Die Idee stand schon länger im Raum, mal etwas für die HiFi-IFAs zum Thema Wireless-Audio zu machen. Da es hier immer um Feinkost geht, fielen für mich damit die meisten „Coladosen“ schon mal durch den Rost. Meine Idee war eigentlich, den B&O Beoplay A1 zu nehmen, den ich zu Hause als Referenz für kleine Bluetooth-Lautsprecher und auch gelegentlich zum Musikhören vom Handy nehme. Nur leider wurde das Modell kürzlich runderneuert. Den neuen A1 habe ich zwar vor einiger Zeit für AllesBeste getestet, wo er den Vorgänger als Referenz abgelöst hat. Aber ich habe ihn nicht mehr zu Hause und hätte ihn nur für Fotos bestellen müssen. Und auch die Zeit drängt, denn Weihnachten steht vor der Tür. Daher die Idee zum Test des Teufel MOTIV GO.
Bevor ich dazu kam, wer AUDIO, Video oder stereoplay liest, weiß vielleicht, dass ich nicht gerade wenig Tests jeden Monat auf dem Programm stehen habe, bekam ich für einige Online-Magazine den Teufel Motiv Go für einige Wochen ins Haus. Und der gefiel mir so gut, dass er sich für die HiFi-IFAs förmlich aufdrängte.
War beim B&O die Überlegung, dass er mit seinem konsequenten 2-Wege-Mono-Konzept für einen kleinen Bluetooth-Speaker sehr natürlich klingt und man sogar zwei davon zu einem Wireless-Stereo-Paar koppeln kann, sprach für den Teufel das Gesamtkonzept. Während man den B&O optimal platzieren, am besten sogar mit seiner Schlaufe an der Wand aufhängen sollte, machte der kleine Teufel überall eine gute Figur. Dazu lässt er sich viel besser bedienen und bringt sein eigenes Netzteil mit. Außerdem hat er für alle Fälle einen analogen AUX-Eingang, während die Dänen dieses Extra bei der Modellpflege einkassierten.
Annäherung
„Wir haben zwar immer eine bestimmte Reihenfolge. Ist aber nicht zwingend“, simste mir gerade Falk, der dieses Blog mit Bernd betreibt. Eigentlich hätte ich ihm lieber ein paar Grundsatzfragen bei einem unserer regelmäßigen Meatery-Meetings gestellt. Aber wie euch kaum entgangen sein dürfte, hat die „Mutti der Nation“ sich in ihrer unendlichen Weisheit entschlossen, die Gastronomie zu unserem eigenen Wohl zu schließen – wie es gerade aussieht, bis zum Sankt Nimmerleinstag. Immerhin bleibt so noch mehr Zeit zum Schreiben. Also lasse ich mich von der Dramaturgie der HiFi-IFAs leiten und tu mal so, als wenn ich dazu gehöre.
Das Unboxing, das man von einigen der inflationären Influencer kennt, überspringe ich mal, denn ich denke, unter den Lesern sind überwiegend Erwachsene, die das wie ich nicht so spannend finden, wenn man die Entdeckung von Extras wie Kabeln oder einer Bedienungsanleitung und ein wenig Füllmaterial zelebriert – womöglich noch mit Videoclip.
Wobei mich eine Entdeckung beim Auspacken wirklich erfreute: Der 20 x 11 x 6 cm große Bluetooth-Lautsprecher kommt mit einem richtigen Netzteil, während die meisten anderen in dieser Klasse, B&O eingeschlossen, nur kurze USB-Ladekabel beilegen. Wer sich mit dem edlen Finish beschäftigt, stellt allerdings auch schnell fest, der Motiv Go schützt seine Tasten und Anschlüsse durch Gummiüberzug beziehungsweise eine Gummiklappe an der Seite. Aber eigentlich sieht man den 900 Gramm schweren Speaker trotz Schutzklasse IPX5 mit seinem besonders in Silber hochwertig wirkenden Aluminiumrahmen eher in der guten Stube als am Strand. Zu dem Eindruck trägt auch das Fehlen einer Schlaufe bei, an der man einen Trageriemen befestigen könnte.
Die Einrichtung ist bei einem Bluetooth-Speaker natürlich kein großes Thema, zumindest nicht, wenn man erst mal den Pairing-Button auf der rechten Seite über den Anschlüssen gefunden hat. Überhaupt böten die Tasten noch Raum für Detailverbesserungen. Die spritzwassergeschützte Knopfleiste auf der Oberseite ist toll gemacht, wäre aber noch toller, wenn Teufel die Gummi-Buttons noch mit etwas Farbe gekennzeichnet hätte.
Ein zentraler großer Button dient zum Starten und Anhalten der Wiedergabe des via Bluetooth gekoppelten Smart-Devices. Links und rechts daneben sitzen die Tasten für Titelsprung rückwärts und vorwärts. Die Lautstärke lässt sich ebenfalls auf der Oberseite regeln und die Dynamore-Raumklang-Funktion lässt sich über eine eigene Taste aktivieren. Mit dem integrierten Freisprechmikrofon kann man Telefongespräche freihändig über den Teufel führen oder Apple Siri oder Google Assistant durch einen langen Druck auf die Play/Pause-Taste nutzen.
Technik
Der eingebaute Lithium-Ionen Akku lieferte in der Praxis je nach Lautstärke locker für mehr als 10 Stunden Strom – Teufel gibt 16 Stunden an – und lässt sich mit dem beigelegten Netzteil in drei bis vier Stunden wieder aufladen. Zur Schonung der Energiereserven schaltet sich der Teufel nach 20 Minuten Inaktivität automatisch ab.
Der Motiv Go verwendet zur Drahtlosverbindung Bluetooth 5.0 mit dem klangstarken AptX-Codec. Im Party-Modus können sich zwei Smartphones gleichzeitig mit dem Smart Speaker verbinden, um abwechselnd das Musikprogramm zu prägen. Die niedrige Latenzzeit sorgt dafür, dass Videoton auch im Wireless-Betrieb – nützlich bei Youtube oder Games – Lippen-synchron übertragen wird.
Hinter dem Teufel Motiv Go steht ein Stereo-Konzept mit je einem 5-cm-Breitband-Lautsprecher mit ebenso leichter wie steifer Alu-Membran für den linken und den rechten Kanal. Unterstützung im Bass liefern je ein nach vorne und nach hinten gerichteter Passiv-Radiator. Die Gesamtleistung der integrierten Class-D-Verstärker beträgt 20 Watt (RMS). Unter dem Begriff Dynamore vermarktet Lautsprecher Teufel sein bewährtes Raumklang-Verfahren, um dem kleinen Motiv Go zu einer erweiterten Räumlichkeit zu verhelfen.
Technische Daten
Anschlüsse
- Bluetooth Mikrofon
- Klinkenbuchsen-Eingang 3,5 mm
- Bluetooth 5.0 / aptX
- Freisprecheinrichtung
- Sonstiges: Party-Modus (2 Smartphones können gleichzeitig gekoppelt werden)
- Kompatibilität: Android / Microsoft / iOS
Elektronik
- Dynamore®
- Akku-Betriebsdauer mittlere Lautstärke: 16 h
- Akku-Typ: Lithium-Ionen
- Sonstiges: Externes Netzteil 12 Volt
- Standby-Funktion
- Gesamtausgangsleistung (RMS): 20 Watt
- Verstärker-Technologie: Class-D
Lautsprecher
- Gehäuseaufbau: Geschlossen
- Gehäusematerial: Aluminium/Kunststoff/Stoff
- Strahlwasserschutz IPX5
- 2 Breitbandlautsprecher
- Breitbandlautsprecher (Durchmesser): 50,00 mm
- Breitbandlautsprecher (Material): Aluminium
- 2 Passivmembranen
- Sonstiges: Jeweils 1 passives Membran an Vorderseite und Rückseite
- Frequenzbereich 59 – 20000 Hz
Maße und Gewicht
- Breite x Höhe x Tiefe: 20 x 11 x 6 cm
- Gewicht: 900 g
Klang
Wenn es etwas gibt, das Böxchen in diesem Handtaschenformat nicht wirklich beherrschen, dann ist das die Basswiedergabe. Deshalb möchte ich diesen Punkt, der mir persönlich auch bei Rock und Pop sehr wichtig ist, im Hörtest vorne anstellen.
Zwar kann er auch Stimmen, die Natürlichkeit in Mitten und Höhen ist für diesen Preis ausgezeichnet. Nur können das auch einige andere ähnlich gut. Aber einen solchen Bass findet man in der Klasse so schnell kein zweites Mal. Das machte Songs wie „Africa“ in der Live-Version von Toto zu einer Freude, wie man sie von einem solchen Knirps kaum erwartet hätte.
Die Drums besaßen Punch, Volumen und ein überraschendes Maß an Differenziertheit. So überzeugte er auch mit dem sehr tiefen, stehenden Elektronik-Sounds von James Blake „Are You Even Real“. Mehr geht eigentlich nicht in der Größe. Höhen und Mitten wirkten erfreulich differenziert und gut austariert. So punktete auch die Stimme von James Blake wie die vieler anderer Interpreten durch einen gewissen Ausdruck und Charme, der vielen Bluetooth-Speakern abgeht.
Trotz zwei Kanälen kann man von derart kleinen Bluetooth-Boxen kein richtiges Stereo erwarten. Die beiden dicht beisammen platzierten Treiber führen sogar eher zu Problemen mit Auslöschungen. Doch hinter Dynamore stehen offensichtlich nicht nur große Versprechungen. Mit normalen Songs äußert sich der über eine kleine Taste auf der Oberseite zuschaltbare Effekt durch eine, sagen wir mal, größere, aber keinesfalls diffuse Klangwolke. Es klang immerhin nicht nach Waschküche, was der DSP da trickst.
Doch so richtig baff war ich erst, als ich mich spontan für Pink Floyd entschied und „Money 2001 Remastered“ vom iPhone via Bluetooth an den Teufel Motiv Go beamte. Das Klimpern von Münzen und die Sounds der Slot-Maschinen schienen ein ganzes Stück links und rechts neben dem 20 cm breiten Gehäuse zu stehen. Also ich würde den Dynamore-Effekt fast immer eingeschaltet lassen.
Was mich außerdem noch beeindruckte, waren hohen Dynamik-Reserven. Der Teufel Motiv Go vermochte ohne Zeichen von Anstrengung verblüffend laut spielen. In kleinen und mittelgroßen Räumen könnte man mit dem kleinen Wireless-Speaker eine ganze Stereo-Anlage ersetzen, sofern nicht intensives Hören in frontaler Lauerposition, sondern gepflegte Hintergrundbeschallung gefragt ist.
Fazit
Eigentlich glaube ich nicht, dass der typische HiFi-IFAs-Fan ein großes Interesse an kleinen Bluetooth-Speakern hegt. Allerdings klingt der Teufel Motiv Go für ein vergleichsweise kleines Geld so gut, dass man damit spielend „Nebenräume“ zünftig beschallen kann. Räume, in denen man sich nicht wie im Wohnzimmer als Audiophiler ins Stereo-Dreieck zwängt, um den dritten Geiger von links zu orten. Mancher betuchte High-Ender hat auch vielleicht ein Wochenendhaus oder mag einfach nur auf Reisen im Hotelzimmer mal vernünftig Musik ohne Kopfhörer genießen. Für diese Zwecke leistet der Teufel Motiv Go gute Dienste.
Im Test
Bluetooth Lautsprecher Teufel MOTIV GO
Preis: 244 Euro
Kontakt
Lautsprecher Teufel GmbH
Bikini Berlin
Budapester Straße 44
10787 Berlin
Fotos: Stefan Schickedanz