Samstag, 03. November 2018. Deutsche HiFi-Tage 2018 in Darmstadt. Veranstaltet von der Stereoplay, der AUDIO und der Video. Nach dem großen Erfolg von 2017 jetzt also die Wiederholung. Und ich bin gerne wieder zu einem Rundgang bereit.
Es ist genau 12:57. Hinein ins Gewühl! Hm, wo ist jetzt das Gedränge der vielen Menschen, wie man es von den HiFi-Messen her so kennt? Bin ich hier richtig? Angstvoller Blick auf die Uhr. Datum stimmt. Ok, bin auch etwas spät dran… Dann gehe ich halt einfach mal los und schaue mich um. Ah, es ist angenehm weitläufiger geworden, die hinteren Säle wurden als Freifläche dazu genommen. Und was gibt es zu hören? Die üblichen Verdächtigen finden sich schnell… In den ersten Raum rein, und schon wird es heimelig, gemütlich und voll! Ich bin wohl doch richtig hier heute. Na dann mal los mit meinem Messebericht aus der HiFi-Metropole Darmstadt:
Bei Heco-Magnat fand sich im Retrolook die All-In-One Box Heco Direkt 800 BT für 599 €. Sie hat den gleichen Schneider wie ihre Schwestern Einklang, Zweiklang sowie Dreiklang. Die Musiksignale empfängt – streamt – sie per Bluetooth mit aptX™. An Digitaleingängen gibt es weiterhin einen optischen sowie einen koaxialen Eingang, beide mögen hochauflösende Signale bis 24 Bit / 192kHz. Dazu gibt es zwei analoge Eingänge per Cinch, und der Hammer: einer davon kann sogar die MM-Signale eines Plattenspielers verarbeiten.
Was ich zu hören bekam, war für so eine kleine und günstige Kiste hervorragend. Sauber und klar im Klang, gut aufgelöst und mit einer verblüffenden Räumlichkeit. Auch der Bass in Downfire-Anordnung war sauber und knackig. Der Anzug sitzt der Heco Direkt BT 800 wie maßgeschneidert. Am Liebsten hätte ich dieses schicke, gut klingende Teil gleich im Koffer mit Heim genommen!
Im selben Raum führte Magnat seinen neuen Plattenspieler MTT 990 mit dem Tonabnehmer Audio-Technica AT95 vor. Endlich wagt ein HiFi-Hersteller mal etwas anderes als das X-te Modell eines Riementrieblers… Der Tonarm hat die respektable Länge von 10 Zoll und lässt sich in der Höhe verstellen. Angetrieben wird der MTT 990 Plattenspieler mittels quarzgesteuertem Direktantrieb wie mein seliger DUAL CS 741 Q, der mir in den Hochzeiten des HiFi treue Dienste leistete, und mich mit seiner Laufruhe begeisterte. Das tat hier auf den Deutschen HiFi-Tagen dann auch der Magnat. Beim MTT990 steht die Typenbezeichnung bereits auch gleich für den Preis in Euro. Einfach zu merken.
Vorgeführt wurde per CD sowie LP am hauseigenen Vollverstärker Magnat RV 3, der praktischerweise auch gleich einen MM-Eingang mit an Bord hat. Angeschlossen waren die Lautsprecher Heco Celan Revolution. Mit Musik von der CD gab es hier ein recht neutrales Klangbild mit guter Räumlichkeit sowie ansprechender Auflösung. Der neue Magnat Plattenspieler MTT 990 bewies dann, dass die LP noch lange nicht zum alten Vinyl gehört. Die Stimme von Eva Cassidy schwebte bei „What A Wonderful World“ im Raum vor mir, mit tollen tonalen Schattierungen aus ihrem Mund. Gänsehautgarantie!
Das HiFi-Magazin AUDIO wurde dieses Jahr 40 Jahre alt. Das Magazin gönnt sich daher den Luxus einer eigenen HiFi-Anlage! Ok, sagen wir es mal so: „customizete“ Geräte renommierter HiFi-Hersteller. Die Jubiläumsanlage besteht aus den Lautsprechern Canton A45 für 3.500 €, die gegenüber dem Serienmodell Weichenbauteile von Mundorf, eine Innenverkabelung von In-Akustik sowie ein nobles LS-Terminal von WBT ihr eigen nennen. Den AVM CS 2.2 für 5.000 € gibt es als AUDIO-Edition inklusive Bluetooth-Modul sowie Fernbedienung. Und demnächst kommt noch ein Jubiläums-Lautsprecherkabel von In-Akustik dazu.

Andreas Eichelsdörfer, Chefredakteur des HiFi-Magazins AUDIO, führte gut gelaunt die Jubiläumsanlage mit der CD Audiophile Pearls 25 (noch ein Jubiläum…) vor. In dem riesigen Vorführraum musste man schon an der passenden Position sitzen, dann rastete der Klang so richtig ein. Bei den ersten Stücken eher neutral, knackig und sauber, kam bei der Stockfisch-Aufnahme mit Paul Stephenson und dem Song „Like Irene“ die Gänsehaut zum Spiel. Sooo gefühlvoll und mit sehr viel Schmelz in ihrer Stimme. „What A Wonderful Anlage“.
Tja Andreas, jetzt hast Du ein Luxus-Problem: Ihr könntet diese Anlage zwar testen, ihr könntet auch drüber schreiben, ganz fair sein und ordentlich Punkte vergeben. Aber glauben würde euch das eh niemand, so eine Selbstbeweihräucherung. Niemand? Doch! Ich würde es glauben. Ich habe eure Jubiläums-Edition ja hier auf den Deutschen HiFi-Tagen mit meinen eigenen Ohren gehört.
Wo ich gerade schon bei den Jubilaren bin, mache ich doch gleich weiter mit T+A. Passend zu den Jahren des Jubiläums heißen die neuen Mono-Endstufen M40. Nur passt der Preis nicht dazu, der liegt bei 30.000 €. Angesteuert wurden sie vom Multiplayer MP 3.100 HV für 13.500 €. Die Wiedergabe der Musik erfolgte dann durch die ebenfalls neuen Lautsprecher CTL 2.200 für im Verhältnis geradezu günstigen 7.500 € das Paar. Irgendwo muss ja auch mal gespart werden…
Stefan von T+A führte dann die neuen Pretiosen vor, die klanglich zackig und akkurat aufspielten. Ihre preußische Abstammung können die Produkte von T+A nicht verleugnen. Was auch seine Vorteile haben kann, wie bei dem vorgestellten Musikmix schnell ersichtlich wurde. Sehr neutral geriet die Wiedergabe der Stimmen und Musik. Und die räumliche Darstellung sehr realistisch. Kein verträumtes Schwelgen in verfärbten Klängen, sondern eher ehrlicher, monitorhafter Musikgenuss.

Von T+A und damit meiner westfälischen Heimat ging es weiter zu meiner Wahlheimat. Ins Ländle. Und zwar mitten rein. In einen Porsche Panamera. Was hat eine Luxus-Karrosse mit HiFi zu tun? Auto-HiFi und HiFi sind nicht mehr zu trennen. Und wird für viele Menschen immer wichtiger, die immer weniger Zeit zu Hause verbringen können, aber regelmäßig hinterm Steuer sitzen. So hat vor geraumer Zeit Porsche mit Burmester einen Partner im audiophilen High-End gefunden, der dem Sound-affinen Fahrer die Zeit hinterm Steuer – oder im Fond – versüßen kann. Die automobilen Anlagen des Berliner Herstellers stellen in den jeweiligen Porsche Modellen die Top-Ausstattung in Sachen Wohlklang dar. Den Grundstein hatte seinerzeit Dieter Burmester noch persönlich gelegt.
Also hinein in die gute automobile Stube. Feines Leder, tolle Ergonomie am Volant. Reinsetzen, wohlfühlen und was für ein ein beeindruckender Sound! Bei 0 km/h Vmax lenkte mich zudem auch nix ab. Jim Keltner hämmerte mit „Drum Improvisation“ durch die Hütte, respektive dem Interieur des Porsche Panamera. Furztrocken ohne zu dröhnen und so sauber wie die frisch abgelederte Windschutzscheibe. Auch Klassik wurde vorgeführt. Herrlich wie es streicht und pufft und streicht und tschingderatatää! Stefan Schickedanz legte nicht nur auf für mich, er assistierte auch hinter der Kamera. Der Panamera und ich – in meinem neuen Dienstfahrzeug? Für 201.000 Euro nur ein Traum. Ein kurzer. Aber ein schöner.
Ach ja, die Burmester-Austattung steht übrigens mit rund 6.750 Euro in der Preisliste. Gemessen an einem DIN-Einbau-Radio vom Kistenschieber ist das natürlich verhältnismäßig viel Geld. Für den Einsatzort, das Gebotene und gemessen an High-End-Maßstäben dann doch wieder ein fairer Deal für den audiophilen Fahrzeugeigner. Und das Gebotene liest sich so: Surround Sound-System mit einer Gesamtleistung von 1.455 Watt und 21 einzeln angesteuerten Lautsprechern inklusive eines 25-cm / 400-Watt-Aktivsubwoofers mit Class-D-Digitalverstärker sowie 2-Wege-Centersystem. Im Einsatz sind spezielle Air Motion Transformer (AMT) Hochtöner. Die akustisch wirksame Gesamtmembranfläche beträgt mehr als 2.500 cm². Aufmerksame Leser, die überschlägig mitgerechnet haben, haben sicherlich auch festgestellt, das mein Traum vom Dienstwagen im Wesentlichen nicht an der Burmester-Anlage scheitert. 😉
Weiter geht’s zu Fuß.
Auf den Boden der Tatsachen holte mich dann Malte Ruhnke von der stereoplay zurück! Mit dem kleinen 1*1 der Raumakustik, mit dem sich der geneigte HiFiist, auch wenn er schon viele Jahre daheim hört, immer wieder mal befassen sollte. Unter Anderem, wie sich die Positionierung der Lautsprecher in verschiedenen Winkeln auf die räumliche Wiedergabe und Ortbarkeit auf den Klang auswirken. Auch ich bin immer wieder verblüfft, wie sich selbst das Verschieben eines CD-Regals im heimischen Hörraum auf den Klang auswirken kann. Veranstaltungen dieser Art kann ich jedem Hörer immer wieder nur ans Ohr legen!
Bodenständig ging es auch bei Nubert zu. Ein schwäbisches Unternehmen mit Preisen, die nicht nur den Einwohnern des eigenen, sondern auch wohl denen vieler anderer Bundesländer sehr entgegenkommt. Im Mittelpunkt unter anderem hier die Aktivlautsprecher nuPro X-8000 (In weiß) für 3.790 Euro das Paar. Mit diversen Digitaleingängen wie unter anderem Bluetooth, Toslink, Cinch, USB und sogar einem anlogem Cinch-Eingang. Abgesehen von der Quelle quasi eine Komplettanlage.
Die Nubert nuPro X-8000 spielten dynamisch mit einem leicht rundem Bass, der dem Klangbild eine leichte Vollmundigkeit verlieh. Der Hochton zeigte sich leicht zurückhaltend und in der Feinauflösung nicht sezierend – und somit das Ohr nicht nervend. Überzeugend gelang den Schwaben auch die Abbildung.
Audio Components, Vertrieb edler HiFi-Marken, führte hier auf den Deutschen HiFi-Tagen Lautsprecher des kanadischen Herstellers Paradigm vor. Hier und heute die Paradigm Persona 3F für 11.900 Euro das Paar, deren Besonderheit Hoch- und Mitteltöner aus Beryllium sind. Angetrieben wurden Sie vom Vollverstärker McIntosh MA9000 für 12.980 Euro. Der CD-Spieler MCD600 für 8.900 Euro stammte ebenfalls von McIntosh, als weitere Musikquelle diente der Musikserver Aurender X100L für 3.900 Euro.
Im Bass ging es eher schlank und konturiert zu, ohne es wirklich am soliden Fundament mangeln zu lassen, sehr sauber und trocken, so mag ich persönlich das! Der Mittel- und Hochtonbereich präsentierte sich in ähnlicher Charakteristik, auch er spielte sehr klar und sauber, und dazu mit toller Luftigkeit. Instrumente wie auch Stimmen präsentierte er wie auf einem Silbertablett. Großzügig in der Raumabbildung machte mir die Anlage richtig viel Spaß.
Auch Audio Reference spielte groß auf mit der wunderschönen und toll verarbeiteten Sonus Faber Amati Homage Tradition. Die Töne kamen vom Plattenspieler-Laufwerk EAT E-Flat (4.495 Euro) mit dem Tonabnehmer EAT Yosegi (1.595 Euro), die zarten Signale wurden von der Phonostufe AR Phono PH9 (9.495 Euro) aufgepäppelt. Feinste Klänge kamen ebenfalls vom Musik-Server Meridian Sooloos 200 (2.890 Euro). Den Feinschliff gab es dann von der Vorstufe AR 28 Röhre Pre (9.490 Euro) sowie den Monoendstufen AR 160 M (34.000 Euro / Stück).
Großes Besteck = großer Klang? Ja, das trifft hier definitiv zu. Und das vom Streamer sowie vom Vinyl serviert. In den unteren Lagen kräftig und leicht sonor ohne das Klangbild aufzudicken. Dabei wurden Orchester wie auch Stimmen sehr natürlich wiedergegeben. Die Auflösung der gesamten Anlage mit sehr hohem Niveau und Feinfühligkeit, und das ohne im Ohr zu zischeln. In der Abbildung weit mit einer schönen Tiefenstaffelung. Leider musste ich mal wieder weiter 🙁
Fazit
Sonntag, 04. November 2018, 17:00. Zeit für eine erste Bilanz. Locker um die 80 HiFi-Marken waren hier auf den Deutschen HiFi-Tagen in Darmstadt vertreten. Zu meinem Bedauern habe ich es nicht überall hin geschafft, beim nächsten Mal stehe ich dann doch wieder eher auf der Matte. Oder vielleicht sollte ich mich einfach nicht so verquatschen, aber wenn es doch immer so interessant ist…
Die Hochrechnungen laufen. Laut Chefredakteur Malte Ruhnke belaufen sich die ersten Zahlen auf ca. 6.500 Besucher – gegenüber ca. 5.000 in 2017. Also ein voller Erfolg, herzlichen Glückwunsch und weiter so in 2019. Ich bin wieder dabei!
Und hier geht’s weiter zum zum zweiten Rundgang