Süddeutsche HiFi-Tage Rundgang 04 – Aktive Lautsprecher
Mein Interesse gilt ja schon seit geraumer Zeit den aktiven Lautsprechern. Und seit letztem Jahr habe ich meine Anlage denn auch konsequent auf aktiv umgestellt. Und damit möchte ich mich in einer vermeintlichen Glaubensfehde keinesfalls auf eine Seite schlagen. Ich habe mit so vielen verschiedenen Anlagenkonzepten phantastisch Musik erlebt, dass das wohl ein unnötiges Bekenntnis darstellen würde. Eine Sache aber lässt sich nicht von der Hand weisen. Aktive Lautsprecher sind praktisch. Sie bringen neben den Schallwandlern den Antrieb in Form einer oder mehrer Endstufen gleich mit. Verbunden mit den Möglichkeiten der Digitaltechnik lassen sich so sehr schlanke HiFi-Systeme darstellen. Hier drei Beispiele, die mich persönlich schon immer begeistert haben.
ADAM Audio
Reinhard Weidinger war mit seiner „Hörzone“ schon im damaligen AUDIO- und Stereoplay Forum vertreten. Aus meiner Zeit als Moderator dort ist mir die Hörzone deshalb ein Begriff. Das Reinhard Weidingers Herz für aktives Hören schlägt, damit hielt er nicht hinterm Berg, war aber immer fair in der Diskussion. Das hat mir den aktiven Gedanken seinerzeit sympathisch gemacht. Da seine Stände bei den HiFi-Messen immer gut besucht waren, ergab sich nie die Möglichkeit zum persönlichen Austausch. Das ändert sich ja vielleicht mal. Mit dem Kollegen, der mir die Adam Audio S3V vorstellte, ergab sich aber ein gleichsam nettes und informatives Gespräch.
Das Exponat der Hörzone: die Adam Audio S3V. Das V steht hier nicht für „Vendetta“ sondern für vertikal (V) – also stehend. Studio Lautsprecher gibt es häufig mit gleichen Systemen ebenfalls in einer horizontalen (H), also liegenden Ausführung. Und damit sind wir schon beim nächsten Stichwort: Studio. ADAM Audio ist ein Studio-Ausstatter, der sich vor ein paar Jahren mit den Serien Tensor, Pencil, Column und Compact ins heimische Wohnzimmer spielen wollte. Obwohl die Lautsprecher – da spreche ich aus eigener Erfahrung – einen begeisternden Sound erzeugten, wollte der Funke beim privaten Kunden nie so recht über springen. Mit neuem Besitzer und dem neuen Geschäftsführer Christian Hellinger will sich Adam Audio wieder verstärkt auf die Studio-Technik konzentrieren. Mit dem Design der neuen S-Serie rückt man durch das gefälligere Aussehen näher an den Heimanwender heran. An der Schallwand gefallen der markante und dennoch schicke neue DCH Mitteltöner (Der etwas an die sympathischen „Bärennasen“ erinnert) und der bekannte S-Art Hochtöner mit neuem HPS Waveguide. Kurz: Mehr Form. Weniger Kiste. Auch im Profi-Bereich.
Die neue S3V spielte an einem Lyngdorf Vollverstärker, bei dem die Endstufen Sektion arbeitslos war. Mit dem integrierten Lyngdorf DSP war der Lautsprecher auf den Raum eingemessen. Digitaler Musiklieferant war ein handelsübliches Notebook. Was mir beim Reinhören sofort auffiel, war der typische analytisch crispe Adam Audio Sound, der an den S3V nicht mehr so scharf daher kam, wie ich es beispielsweise von den früheren Tensoren her kenne. Reduzierte Schärfe ist ja immer ein Indikator dafür, das auch längere Zeit oder weniger perfektes Musikmaterial gehört werden kann. War dies manchem Hörer in früheren Zeiten beim Berliner Hersteller eine Sorge, kann er jetzt getrost wieder ein Ohr bei Adam Audio riskieren.

Genelec
Der Studioausstatter GENELEC kam mit einer klar gezeichneten Auswahl seines Produktportfolios nach Stuttgart. Im Hörzimmer stand einträchtig die Bruderschaft der drei „Ones“, die mit der numerischen Logik 8331, 8341 und 8351 benamt sind.
Der Vorführer aus dem deutschen Genelec Vertrieb schaltete mit vorheriger Ansage die fürs Publikum im Nahfeld aufgebauten Studio-Lautsprecher um. Die Skalierungs-Logik der koaxialen 3-Wege Lautsprecher: Tweeter alle gleich. Mid-Range-Speaker bei den kleineren gleich, der 8351 bekam einen größeren spendiert. Der ovale Bass wächst in drei Schritten von 130mm x 65mm auf 200mm x 100mm.
Die Skalierung war auch bei der Vorführung gut nachvollziehbar. Die Tonalität, Auflösung und Räumlichkeit war bei allen drei Modellen – natürlich nicht identisch – vergleichbar. Bei dem großen – und in der Reihe auch ältesten Bruder 8351 – merkte man die Wirkung der größeren Treiber und das Mehr an Volumen. Das Klangbild wirkte kompletter, voller und wohl auch leicht wärmer. Wer sich einen Studio-Monitor zulegt, wird sich genau über den Einsatzzweck und Randbedingungen Gedanken machen. Und so dementsprechend seine Wahl treffen können. Die Lautsprecher können übrigens bei Bedarf über das hauseigene Auto Cal am Aufstellungsort eingemessen werden. Musiksignale können dann über einen analogen XLR und je einen digitalen AES/EBU Ein- und Ausgang transferiert werden.

Kii
Kii hat in Stuttgart die Kii three mit der modularen Bass Exstension BXT vorgestellt. Folgerichtig hört das komplette Set auf den Namen Kii Three BXT. Vorteil der modularen Bauweise: Der Kunde kann mit der Kii three einsteigen in Welt des Kii Sounds. Sollte ihm der Sound untenrum verbesserungsbedürftig erscheinen – oder hat sich für das ganze Glück die Finanzlage auf dem Sparbuch wieder ins deutliche Plus bewegt -, so kann er das Bassmodul BXT einfach später nachrüsten. Der mechanische Aufbau und die Systemintegration des BXT gelingt – ist der Aufstellort für das Bassmodul erstmal geräumt – in wenigen Sekunden. Chef im digitalen Ring bleibt die Master Kii-Three, die anderen Komponenten unterwerfen sich. Die Steuerung erfolgt am Master über die Kii Control, die in Größe und Gestalt an eine Computer-Space-Mouse erinnert. Ein sehr schlankes Konzept, da es digital an die Lautsprecher weiter geht. Die Kii Control bietet digitalen Anschluss für einmal SPDIF, einmal TOSLINK und einmal USB (bis PCM 24/384kHz und DSD64/DSD128). Vorgeführt wurde von Christian Reichardt persönlich mit einem großen Innuos Musik-Server.


Das digitale Signal des Innuos wandert in den Lautsprechern zu einem DSP-Kanal und einer Endstufe je Chassis. Der Lautsprecher wird über die DSPs in sich so abgestimmt, das er akustisch wie ein Lautsprecher mit sehr großer Schallwand wirkt. Der Bass strahlt also nicht kugelförmig in den Raum ab, sondern weitgehend nach vorn. Ziel: die Abkopplung vom Raum. Wo andere Hersteller ihre Lautsprecher auf den Raum einmessen, möchte Kii durch diesen physikalischen Trick, der nur mit modernster Signalverarbeitung funktionieren kann, den Raum komplett aus der Gleichung herausnehmen. Vereinfacht gesagt.
Die Kii three kenne ich seit der Vorstellung 2015 in einem Münchener Tonstudio im Rahmen der High End. Bereits damals war ich sehr begeistert von dem analytisch sauberen, aber sehr natürlichen und räumlichen Sound der Kii three. Sehr gelassen auch bei höheren Pegeln und erstaunlich gewaltig für ihre überschaubare Größe. Mit dem Bassmodul BXT klang das Ganze noch geschmeidiger, satter und selbstverständlicher. Fazit: Die Kii three – mit oder ohne BXT – ist in jedem Fall eine nähere Betrachtung wert!