Weiter geht es mit meinem letzen Rundgang, der Numero 4 von den Norddeutschen HiFi-Tagen 2020 in Hamburg. Die HiFi-IFAs hatten sich ja entschieden, getrennte Wege zu gehen, um so mehr Vorführungen besuchen zu können und den Lesern einen breiteren Überblick zu bieten.
So war ich der Revier-Förster in den Stockwerken 16, 17 und 18 – wo Bernd schon in seinem Bericht 02 bei Dietmar Hölper gewildert hatte. Ihm hatten es die Röhrenverstärker von Pier Audio sehr angetan. Als Revier-Förster trage ich aber doch nochmal ein Foto mit der Übersicht aus der Hörposition bei. Dort hatten uns die kleinen Indiana Line Diva 262 Lautsprecher neben den Atohm GT2 HD Standlautsprechern begeistert. Ein Hingucker, auch für viele Besucher deren interessierte Blicke wir miterleben durften, war der italienische Klimo Plattenspieler, der in der 10.000 Euro Preisklasse antritt. Nach dem gemeinsamen Start bei Dietmar Hölper ging es dann allein weiter…
Besonders gefreut hatte ich mich auf die serbische Edel-HiFi-Schmiede AURIS Audio. Zu mir war per DHL eine Röhrenverstärker-Pretiose unterwegs und ich hatte im Vorfeld per Mail viel mit Tijana Pavic kommuniziert. So konnten wir in Hamburg endlich persönlich sprechen. Was habe ich als Sendung von AURIS Audio erwartet – und mittlerweile auch erhalten? Ihr werdet es in ein paar Wochen bei den HiFi-IFAs nachlesen können. Einen Vorgeschmack gab es für mich auf den Norddeutschen HiFi-Tagen mit den edlen Kopfhörerverstärkern Euterpe (1.699 USD), Nirvana (5.799 USD, Bild oben) und dem Flaggschiff Headonia (9.899 USD, Bild unten). In die beiden Letzteren habe ich hineingehört: Mein fachmännisches Urteil im Messetrubel: Uiuiuiiii…. Da geht was! Ich bin gespannt auf ruhige Hörsessions…
Von AURIS Audio war ich noch verwöhnt von den feinen Materialien Holz und Leder. Um mir den Absprung in die Welt der Metallverarbeitung möglichst sanft zu gestalten, schaute ich bei Diapason (Lautsprecher), ToneTool (Plattenspieler-Manufaktur), Audreal (Röhren-Elektronik), Empire (HiFi-Racks) und Bruder Jacob (Audio-Kabel im Mantel aus Strickgeflecht) vorbei. Auch hier herrschten natürliche Materialien vor.
Eine deutlich industriellere, aber von der klassischen Kastenform abweichende Architektur hat der OCTAVE V16 Single Ended Vollverstärker. Der 19 kg schwere Röhrenverstärker liefert zweimal 8 Watt RMS im „high mode“. Und ist ein echtes Statement im Hörzimmer.
Die Wiener Lautsprecher Manufaktur, geht ebenfalls mit schönen, natürlichen Materialien wie Holz und Tiroler Schafwolle auf der Schallwand an den Start.
Die schönen Lautsprechergehäuse werden handgefertigt. Der in Holz gekleidete Verstärker im Retro-Design stammt aus eigenem Haus. Die weitere Elektronik auf der Zuspielerseite hat der ebenfalls aus Wien stammende Hersteller „DAS – Digitale Audio Systeme“ beigestellt.
Die Firma LYRAVOX stellte bei ihrem Heimspiel in Hamburg ihre neue Lautsprecher-Entwicklung Karlsson vor. Die Idee: Die modulare Bauweise von Karls’son mit 2-Wege Basis-Modul für Hoch- und Tief-/Mittelton und ergänzenden Subwoofern. Das 2-Wege-Modul reicht schon allein für kleine Räume und ohne Anspruch an abgrundtiefe Hammerbässe. Dazu lassen sich die Bassmodule nach Bedarf ergänzen. Das Ganze ist stapelbar und soll um einen optisch ansprechenden Fuß ergänzt und auf Höhe gebracht werden. Die Lautsprecher sind selbstverständlich aktiv und arbeiten mit einem DSP zusammen, der über eine Einmessung auch das Zusammenspiel der Module regelt. Der Klang der Karlsson war knackig und sauber. Mein Fuß wippte spontan mit. Schon beim 2-Wege-Modul allein. Das Bass-Modul machte den Tiefton satter und entlastete den Hoch-/Mittelton-Bereich, was ihn noch etwas geschmeidiger macht. Eine klasse Vorstellung.
Geithain fuhr die aktive RL-921K im bekannten, markanten Design auf. Ein Co-Axial-System, das einem amtlichen Bass ein 2-Wege-Modul mit übereinander angeordneten Systemen vorsetzt. Eine Geithain Spezialität. Die Elektronik stammte von La Rosita / Zardoz, die markanten Plattenspieler von Dr. Feickert mit Dynavector Abtastern. Klanglich stand die Anlage für einen HiFi-alltagstauglichen, wertigen Studio-Sound. Ganz nach meinem Geschmack…
Einen echten Knaller lieferte der Hersteller Ascendo mit den LIVE 15 ab. Mit offensichtlicher Begeisterung und dazu passendem fränkischen Zungenschlag vorgeführt von einem Ascendo Mastermind: Michel Rissling. Abgrundtiefer, fetter – dabei aber extrem kontrollierter, trockener – Bass. Unfassbare Dynamik, knackige Mitten und crispe Höhen rüttelten mich wach. Michel Rissling versprach unter seiner fachkundigen Aufsicht mit Deadmau5 das Haus zu rocken. Und er rockte das Haus. BÄÄM! Frisch geföhnt, als hätte Udo Walz selbst meisterhaft Hand angelegt, zog ich weiter. Ausgestattet mit dem beruhigenden Wissen, hier bloß 20-23% (O-Ton) des Machbaren miterlebt zu haben. Mein lieber Herr Gesangsverein…
Ich muss zugeben, ich habe so ein Foto schon auf den Süddeutschen HiFi-Tagen (SDHT) 2019 in Stuttgart gemacht. Die transluzenten Aufsteller der Gitarren-Mädels im Manga-Look sind eine, im wahrsten Sinne des Wortes, kleine Attraktion, wenn man sie makroskopisch durch das Auge der Kamera betrachtet. Ich weiß nicht, was Alice Schwarzer zu ihrer Zeit dazu gesagt hätte. Für Greta, der prominentesten weiblichen Person unserer Tage in Deutschland, ist es hoffentlich okay. Sie kümmert sich ja hauptsächlich um andere Dinge 😉 Mir gefällt’s jedenfalls. Deshalb musste ich beim Verlassen des Holiday Inn doch nochmal auf den Foto-Auslöser drücken.
So also sind die HiFi-IFAs bereits auf den SDHT mit FiiO Deutschland ins Gespräch gekommen – und nicht nur das. Wir hatten auch den mobilen HiRes-Player M11 und den edlen In-Ear-Kopfhörer FH-7 zum Test bei uns. Mit einer überzeugenden Vorstellung. In Hamburg hat der chinesische Hersteller FiiO auf den NDHT wieder seine ganze Palette an highfidelen mobilen Spaßmachern ausgelegt. Ein Blick wert für alle, die nach wertiger mobiler Unterhaltung suchen.
Das war’s für mich mit den Norddeutschen HiFi-Tagen. Spannende zwei Tage mit optischen und akustischen Eindrücken bis zum Abwinken. Ein bisschen freute ich mich auch schon auf den geplanten Spaziergang vom Hotel in die Stadt, entlang der Elbe, zu den Landungsbrücken, dann hoch zur Binnenalster und dann ab in die S1. Den Blick in Ruhe im unendlichen schweifen lassen.
Doch zuvor hatte ich noch mein vorgezogenes und überraschendes Feierabendbierchen bei Cambridge Audio. Hmmm, ein leckeres IPA. Alkoholfrei – ich musste ja noch fliegen 😉 Ein feiner Zug von Cambridge Audio, die für das HiFi-Volk im Nachbarzimmer von ihrem Hörraum eine Rock’n’Roll Cocktailbar mit ausgesuchtem Gin und feinem IPA-Bier eingerichtet hatten. Das gibt es sonst nur im Hinterzimmer für VIP’s. Zufrieden wie ich war hoffte ich einfach, das Bernd auch den Hörraum besuchen, und nicht nur an der Bar hängen bleiben würde, und zog glücklich meines Weges. Puh, hat er auch – wie in seinem Bericht 02 zu lesen ist. Vielen Dank, Cambridge Audio, für die sympathische Idee.
Derart gestärkt ging es also dem wolkenverhangenen, also quasi nicht existenten, Sonnenuntergang in Hamburg entgegen. Und damit zurück in die schwäbische Wahlheimat. Die HiFi-IFAs blicken auf eine tolle Veranstaltung zurück, bei der für viele Besucher etwas dabei gewesen sein sollte. Danke den Veranstaltern. Wir freuen uns auf die kommenden Veranstaltungen 2020 und auf die Norddeutschen HiFi-Tage 2021, die am 06. und 07. Februar 2021 im Privat-Hotel Lindtner in Hamburg-Harburg stattfinden sollen.
Also, auf bald!
Fotos: F. Visarius