Süddeutsche HiFi-Tage 2018: Rundgang 03
Neat Acoustics – Iota Xplorer Lautsprecher am Cyrus One HD
Der Unnaer Audiovertrieb Bellevue Audio war auf den Süddeutschen Hifi-Tagen mit seinen Marken Neat und Cyrus vertreten. Die Kette, die wir gehört hatten, bestand im Wesentlichen aus den Neat IOTA Xplorer Lautsprechern und dem Cyrus One HD Verstärker mit DAC. Musiklieferant war witzigerweise ein Raspberry Pie Microcomputer. Letzterer ist computeraffinen Menschen bestens bekannt und zu einem universellen Helferlein in vielen Lebenslagen der IT geworden. Der PC ist ein Zigarettenschachtel großes Kästchen. Der Datenspeicher ist eine handelsübliche SD-Karte, auf der auch die Musik Platz fand, die der Raspberry Pie als digitalen Datenstrom zum DAC schob. Wandlung und Verstärkung liegen bei Cyrus alternativ übrigens auch im Cyrus 8.2 DAC oder Cyrus 6 DAC eng beieinander.
Das Aussehen der Neat IOTA Xplorer ist eher rustikal und leicht ungewöhnlich. Ohne despektierlich sein zu wollen, haben mich die IOTAS spontan an einen Büro-Aktenvernichter erinnert. Die Systeme sitzen tief und strahlen schräg nach oben. Die Lautsprecher sind eigentlich für eine wandnahe Aufstellung gedacht. Dadurch, das sie im Hörzimmer frei standen, hat sich der leicht skurrile Eindruck verstärkt. Deshalb waren wir um so mehr gespannt, wie die IOTA Xplorer klingen – und setzten uns instinktiv in die Mitte der ersten Stuhlreihe. Der Klang war sehr beachtlich. Aber was wir lernten: der Lautsprecher braucht etwas Hörabstand. Ein Platzwechsel in die hintere Reihe war in diesem Fall ein großer Schritt nach vorne. Die Lautsprecher erzeugten ein schönes Volumen, einen Raum in Breite und Tiefe, und spielten in angenehmen Klangfarben. Keine tonale Chirurgie, eher dezenter Wohlklang. Daraus formte sich vor dem geistigen Auge das Konzept. Stellt man sich den Lautsprecher nahe der Wand vor, die Verkabelung unsichtbar in der Wand verlegt und in passendem Furnier oder Lack, kann sich die IOTA dezent in das Raumambiente einfügen und für unaufdringlichen Wohlklang sorgen. Häufig lohnt sich der zweite Blick…
Sombetzki Nahfeld Elektrostaten
Als wir das Hörzimmer von Sombetzki betraten waren wir leicht irritiert ob der Installation die sich uns dar bot. Ein Haufen Gerätschaften im Rack und frei im Raum stehende „Akustikelemente“. Verwirrung machte sich breit. Was tun? Sobald aber eine Person in einem der bereitgestellten Sessel Platz genommen hatte – wie im Bild oben Bernd – rastete die visuelle Wahrnehmung ein und konnte den Raum sinnvoll strukturieren. Die Akustikelemente waren Nahbereichselektrostaten Sombetzki ESL Home, die paarweise auf einen Hörplatz ausgerichtet waren. Davon gab es zwei. Der Fuß der ESL Home bringt also nicht nur Stabilität sondern beherbergt auch die Treiber-Elektronik des Elektrostaten. Im Rack standen geballt die für den Betrieb der beiden Lauschposten notwendigen Vorstufen S PRE und Mono-Endstufen S509 in ausreichender Zahl bereit. Da kam also was zusammen. Jetzt ist es logisch. Der Sound der Elektrostaten im Nahfeld war sehr beeindruckend. Kollege Bernd war (siehe Foto) nicht etwa gelangweilt eingeschlafen, sondern ultra tief versunken in die dargebotene Musik. Der Sound war so unmittelbar und tief ins Bewußtsein gehend, dass der Hörer bei richtiger Wahl der Musik in einen meditativen Kokon gehüllt wurde. Ein weiterer akustischer Vorteil für die Umgebung: aufgrund der Nähe zum Hörer muß der Lautsprecher nicht laut spielen um zu wirken. Die Nachbarn wird es freuen. Eine Aufgabe wird es sicherlich sein, den Lausprecher so in sein Wohnumfeld zu integrieren, das er nicht absurd wirkt oder irritiert – aber dafür gibt es ja Profis, die dem Musikliebhaber gerne helfen werden, seinen audiophilen Traum in der Innenarchitektur der heimischen Butze stilwahrend zu verankern.
Progressive Audio
Der Essener Hifi-Hersteller bietet unter dem Namen Progressive Audio Quellgeräte, Verstärker, Lautsprecher und Kabel an. Aufgefallen ist mir Progressive Audio auf den ersten Blick durch seinen Lautsprecher Extreme 1 Edition. Zum Einen, weil er im Gewand eines Breitbänder daher kommt. Das ist aber tatsächlich ein Trugschluss, da es sich beim Schallwandler um ein höchstwertiges Coaxial-Chassis mit Magnesium Langhub-Membran handelt. Ein interessantes Konzept, da es ja der Punktschallquelle extrem nahe kommt. Zum Anderen wurde der Lautsprecher offensichtlich mit Komponenten des renommierten Möbelherstellers USM Haller aufgebaut. Progressive Audio – und auch der Kunde, der die Extreme 1 Edition in sein Hörzimmer stellt – bekennt sich so automatisch zu einer Design Ikone. Für Gesprächsstoff wäre damit in Design affinen Kreisen gesorgt. Der Sound ist dabei so gut, dass sich auch der Musik-Liebhaber abseits der Rechtsanwalts-Praxis oder der Finanzplätze (USMs erster Großauftrag war die Ausstattung der Bank Rothschild in Paris) eine Investition in guten, stilvollen Klang überlegen könnte.
Audio Physic / AVM
Nicht unerwähnt bleiben soll die Vorstellung der brandneuen Midex des Briloner Lautsprecherspezialisten Audio Physic, die auf den Süddeutschen Hifi-Tagen an hochwertigen Komponenten der Firma AVM spielte. War das Motto von AVM shiny blue, kam die Midex in wertigem hochglanz schwarz daher. Was die Komponenten der Anlage optisch versprachen, wußten sie auch akustisch zu halten. Eine tolle Vorstellung der akurat und spielfreudig auftrumpfenden Midex. Zum Schluß der Messe für mich ein kurzes, aber dennoch ein großes Vergnügen.
One-Box Kompaktsysteme
Die Anbieter von One-Box Kompaktsystemen kamen mit ebenso kompakten Ausstellungsflächen daher. Das war also nur konsequent. Zu sehen gab es Geräte von Ruark Audio und Geneva. Bei der Produktvielfalt macht es sicherlich auch Sinn, sich im Messe-Umfeld visuell Apetit zu holen und im Fachhandel probieren zu gehen.
Ruark Audio
Ruark Audio ist ein britischer Hersteller, der die digitalen Funktionalitäten DAB, Bluetooth, Streaming und klassischer CD in seinen One-Box-Geräten durch dekliniert. Angefangen im Bluetooth-Radio D1 bis zum totschicken Alles-Könner Hifi-Sidboard R7 High Fidelity Radiogram.
GENEVA Labs
Die schweizer Firma Geneva Labs zeigte ihre Kollektionen Touring und Classic, die – wie man es seit Anbeginn der Marke Geneva gewohnt ist – in verschiedenen Konfektionsgrößen erhältlich sind. Ganz nach Bedarf und Geschmack. One-Size-Fits-All gesellt sich noch das Acustica hinzu. Ich selber nenne noch einen Urahn des Classic S mein Eigen und muss sagen: der Sound kann schon was…
STAX Elektrostatische Kopfhörer
Stax ist eine festgeschriebene Größe in der HiFi-Szene und kennt wahrscheinlicher jeder, der mit HiFi groß geworden ist. Stax ist ein Inbegriff für High-End im Kopfhörerbau. Interessanterweise kennen aber auch sehr viele Menschen wie selbstverständlich den Nimbus, der Stax umgibt – haben aber einen Stax-Kopfhörer noch nie, oder eher selten auf den Ohren gehabt. Und Stax ist ja auch nicht gleich Stax. Ich gehöre auch zu den Menschen, die eher selten in den Genuß kommen, einen Stax zu hören. Unabhängig von der absoluten Qualität der Wiedergabe, ist es etwas Besonderes, einen elektrostatischen Kopfhörer zu hören. Die Art der Klangerzeugung kann er – im besten Sinne – nämlich nicht verbergen. Als wir HiFi-IFAs uns besprochen und vor unsere Messe-Rundgänge organisiert haben, fand das zufällig in der Nähe des STAX-Standes des Audiotrade Vertriebs statt. Eine gute Gelegenheit sich nieder zu lassen und in die Welt des elektrostatischen Wohlklangs ab zu tauchen. Tief unter die Wogen des Messe-Gewusels. Mein Tipp: Eine Hörprobe mit einem Stax ist eine Gelegenheit, die man sich als Hifi-Interessierter nicht entgehen lassen sollte!