Auf geht es zum zweiten Rundgang über die Mitteldeutschen HiFi-Tage 2019 in Leipzig. Und dem letzten Bericht einer HiFi-Messe in diesem Jahr, gab es doch einige Veranstaltungen zu besuchen.
Was wäre die schönste HiFi-Anlage der Welt, gäbe es keine Musik dazu. Schallplatten in Hülle und Fülle hatte Thomas Fenn von Fenn Music dabei. Fleißig wurde in den großen Kunststoff-Boxen herumgekramt, ob denn nicht etwas Schickes dabei wäre. Da sollte sich schon etwas finden lassen, denke ich, bei rund 13.000 LPs und CDs, die Thomas im Angebot hat.
Eure Schallplattenhülle ist kaputt? Oder ihr wollt euer eigenes Cover? Oder wollt sogar eure eigene Schallplatte produzieren? Na dann seid ihr bei Rand Muzik sehr gut aufgehoben.
Die Jungs haben ein eigenes Tonstudio und arbeiten mit Lackschnitten und auch DMM. Und sie pressen auch. Und das in kleinen wie auch großen Serien.
Und was benötigt der Liebhaber von Schallplatten sonst noch? Genau! Eine Schallplattenbürste für 20 Euro zum Beispiel. Da gibt es nur eins: Zugreifen! Hergestellt mit 80 % kretischem Ziegenhaar. Mmhhh, da sollte ich auch mal wieder hin, also nach Kreta. Die Bürste vertreibt TAD Audio unter dem Label Simply Analog, definitiv ein treffender Name.
Natürlich hat TAD Audio auch Plattenspieler im Vertrieb. Zum Beispiel den neuen Rega Planar 10 2019 mit der PSU 10, dem Tonarm RB3000 sowie dem High End Tonabnehmer Excalibur Platinum. Leider nicht zu hören, sondern nur zu sehen 🙁
Dafür spielte London Grammar „Hey Now“ vom ähnlich teuren Plattenspieler Gold Note Giglio. Der Vollverstärker Goldnote IS-1000 gab der Sache ordentlich Schub an den Standlautsprechern Fyne Audio F702. Herrlich sauber, klar und durchhörbar kamen die feinen Klänge der LP an meine Ohren, gerne wäre ich länger geblieben. Ich tauchte in die Musik ein. Das war High End!
High End in einem sehr kleinen Raum geht nicht? Doch, sagten sich Dr. Götz von Laffert und Jens Wietschorke von Lyravox. So um die neun Monate vor Beginn der HiFi-Messe bekamen die beiden die Information, dass der ihnen zugedachte Raum wohl nicht der größte sei. Nur, was tun? Ganz einfach. Die beiden Macher Götz und Jens entwickelten kurzerhand für Leipzig einen Kompaktlautsprecher. Wohlwissend, dass so ein Modell eh noch im Portfolio fehlte.
Die neun Monate hat Lyravox hervorragend genutzt. Die Weltneuheit Karlsson streamten was das Zeugs hält. Was die beiden kleinen Lautsprecher an Klang in den Raum warfen, überzeugte mich. Verblüffend tief gingen die Zwerge im Tiefton runter, die räumliche Abbildung je nach Hörplatz klasse und die Feinauflösung sowieso. Je nach eingebauten Chassis kosten die beiden Schätzchen zwischen 16.000 und 23.000 Euro.
Ebenfalls Aktivlautsprecher sind die D6 Active von Ascendo. Beim Vollverstärker Accustics Arts Power 1 blieb daher der Endstufenteil von der Arbeit verschont. Auf dem Teller des Plattenspielers Clearaudio lag die LP „Liebe, Tod und Teufel“ von der EAV. Dementsprechend teuflisch war der Klang. Teuflisch gut! Die einmessbaren Lautsprecher passten gut in den kleinen Raum, spielten eher schlank und trocken auf. Auffällig war die tolle Auflösung, die das Ohr dennoch nicht strapazierte.
Einen ebenfalls recht kleinen Raum hatten die Jungs von IAD erwischt. Was der großen klanglichen Darbietung keinen Abbruch tat. Zum Einsatz kam der Netzwerkplayer Lumin U1 Mini am Vollverstärker Audiolab 6000a mit den von ihm angetriebenen Lautsprechern Wharfedale Linton. Das Setup vervollständigte der Plattenspieler Luxman PD-151. Die Optik der Lautsprecher mag nicht jedermann ansprechen, vom Klang waren jedoch alle hier im Raum anwesenden immer wieder sehr angetan.
Im Gepäck dabei war auch ein Switch namens „Silent Angel Bonn 8“ von Thunder Data für rund 400 Euro. Wer höherwertig streamt, für den könnte dies ein interessantes klangverbesserndes Produkt sein.
Mika Dauphin hatte den Melco S100-Switch für 2.000 Euro dabei, schick verpackt im Melco Standardgehäuse. Fleißig stöpselte Mika immer wieder zwischen dem Melco-Switch sowie einem Standard-Switch um.
Und dies definitv mit klanglichem Erfolg. Über die Kompaktlautsprecher Monitor Gold 100 abgehört, konnten wir klar die klanglichen Unterschiede der Musik hören, die dem Lyngdorf TDAI-3400 vom Dreiergespann Melco N100 – D100 – E100 zugespielt wurden.
Etwas gänzlich anderes gab es bei bfly Audio zu sehen: Kofferradios. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Freund von Reinhard Schäffer baut diese Art von „Ghettoblaster“. Viele Kundenwünsche sind bei der Ausstattung möglich, da es sich hier um Einzelanfertigungen handelt. Besonders schick fand ich die motorbetriebenen Antennen, wie anno dazumals in meinem alten Benz. Der Preis: Ab ca. 350 Euro
Etwas moderner sind die Schwingungsabsorber bfly-audio Satellite für HiFi-Geräte. Diese gibt es ab ca. 150 Euro. Gehäuse, deren Deckel etwas schwächlich ausgebildet sind, geraten gerne in Schwingungen. Und übertragen sich dann auf die elektrischen Komponenten wie Kondensatoren. Sollte man ausprobieren.
Moderne Technik gab es auch in Form des Streaming-Vollverstärker M10 mit BluOS von NAD. Wäre dieses Gerät etwas breiter als 20 cm, ich glaube, die Entwickler von NAD hätten auch noch einen Plattenspieler integriert! So reichte es dann doch „nur“ zu einem Streamer, D/A-Wandler, HDMI, Dirac-Raumkorrektur, Bluetooth… Auf jeden Fall zeigte diese minimalistische HiFi-Anlage aus dem Allrounder NAD M10 zusammen mit dem Standlautsprecher Dali Opticon 6 einen kräftigen sonoren Bass, angenehm seidige Mitten und einen wunderbar fein aufgelösten Hochton.
Den diesjährigen Bericht von den Mitteldeutschen HiFi-Tagen beende ich mit einer tollen Vorführung bei Technics. Gleich 2 Anlagen durften hier abwechselnd gehört werden.
Unter anderem der recht neue Stereo-Vollverstärker SU-G700, der Netzwerk-/Super Audio CD-Spieler SL-G700 und die SB-G90 Standlautsprechern. Eva Cassidy sang „What A Wonderful World“. Ein Lied, das einem unter die Haut geht, und erst recht über über eine HiFi-Anlage wie diese! Das war ein absolut würdiger Abschluss der Mitteldeutschen HiFi-Tage in Leipzig.
Gab Eva Cassidy noch „What A Wonderful World“ zum besten, sage ich: „What A Wonderful HiFi Event“. Veranstaltungen wie die Mitteldeutschen HiFi Tage sind wie das Salz in der Suppe der Hifi-Gemeinde. Neues und Interessantes sehen und hören. Die Veranstaltung lebt vom Engagement der Organisatoren, vom Herzblut der Aussteller, aber auch vom Interesse der vielzähligen Besucher. All das ist in Leipzig wieder wunderbar gelungen. Die HiFi-IFAs sagen Danke und freuen sich auf ein Wiedersehen in 2020.
Bilder, soweit nicht anders vermerkt: B. Weber