Soundstein Lautsprecher – HiFi-IFAs Firmenporträt
Auf den Norddeutschen HiFi-Tagen 2019 in Hamburg hörte und sah ich die Lautsprecher von Soundstein zum ersten Mal. Kein Wunder, handelte es sich hier doch um ihren ersten Auftritt in der Öffentlichkeit überhaupt. Und was deren Entwickler Dr. Vollert vorführte, begeisterte Stefans und meine Ohren doch sehr. Wie auch die Ohren vieler weiterer Besucher. Obwohl diese großen Lautsprecher aus Naturstein in einem doch sehr kleinen Raum spielten, gab es hier kein Dröhnen oder Scheppern, sondern highendige Klänge vom Feinsten.
Der Hochton spielte sehr sauber aufgelöst, und ohne uns in den Ohren rumzuzischeln. Auch die mittleren Lagen wie Stimmen und Geigen hörten wir sehr natürlich wiedergegeben. Die räumliche Darstellung gelang den Soundstein Lautsprechern ebenso wunderbar und ließ keinen Wunsch offen. Naturgetreu zum Beispiel das Gebläse des Stücks „Like A Virgin“ in der Version von Global Kryner. Beeindruckend war auch der Bass. Der fetzte herrlich sauber definiert, die Anpassung an das Hotelzimmer war Hans-Otto Vollert bestens gelungen.
Nun, die Vorführung hier auf den Norddeutschen HiFi-Tagen machte neugierig. Wo kommt Soundstein her, wer steckt dahinter? Und so reifte in mir der Entschluss, den Entwickler der Lautsprecher zu besuchen. Und seine Partner, um einen Einblick in die Entwicklung sowie Herstellung zu bekommen. Daraus wurde dann ein sehr langer und ereignisreicher Tag, wie es ihn im Leben eines HiFi-Reporters zu meiner Freude immer mal wieder gibt. Und darum soll es hier in dieser Reportage nun gehen.
Auf zu Soundstein
So setzte ich mich also ins Auto und fuhr zu Dr. Vollert, um mir die Soundstein Lautsprecher in seinen heimischen Gefilden am Waldrand von Groß Boden – einem Dorf zwischen Hamburg und Lübeck – anzuhören. Dort residiert er in einem wunderschönen und geschmackvoll zum Wohnhaus ausgebauten, ehemaligen Bauernhaus. Nach der Ankunft gab es erstmal zur Entspannung eine schöne Tasse Kaffee bei angenehmer Hintergrundmusik. Und ein längeres, sehr interessantes Gespräch über das ereignisreiche Leben von Hans-Otto Vollert und die Geschichte der Lautsprecher, bei der wir die von Astrid Vollert ebenfalls selbstgebaute Lachs Quiche genüsslich verzehrten.
Soundstein Lautsprecher – Hintergrund
Wer ist nun dieser in der HiFi-Szene eher unbekannte Dr. Hans-Otto Vollert von Soundstein, der diese Lautsprecher entwickelt hat? Mal wieder jemand, der auf den HiFi-Zug aufspringen will? Hans-Otto Vollert ist ein ehemaliger Chemie- sowie Physiklehrer. O jehhh, die Erinnerungen an meine Schulzeit kamen auf… Doch Hans-Otto, soviel stellte sich recht schnell heraus, ist ein äußerst sympathischer Herr, und hat so gar nichts von einem typischen Oberstudienrat-Klischee an sich. Und schnell zeigte sich: Die Chemie zwischen ihm, seiner Frau und mir stimmte.
Nun, die Kenntnisse in Chemie und vor allem in Physik sind ja definitiv von Vorteil bei der Entwicklung von Lautsprechern. Und, jetzt wird es interessant: Wilfried Kort von Kort Elektronik war ein Studienkollege von Hans-Otto Vollert. Am ersten Tag ihres Studiums begegneten sie sich, sie waren Zimmernachbarn. Gemeinsam verbrachten sie ihre Studienzeit, dann trennten sich ihre beruflichen Wege. Wilfried Kort ging in die elterliche Lautsprecherfirma, und Hans-Otto Vollert wurde Gymnasiallehrer. Ihrer Freundschaft jedoch tat dies das keinen Abbruch, die pflegten sie all die Jahre weiter.
Gelegentlich fragte Hans-Otto seinen Freund Wilfried, ob er denn neben den in mittlerweile fast 70 Jahren bewährten professionellen Kort-Beschallungen nicht auch in die HiFi-Szene einsteigen wolle. Hin und wieder hat Wilfried Kort schließlich auch HiFi-Lautsprecher für seine Freunde gebaut. Nur, die Zeit um hier professionell einzusteigen, die fehlte Wilfried. An diesem Punkt setzte nun Hans-Otto als unruhiger Pensionär ein. Er erdachte sich das Soundstein-Konzept auf Grundlage der Lautsprecherchassis sowie der Elektronik auf Basis der bestens beleumundeten Komponenten von Kort. Und so begannen die beiden ihren Lebenstraum zu verwirklichen.
Soundstein Lautsprecher – Herstellung der Komponenten
Nach besagter Tasse Kaffee ging es dann auf Entdeckungstour. Auf zum Steinmetz Hoffmann nach Ratzeburg, einem Betrieb mit über 100 Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet. Mit dem Juniorinhaber, dem Steinmetzmeister Moritz Helmert ging es dann zu einer Betriebsbesichtigung. Hier lief die vollautomatische Maschine, in der gerade die Frontplatte für einen Mitteltöner der Soundstein Lautsprecher bearbeitet wurde. Fachlich versiert erläuterte uns der junge Steinmetzmeister dabei die Funktionsweise der modernen CNC-Maschinen.
Weiter ging es dann innerhalb Ratzeburg in die heiligen Hallen der Kort-Elektronik, wo Hans-Otto und ich von Wilfried Kort und seiner Frau empfangen wurden. Auch Kort-Elektronik ist ein altbewährter Betrieb mit über 60 Jahren Erfahrung. Hier konnten wir unter anderem die Entstehung handgewickelter Spulen beobachten, die gegenüber maschinengewickelten präziser und feiner angefertigt werden können. Die Lautsprechermagnete werden hier im Haus selber magnetisiert, welcher Hersteller von Lautsprechern macht das noch? Respekt! Und nicht nur das, auch die Membranen werden noch selbst geschöpft und gefertigt. Ebenso wie die Gehäuse aus Holz für die Kort eigenen Lautsprecher. Die Wertschöpfungskette bei der Kort Elektronik ist also enorm, von wegen gelbfarbige Importe…
Apropos Kort Elektronik. Wie der Name vermuten lässt, werden hier auch die Verstärker für die PA- und Schaustelleranlagen hergestellt. Und, wie der geneigte Leser vielleicht schon vermutet hat, auch die Elektronik für die Soundstein Lautsprecher.
Im Gegensatz zur reinen HiFi-Lehre baut Wilfried Kort sechs Klangregler ein, die dem menschlichen Gehör nachempfunden sind. Mit Namen wie Bass 1, Bass 2, Wärme, Melodie, Schärfe und Hochton. Doch dazu weiter unten mehr.
Die letzte Station war Kay Schulz, welcher auf ausgefallene Metallobjekte spezialisiert ist. Der Metalldrückermeister – dieser Beruf war mir bisher nicht bekannt – dreht die Zierringe für die Soundstein-Lautsprecher aus massivem Messing. Warum diese massiven Ringe? Das Design. Die Messingringe verdecken die Schrauben der Chassis. Auch dreht Kay Schulz die Lautsprecherfüße und formt die Schutzkörbe aus Drahtgitter für die Lautsprecher-Chassis.
Soundstein Lautsprecher – Philosophie und Technik
Bei der Entwicklung sowie Herstellung der Soundstein Lautsprecher legte der Entwickler Hans-Otto Vollert sehr großen Wert darauf, dass die Komponenten aus Deutschland stammen und die Lautsprecher auch hier montiert werden. Auch bei hochwertigem HiFi ist dies keine Selbstverständlichkeit mehr.
Für ein Lautsprechergehäuse aus Stein hat sich Hans-Otto Vollert entschieden, da es aus seiner Sicht im kritischen Hörbereich sehr resonanzarm ist. Und ein so massives Gehäuse so gut wie nicht mit den wiederzugebenden Frequenzen mitschwingt. Dadurch verspricht sich der Entwickler unter anderem besonders saubere Bässe.
Die Kehrseite einer solchen Lautsprecherkonstruktion sei nicht verschwiegen: Das enorme Gewicht! Doch für den Transport und die Aufstellung gibt es ein Gegenmittel: Die modulare Bauweise. Schwerer als 90 kg ist keines der Module. In Summe kommt dann schon etwas Gewicht zusammen, was aber so schlimm nicht ist. Auch der normale Wohnungsbau kommt damit gut klar. Ein weiterer Vorteil der modularen Bauweise: Je nach Raumgröße lässt sich das Konzept der Standlautsprecher an den jeweiligen Raum anpassen.
Die Optik der gängigen HiFi-Altare ist Hans-Otto persönlich ein Gräuel. Daher bietet er maßgeschneiderte Aufsätze für den Subwoofer an, in denen die HiFi-Komponenten „versteckt“ werden können. Obenauf kann der Analog-Fan seinen Plattenspieler stellen. Ok, das mutet schon etwas obskur an, die Kombination aus Subwoofer und Plattenspieler. Ob der massiven Bauweise der Lautsprecher funktioniert dies sogar verblüffend gut.
Soundstein ist ein Befürworter der analogen Signalverarbeitung. Über die Vor- und Nachteile von
digital und analog ist mittlerweile so viel geschrieben worden, dass wir uns das an dieser Stelle sparen. Damit, so die Meinung der HiFi-IFAs, würden wir unsere Leser an dieser Stelle doch wohl langweilen. Denn: Eindeutig besser ist aus unserer Sicht sowieso keines der beiden Systeme.
Weshalb setzt Soundstein einen so großen Subwoofer ein? Um einen sauberen und satten Bass zu erreichen gibt es zwei unterschiedliche Ansätze:
- Man nimmt kleine Lautsprechermembranen, die dann einen sehr großen Hub haben müssen. Ein möglicher Nachteil ist dabei dieser große Hub. Das kann die Sicken über Gebühr belasten. Zudem benötigt man viel Leistung, was im Zeitalter günstiger Digitalverstärker allerdings so tragisch nicht ist.
- Man nimmt große Lautsprechermembranen, welche einen kleineren Hub benötigen. Der Nachteil bei dieser Lösung sind große Gehäuse.
Aus seiner langjährigen Erfahrung mit PA-Anlagen bevorzugt Wilfried Kort daher im Durchmesser 38 cm messende Membranen, die aus seiner Sicht für einen sauberen Bass optimal sind.
Soundstein Lautsprecher – Die Module
Aufgebaut sind die Lautsprecher von Soundstein in Modulen. Was ob des Gewichts der Gehäuse aus Naturstein fürwahr kein Fehler ist. Als Gehäusematerial werden standardmäßig der schwarze Basaltstein Nero Assoluto (fälschlicherweise oft als Granit bezeichnet) sowie weißer Thassos Marmor angeboten.
An Lautsprechermodulen bietet Soundstein folgende Zusammensetzungen an, es sind aber auch andere Kombinationen auf Wunsch möglich.
Der Verstärker
Der Vollverstärker, den Hans-Otto Vollert für seine Soundstein Lautsprecher verwendet, ist ebenfalls eine Entwicklung der Firma Kort, die in langen Jahren immer wieder modifiziert wurde. Sofort ins Auge fällt einem der kräftige Ringkerntrafo mit einer stattlichen Anzahl an Kondensatoren. An Überhitzung dürften die Leistungstransistoren, die 2-mal 250 Watt Sinus an 4 Ohm leisten, bei dem fetten Kühlkörper wohl nicht sterben. Hier sieht man die langjährige Erfahrung der Firma Kort mit ihren Schausteller- und PA Anlagen. Diese müssen in ihrem rauen Alltagsbetrieb schon einiges aushalten, und sind dementsprechend überdimensioniert konstruiert.
Der Vollverstärker ist elegant in dem nach hinten offenen HiFi-Rack oberhalb des Subwoofer untergebracht. Zur einfachen Bedienung sind die Schalter und der Lautstärkeregler nach außen geführt.
Eingangsseitig bietet der Vollverstärker sechs Cincheingänge sowie einen XLR. Optional gibt es einen optischen Eingang. Auch den beiden Speakon Lautsprecherausgängen sieht man die Herkunft aus der Profibeschallung an. Wer dann doch mal etwas leiser hören will, für den gibt es einen Kopfhörerausgang mit 6,3 mm Klinke.
Oberhalb des Verstärker ist die Klangregelung optisch verborgen hinter einer gut zugänglichen Klappe untergebracht. Im Auslieferungszustand kommt die Regelung in ein Modul, bei dem die Regler ebenfalls von außen bedient werden. Das Fach mit der Klappe ist dann frei für einen Streamer oder CD-Spieler.
Einen interessanten Ansatz verfolgen Hans-Otto Vollert und Wilfried Kort bei der Klangregelung, die Kort-Elektronik in seiner langjährigen Erfahrung von PA- und Schaustelleranlagen entwickelt hat.
Hier lassen sich sechs verschiedene Frequenzbereiche beeinflussen:
- „Bass I“: Dabei handelt es sich um einen „weichen“ Bass, der besonders in der klassischen Musik vorherrscht und bei einer unzureichenden Aufnahme verstärkt werden kann
- „Bass II“: Hier dominiert der „harte“ Bass, der vor allem bei Rock- und Popmusik angehoben werden kann
- „Wärme“: Dieser Frequenzbereich macht das Wärmeempfinden einer Musik aus und kann bei Bedarf entsprechend der persönlichen physiologischen Wahrnehmung verändert werden
- „Melodie“: Der melodische Aspekt einer Aufnahme liegt in diesem Bereich und kann hier auf Wunsch geregelt werden
- „Schärfe“: Die Musikinformation wird hierdurch „schärfer“ umrissen
- „Höhen“: Mit zunehmendem Alter lässt die Wahrnehmung hoher Frequenzen beim Menschen immer mehr nach, sie kann hier korrigiert werden.
Wo ich gerade über den Vollverstärker und die Firma Kort schreibe: Kort hat unter anderem das Ringspaltsystem, welches heute in den meisten dynamischen Lautsprechern verwendet wird, entwickelt und 1982 zum Patent angemeldet. Auch hat Kort 1984 eine Transistorschaltung zum Patent angemeldet und entwickelt und produziert seit 1983 Klangexpander.
Soundstein Lautsprecher – Vertriebskonzept und Preise
Die Soundstein Lautsprecher werden innerhalb Deutschland ausgeliefert, aufgestellt und auf den jeweiligen Hörraum eingemessen. Aufgrund der individuellen Zusammenstellungen und Anfertigungen gibt es keine Listenpreise. Für die Komplettanlagen aus Verstärker, Klangregelung und Lautsprecher gibt es daher folgende Orientierungspreise:
- Raum < ca. 20 m². Kubus Tria: 30.000 €
- Raum ca. 20 – 55 m². Kubus Penta: 40.000 €
- Raum ca. 55 – 80 m². Kubus Hepta: 50.000 €
- Raum ca. 80 – 150 m². Kubus Deca: 65.000 €
Resümee
Ein langer Tag geht zu Ende. Der Ausflug zu Soundstein war ein Erlebnis der besonderen Art, wie man es nicht alle Tage hat. Mit dem Projekt Soundstein Lautsprecher verwirklichen die beiden langjährigen Freunde Hans-Otto Vollert und Wilfried Kort ihren Lebenstraum. Die Leidenschaft des HiFi-Enthusiasten Vollert und das große Know-how von Kort ergeben dabei ein Klangerlebnis der besonderen Art. Ich bin beeindruckt!
Kontakt
SOUNDSTEIN DR. VOLLERT
Dr. Hans-Otto Vollert
Waldstraße 27
D 23847 Groß Boden
Tel. +49 4539 8483
Fax +49 4539 8485
info@soundstein.de
www.soundstein.de
Kort Elektronik OHG
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D – 23909 Ratzeburg
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