das funktionierte im Test auch mit 2 TB-Sticks.
Das Hoer-Wege Tuning
Laut Stefan Horwege ist die serienmäßige Stromversorgung mit dem 80 VA Ringkerntrafo völlig ausreichend. Potential sieht er bei den Brückengleichrichtern und Kondensatoren. Die werden erstmal ausgelötet und das alte Lötzinn entfernt.
Dann wird der vorhandene Brückengleichrichter durch 4 soft-recovery Gleichrichter-Dioden ersetzt. Dazu werden ca. 50 Elektrolyt-Kondensatoren ausgetauscht. Dadurch werden aus 30.000µ durch den Umbau 40.000µ mit schnellerer Siebkapazität. Weiterhin kommen noch 6 OP-AMPs dazu plus eine Gehäusebedämpfung.

Der Standardstreamer kostet 1.700 €. Für das nachträgliche Tuning werden 600 € aufgerufen, kauft man den 851N gleich getunt bei Hörwege (Er verkauft auch die Seriengeräte), kostet das Gerät inklusive Umbau lediglich 2.150 €.
Hoer-Wege Galerie
Farblich markiert die ausgetauschten Bauteile
Der Klang I: Cambridge 851N (Serie)
Das Serienmodell Cambridge 851N klingt von Haus aus schon hervorragend gut. Als ich ihn das erste Mal in einem HiFi-Laden zusammen mit der „kleinen“ Endstufe 651W von Cambridge an einer Marten Django gehört habe, hat es mir gleich ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Die fantastische räumliche Darstellung ist schon zum drin Baden. Bassläufe sind wunderbar trocken und schnell. Klavierläufe von Diana Krall, die unheimlich sauber perlten. Streicher, bei denen man den Spliss der Saiten zu hören vermag. Akustikgitarren mit dem Holzkorpus. Saxophon wird wunderbar fein angeblasen. Auch die Stimmen von Sängern und Sängerinnen werden in all ihren Schattierungen herausgearbeitet, und das, ohne das Ohr zu nerven. Außer gelegentlich Katie Melua, die einem manchmal schon im Ohr rumzischeln kann, was allerdings bei ihr sehr stark an der Aufnahme liegt, bei anderen Sängerinnen konnte ich das so nicht feststellen. Ein Weichzeichner ist der Cambridge nicht, er bringt ehrlich das rüber, was auf der Aufnahme ist. Einen Klangstempel drückt der Cambridge 851N der Musik nicht auf; nein, alles klingt sehr natürlich und im positiven Sinne neutral.
Wer mag, kann sich auch der 3 Klangfilter zur Feinabstimmung bedienen. Es gibt einen linearen, einen minimalen und einem steilen. Wobei aus meiner Sicht die Unterschiede sehr gering sind.
Der Klang II: Cambridge 851N mit Hoer-Wege Tuning
Weiter geht es nun mit dem von Hoer-Wege getunten 851N, bringt die Modifizierung wirklich was? Ja! Es soll ja Zeitgenossen geben, die digitale Artefakte heraushören. Im Blindtest kommt es allerdings schon mal vor, dass man CD- und Plattenspieler mit dem selben Titel laufen lässt. Die Nadel saust schön in der Rille rum, der Analogfan sagt dann auch, er hört genau, dass jetzt eine Platte läuft! Hebt man dann den Tonarm hoch, läuft die Musik lückenlos weiter, weil von der CD und er schaut verblüfft… Sorry für das Abschweifen!
Nun, also der getunte Streamer. Erst mal wie es sich gehört ein paar Tage einspielen lassen. Und tatsächlich, ich höre noch ein ordentliches Pfund mehr an Feinauflösung, bin verblüfft, es gibt mehr „Schwebungen“. So als würde von 44,1 kHz/16 Bit der Standardauflösung 96 kHz/24 Bit werden. Und Katie züngelt nicht mehr so in meinem Ohr herum… Es gibt mehr Schmelz und dazu einen kleinen Schuss Wärme zu hören. Akustikgitarren zum Beispiel werden wie auch viele andere Instrumente körperhafter. Toll wie der Tiefton bei „Temptation“ von Diana schiebt, ohne aufzudicken. Der untere Frequenzbereich wird noch trockener und schneller. Dazu gewinnt die Darstellung noch an Raum. Summa summarum gibt es einfach mehr Live. Zu meinem Bedauern muss ich den Streamer wieder an Horwege schicken!
Das Testfazit
Schon der Cambridge 851N als Seriengerät weiß im Test als Streamer voll zu überzeugen. Sowohl durch seine Haptik und einfache Bedienung als auch durch seinen hervorragenden ausgewogenen und feinfühligen natürlichen Klang.
Das von Hoer-Wege getunte Gerät schlägt den Seriencambridge klanglich in allen Belangen. Die Modifizierung hebt ihn locker eine Klasse hoch für einen mehr als fairen Aufpreis.
Vertrieb:
Cambridge Audio
Alter Wandrahm 15
D-20457 Hamburg
www.cambridgeaudio.com/deu/de
Vertrieb:
HiFiWERKSTATT hoer-wege
Stephan Horwege
Gallberg 40
D-28790 SCHWANEWEDE