Test: Russell K. RED 100 – Kompaktlautsprecher für 2.000 Euro

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Im Test die Kompaktlautsprecher Russell K. RED100 Vorder- und Rückseite

Russell K. RED 100 in Piano Black. Bild: B. Weber

Russell K. RED 100. Ist der Name Programm? Gibt es diesen Kompaktlautsprecher nur in rot, wie sein Name suggerieren könnte? Mitnichten, in Rot-Grau ist nur die günstigste Gehäusevariante für 1.699 € gehalten. Unser Hörzimmer schmückt im Test die Ausführung in Piano Black für 2.290 € das Paar. Zuzüglich 895 € für den wirklich sehr stabil ausgeführten Stand.

Russell K. RED 100 – Technische Daten

  • 2-Wege Bassreflex
  • Gehäuse komplett unbedämpft
  • Seitenwände 16 mm MDF, Front 19 mm MDF
  • 25 mm Seiden-Hochtonkalotte
  • 160 mm Basstreiber mit imprägnierter Papiermembran
  • Übergangsfrequenz 2,2 kHz
  • Größe: 26,0*27,0*40,0 cm (b*t*h)

Russell K. RED 100 – Technik

Die Russell K. RED 100 können in der Gattung der Kompaktlautsprecher nicht gerade als zierlich bezeichnet werden. Egal, in ihrem vor mir stehenden Piano Black Lack machen sie trotzdem einen eleganten Eindruck. Die Verarbeitung der Gehäuse ist entgegen der Herkunft dieses Lautsprechers nicht very britisch, sondern eher very preußisch, also ausgesprochen akkurat. Auch die Lackierung ist sehr sauber und schlierenfrei. Den Musikliebhabern, die ihre RED 100 nicht auf einem Sideboard oder Ähnlichem aufstellen möchten, seien die sehr stabilen passenden Stands von Russel K. für 895 € empfohlen. Abgesehen davon: „Regallautsprecher“, die vor ihrem Dasein auf einem Sideboard bewahrt werden, danken dies dem Hörer mit einem wesentlich besseren Klang!

Kompaktlautsprecher Russell K. RED100 Füsse und Bassreflex VorderseiteDas Gehäuse besteht aus 19 mm starken MDF-Platten, ebenso die Schallwand. Auf der Gehäusefront finden sich dann, von oben nach unten aufgezählt, eine gewebte 25 mm Hochtonkalotte, ein 16,5 cm messender Mittel/Tieftontreiber aus „Kraftpapier“ sowie die Bassreflexöffnung. Bekanntermaßen liebe ich ja Lautsprecher, bei denen der Bassreflex nach vorne zeigt. Diese Anordnung erleichtert dem Hörer die sorgsame Aufstellung bezüglich der Tieftonabteilung sehr. Auf Dämmmaterial im Gehäuse verzichtet Russell K. zugunsten eines klaren sowie schnellen Klanges. Ich bin gespannt, ob diese Rechnung aufgeht… Rückseitig auf der RED 100 befindet sich dann das stabile Single-Wiring-Terminal. Auf Bi-Wiring verzichtet der Hersteller. Warum auch nicht, aus meiner Sicht ist das auch kein Muss.


Russell K. RED 100 – Klang

Auf geht’s mit Mercedes Sosa „Misa Criolla“, die mir von der Interpretation her eh besser gefällt als der hochgepriesene Placido Domingo. Von der räumlichen Darstellung sagt mit der kompakte Lautsprecher schon mal zu, klangliche „Löcher“ gibt es schonmal keine zwischen ihnen. Herrlich zum Einstimmen. Als very british, also mit einer leichten Betonung der mittleren Lagen, lässt sich die Russell K. RED 100 bei dem gerade Gehörten klanglich nicht wirklich bezeichnen. Der kompakte Lautsprecher RED 100 ist ein eher neutraler Geselle, was per se ja schon mal positiv ist. Okay, ich persönlich mag schon eine dezente Smoothigkeit, das gebe ich ehrlicherweise zu…

Giorgos Dalaras mit dem Wiener KammerorchesterWeiter geht’s mit dem Stück „As Much As You Can“, gespielt vom Wiener Kammerorchester, schlappe 11:26 Minuten lang… Die RED 100 präsentiert den Gesang des Chors so klar, dass sogar der Hörer, der der griechischen Sprache nicht mächtig ist, den Text phonetisch nachvollziehen kann – ok, natürlich ohne ihn zu verstehen, aber das schaffe auch ich nicht wirklich… Die Bläsersätze sowie Geigen werden sehr fein wiedergegeben, auch die Triangel klingt fein nach. Bei Minute 3:26 setzt das Flügelhorn ein, welches in diesem Musikstück schon sehr raffiniert gespielt wird.

Wahnsinn, wie der Herr Instrumentalist mit seinem Mund dem Instrument die völlig verschiedenfarbigen Töne entlockt. Als wenn er 3 verschiedene Münder hätte und dazu eine Zahnlücke. Wie es so bläst und schnarrt. Gelegentlich hört es sich sogar so ähnlich wie ein Alphorn an, faszinierend. Dazu setzt dann die völlig gegensätzliche, mit viel Feuer in den Fingern gespielte Flamencogitarre ein. Bei 7:45 kommen dann Versatzstücke vom dritten Mann dazu. Herrlich, diese griechisch-spanisch-österreichische Mischung, das nenne ich mal Völkerverbindung! Zum Ende des Stückes hin dann dazu das Klatschen des Publikums und auch noch der Chor, alles klar und sauber nachvollziehbar.

Kompaktlautsprecher Russell K. RED100 auf StandsNachdem ich dann – eingangs optimistisch – doch recht wenig vom griechischen Text verstanden habe, mache ich der Einfachheit halber deutschsprachig mit dem „Narrenschiff“ von Reinhard Mey weiter. Kenne ich die Stimme von Reinhard meistens leicht sonor, kommt sie über die Kompaktlautsprecher Russell K. RED 100 etwas heller als gewohnt an meine Ohren, und sein leichtes Schmatzen wird dadurch sehr klar. Wobei gesagt werden muss, dass S-Laute, nicht nur in diesem Stück, meine Ohren in keinster Weise beleidigen, nein, sie werden einfach klar wiedergegeben, was auch ein kleines Kunststück ist. Mit der Komplexität des Stückes weiß dieser kompakte Lautsprecher wunderbar umzugehen, alles wird ohne Verschweigen von Details in seinen Dimensionen absolut glaubwürdig wiedergegeben.

Stilbruch! „MIss Teardrop“ mit Felix Laband. Eher eine musikalische Spielerei denn anspruchsvolle Musik. Allerdings eine Spielerei, die richtig Spass machen und in den Fuß gehen kann. Dieses elektronische Tingeling zu Beginn, welches wohl ein Xylphon darstellen soll. Der durch den Raum wabernde Synthie, ja, das macht mir Spass. Untenrum fehlt der Russell K. RED 100 dann schon ein wenig das Volumen, für ein wenig Unterstützung durch die hinter ihr stehende Wand ist sie dann dankbar, und ich ihr auch… Beim fetten Synthiebass knickt der kompakte Lautsprecher leicht ein. Nicht unbedingt dadurch, dass er im Bass schludert oder verwäscht. Nein, wenn er nicht mag, dann spielt er einfach gar nichts… Das ist schade, aber fair.

Cover von Dire Straits: Lover Over GoldDa ich gerade dabei bin etwas bassreichere Musik zu hören, kommen mir die Dire Straits mit Private Investigations in den Sinn. Nun, der klangliche Charakter der Russell K. RED 100 setzt sich fort. Mark nölt nicht ganz so vor sich hin wie man ihn kennt. Etwas ungewohnt, aber dadurch gut verständlich. Sein typisches Gitarrenspiel bleibt dabei erhalten und man hört jede einzelne Saite. Bei der Bassgitarre geht der Lautsprecher dann nicht unbedingt in die Knie, aber er verschweigt dem Hörer doch gelegentlich was untenrum so abgehen kann. Was allerdings bei einem Kompaktlautsprecher auch in der Natur der Sache liegt. Und dies ist in mancher Mietwohnung wiederum absolut von Vorteil!


Test Ergebnis des Kompakt Lautsprecher Russell K. RED100: 5,4 von 6,0 PunktenRussell K. RED 100 – Fazit

Die Russell K. RED 100 sind gut verarbeitete Kompaktlautsprecher. Sie überzeugen in eher kleineren Räumen mit großzügiger und lückenloser Darstellung. Dabei spielen sie gar nicht britisch abgestimm klar und schnell sowie feingliedrig und erfreuen den Nachbarn mit schlank konturiertem Bass.


Im Test

Kompaktlautsprecher
Russell K. RED100: Paar ab 1.699 €
Russell K. RED100 Piano Black: Paar 2.290 €
Russel K. Stand: Paar 895 €


Vertrieb

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Aufgewachsen in der Blütezeit des HiFi mit Telefunken Allegretto TS 2020 nebst einem Dual 1228 mit Reibradantrieb und Wechsler. Damals habe ich die Technik des Duals bestaunt. Heute denke ich mit Grauen daran, wie die Schallplatten aufeinandergefallen sind...

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