Das Kopfhörersytem Warwick Aperio (20.000 Euro) konnte der audiophile Feingeist in aller Ruhe in einem ruhigen Container genießen. Das durfte ich mir nicht entgehen lassen. Bei dem System handelt es sich um eine Kombination aus einem elektrostatischem Kopfhörer sowie dem darauf abgestimmten Verstärker. Dieser bietet symmetrische und unsymmetrische Analogeingänge, dazu digital AES3 (AES/EBU), S/PDIF, USB und Ethernet. Die Signale behalten innerhalb des Systems ihr ursprüngliches Format, PCM-A und DSD werden bis zur Analogwandlung nicht konvertiert. Auch analoge Signale werden laut Hersteller unverändert verarbeitet. Zusätzlich zum Kopfhöreranschluss besitzt der Aperio einen Line-Ausgang, somit lassen sich auch Verstärker und Lautsprecher an dieses System anschließen. Der Kopfhörer saß sehr angenehm auf Kopf sowie Ohren, verrutschte und drückte nicht. Und auch der Klang verrutschte nicht, in der Abbildung sehr stabil mit angenehm straffen Bass, toller Räumlichkeit sowie luftiger Feinzeichnung. Was mir auch gefiel: Die Musik fand nicht nur zwischen den Ohren statt.
Richard Schülin hatte auch etwas für die Fraktion der Kopfhörerfans dabei: den Kopfhörerverstärker Cocktail Audio HA500H (2.200 Euro). Wer in ihn reinschaut, wähnt fast einen Vollverstärker vor sich zu haben. Ein tolles 5-farbiges Display und einen sehr edlen Sabre ES9018K2M Dual DAC nennt er sein eigen. Auf Wunsch sogar Röhren. Digital verarbeitet er PCM bis 32 Bit / 384 kHz sowie DSD bis 256, Zulieferung der Daten über USB, Cinch sowie XLR plus Bluetooth aptX und HDMI. Ich hoffe, ich habe jetzt nichts vergessen…
Digitales gab es auch bei Werner Berlin von Bellevue Audio zu besichtigen: Die QXR DAC Upgrade Card (750 Euro), mit der sich sehr viele Geräte von Cyrus upgraden lassen. Auf ihr steckt ein DAC von ESS welcher asynchrones Upsampling sowie Reclocking ermöglicht. Jitter soll dadurch, egal von welcher digitalen Quelle das Signal kommt, so gut wie eliminiert werden. Verarbeitet wird PCM bis 32 Bit / 768 kHz, dazu natives DSD bis DSD512. Zudem besitzt die Cyrus QXR DAC Upgrade Card einen Kopfhörer-Verstärker an.
Bellevue Audio vertreibt ebenfalls die britische Lautsprechermarke Neat. Ausgestellt waren die 2,5 Wege Standlautsprecher „Ekstra“ (3.798 Euro). Wobei der Name fast auf ein schwedisches Möbelhaus schließen läßt… Weit gefehlt. Der Air-Motion Hochtöner verspricht feine Klänge, darunter ein klassischer Tiefmitteltöner der in den ganz tiefen Lagen von einem Downfire-Isobarik Bass unterstützt wird.
Ein weiteres interessantes Konzept: Die eleganten isodynamischen Lautsprecher diptyque dp160 bestehen aus je zwei Bassmembranen sowie einem entkoppelten Bändchenhochtöner. Passiv ab 11.000 Euro, mit teilaktivem Bass inkl. Verstärker 3.650 Euro extra. Die hier vorgeführten Modelle waren die teilaktiven, bei denen sich der Bass an den Raum anpassen lässt. Den Verstärker Mimas steuerte Aesthetix bei.
Erwartungsgemäß schön luftig frei und offen klang es hier, die Musik schwebte im Raum, sehr schön. Der Bass spielte für diese Art von Lautsprecher verblüffend kräftig, dabei sauber und knackig. Auch die räumliche Darstellung gefiel mir sehr gut. Ein sehr interessantes Lautsprecherkonzept.
Audium und Atoll, immer wieder eine feine Vorführung. Von zwei Quellgeräten führte Klaus Siegesleitner vor. Vom Atoll SDA200 Signature All-in-One Streamer (3.000 Euro), sowie dem Atoll DR200 Signature CD-Transport mit dem angeschlossenen D/A-Wandler Atoll DAC300 (2.500 Euro). Das Aufpäppeln der feinsten Ströme oblag dem Vollverstärker Atoll IN400 SE (4.500 Euro), bevor er sie an die Lautsprecher Audium Comp9 Drive (8.000 Euro) weitergab. Weiternhin gaben sich im HiFi-Rack noch der Vollverstärker Atoll IN300 (2.800 Euro) sowie der Streamer Atoll ST200 Signature Streamer (2.000 Euro) die Ehre. Fein musikalisch aufgelöst erklangen die verschiedenen vorgeführten Musikstücke. Stabil die räumliche Darstellung mit profundem aber nicht übertriebenem Bass.
In den roten mächtigen Aktivlautsprechern Ascendo Live 15 (26.900 Euro) stecken ebenso mächtige Chassis. Im Hochmittelton-Bereich ein 30 cm messender Koax sowie für den Bass ein stolze 38 cm messender Tieftöner. So eine Konstruktion muss erstmal unter Kontrolle gebracht werden! Die links und rechts je 1.650 Watt Leistung der integriertern Verstärker werden per DSP-Entzerrung an die Front gebracht. Selbst in diesem riesigen Raum waren die Lautsprecher Herr der Lage.
Ein weiteres Highlight waren die Audiovector SR3, die an hochwertiger Gryphon Elektronik spielten. Die Anlage funktionierte wirklich sehr ordentlich in dem Raum. Gute Basisbreite. Guter Hörabstand. Ausreichend Luft. Und darin entfaltete die SR3 Spielfreude und hohe Wiedergabequalität. HiFi-Herz was willst Du mehr? Ganz einfach: mehr davon… Die Messe war viel zu kurz, zum tiefen Eintauchen fehlte leider einfach die Zeit. Audiovector-Produkte sind übrigens upgradefähig. Das heisst, der stolze Besitzer von Audiovector Lautsprechern muß seine alten Schätzchen nicht sofort in Zahlung geben, steht ihm der Sinn nach klanglicher Verbesserung. Er kann den Lautsprecher mit seinen Ansprüchen technisch wachsen lassen. Eine nachhaltige Idee.
Jürgen Timm von TAD (Technical Audio Devices Laboratories, Inc.) präsentierte nach längerer Abwesenheit auf der High End 2019 seine neuen Referenzen, die Standlautsprecher E1TX (24.990 Euro). Die Musik kam vom CD/SACD-Spieler D1000mk2 (16.990 Euro), die Lautsprecher wurden vom Vollverstärker M1000 (16.990 Euro) angetrieben. Die Musik verführte hier doch glatt zum Tanzen! Ok, das gehörte mit zur Vorführung… Aber egal, diese Anlage war wirklich ganz großes High End Kino, eine der besten Vorstellungen in diesem Jahr.
Fotos: B. Weber