
Auf den Norddeutschen HiFi-Tagen 2019 entdeckten wir den polnischen Dual Mono High End Vollverstärker Struss Audio DM 250 mit integriertem MM Phono Eingang, vorgeführt von Jacek Barejka und Aleksandra Wesolowska. Unsere Begegnung mit den beiden wiederholte sich dann ein halbes Jahr später auf den Süddeutschen HiFi-Tagen 2019 in Stuttgart. Da uns das Gehörte sehr gut gefiel, haben wir den Vollverstärker Struss Audio DM 250 nach Ende der HiFi-Messe kurzerhand in den Kofferraum gepackt, und ihn zum Test mitgenommen.
Struss Audio Hintergrund
Zdzisław Hrynkiewicz-Struss, der Kopf hinter Struss Audio, ist ein begeisterter Musikhörer seit seiner Jugend. Und unter anderem hört er gerne Rockmusik, wie die der Rolling Stones, die angemessen degustiert werden wollen. Nun hat allerdings jugendliches Alter bei den meisten Menschen den Nachteil, dass die Kohle nicht wirklich locker sitzt. So ging es auch Zdzisław Hrynkiewicz-Struss. Zudem stand das Angebot an gutem HiFi in den 70ern noch in den Startlöchern. Da Zdzisław seine heißgeliebte Musik dennoch mit sehr gutem Klang hören wollte, beschloss er HiFi-Entwickler zu werden.
Inspiriert von den Geräten des finnischen HiFi-Konstrukteurs Matti Otali begann Zdzisław Hrynkiewicz-Struss mit der Entwicklung eines HiFi-Verstärkers und eines Kassettenrekorders. Darauf folgte in den 80ern eine mehrjährige Zusammenarbeit mit Philips und Studer. Nach dem Ende dieser Zusammenarbeit nahm Struss wieder die Entwicklung eigener HiFi-Verstärker auf. Eines der ersten Geräte war dann der Struss 140. Und es folgten weitere. Die Klangqualität hat einige Leute in Polen nachhaltig überzeugt. Im Jahr 2015 sind Gesellschafter bei Struss Audio eingestiegen, die an einen größeren wie auch internationalen Erfolg der High End Marke glauben.
Struss Audio DM 250 – Technik
Der High End Vollverstärker Struss Audio DM 250 ist im klassischen 43,5 cm HiFi-Raster gehalten. Und er würde rein optisch vielleicht nicht weiter auffallen, hätte er nicht diesen vertieften eleganten roten Hüftschwung auf seiner Front. Ebenso fällt bei näherer Betrachtung auch die stabile Fernbedienung für die Lautstärkeregelung ins Auge.

Einen interessanten Eindruck hinterlässt auch der Ein-Ausschalter des DM 250. Wer denkt, dass man den Kippschalter einfach hoch- und runterdrücken kann, liegt falsch. Und der Hörer sollte bitte auch nicht auf die Idee kommen, den Verstärker mit Gewalt einzuschalten. Der Kippschalter bewegt sich dabei nicht ein µ! Wie bei einem Sicherheitsschalter muss man am „C&K Switch“ lediglich kurz an ihm ziehen, dann kippt er satt nach oben bzw. unten. Rechterhand befindet sich der sauber laufende, motorgetriebene Lautstärkeregler „Blue Velvet“ von Alps. Der Drehknopf ist ebenso verchromt wie der Eingangswahlschalter, der ebenfalls von C&K aus den USA stammt. Der jeweils gewählte Eingang wird von blauen Leuchtdioden angezeigt.
Auf der Rückseite des Struss Audio DM 250 finden sich eine erquickliche Anzahl verschiedener Anschlüsse, die auf den ersten Eindruck etwas zusammengewürfelt ausschauen. Dabei hat der Entwickler Zdzisław Hrynkiewicz-Struss nichts anderes getan, als diese nach seinen klanglichen Vorstellungen auszuwählen. Wie zum Beispiel die Lautsprecheranschlüsse von WBT.

Und so kann man seinen CD-Spieler an einem XLR-Eingang mit Buchsen von Amphenol anschließen. Oder an einem der Cinchanschlüsse, die von Jalco aus Japan sind. Eine Besonderheit ist der „CD/DAC“ genannte Eingang, dieser besitzt eine geringere Kapazität als die anderen Eingänge. Auch die Freunde des Vinyl kommen auf ihre Kosten, nennt der Vollverstärker doch einen integrierten Phono MM-Eingang sein eigen. Und wer zum Beispiel einen Surround Verstärker besitzt, kann ihn an den Main Eingang anschließen und hat so den direkten Zugriff auf die Endstufe. Doch damit nicht genug: Auch ein Vorverstärkerausgang ist mit im Angebot.
Schaut man in das antimagnetisch gebaute Gehäuse, sieht man die Konstruktion des Entwicklers Zdzisław Hrynkiewicz-Struss mit über 30 Jahren Erfahrung in der HiFi-Branche. Der Verstärker ist so konstruiert, dass die Signalwege möglichst kurz sind. Das Wasser im Munde zusammen laufen lassen die beiden Ringkerntrafos mit jeweils 500 VA, was einen Doppelmonoaufbau verspricht. Auch die Elkos von Nippon Chemi-Con mit ihrer Kapazität von 60.000 µF lassen auf einen kräftigen stabilen Verstärker schließen. Und die beiden Paare an MOSFET-Transistoren je Kanal von International Rectifier versprechen wohlige Klänge. Diese Konstruktion ist für eine Sinusleistung von zwei mal 130 Watt an 8 Ohm sowie zwei mal 250 Watt an 4 Ohm gut. Solange dem Verstärker Leistungen bis 10 Watt abverlangt werden, arbeitet er in Class A.
Technische Daten Struss Audio DM 250
- Leistung: 2* 130 Watt / 8 Ω sowie 2* 250 Watt / 4 Ω
- Cincheingänge: 500 mV bei 100 kΩ
- XLR-Eingang: 250 mV bei 22 kΩ
- Phono-MM: 35 mV bei 47 kΩ
- Endstufeneingang: 0,775 mV bei 47 kΩ
- Maße: 430*102*338 mm
- Gewicht: 16 kg
Klang
Seine klanglichen Meriten durfte der Struss Audio DM 250 Vollverstärker dann an den LUA Con Espressione sowie den ebenfalls zum Test anwesenden Standlautsprechern Citus Audio Modell 5 beweisen.

Los geht es mit dem Phono MM-Eingang. Esther Fellner kommt mit ihrem Album „Via del Campo“ auf den Plattenteller. Das leicht dunkle Timbre dieser Sängerin bereitet über den Struss Audio DM 250 Vergnügen. Das Tastenspiel auf dem Akkordeon höre ich fein aufgelöst, ebenso wie die Panflöte. Und das Klavier steht sauber und klar vor mir, ok in den tieferen Lagen könnte es noch ein wenig straffer zugehen. Dafür allerdings geht der Vollverstärker geradezu spielerisch mit den großen Standlautsprechern um. Und präsentiert mit dem leicht warmen Tiefton einen schönen Körper. Und als Sahnehäubchen eine mir zusagende großzügige Raumdarstellung. Dieser Test beginnt also vielversprechend.
Weiter geht es dann über die analogen Cincheingänge. Die Dali CD Vol. 1 ist eines meiner Standardalben. Nils Lofgrens Gitarre kann bei „Keith Don’t Go“ je nach Lautsprecher sehr scharf und dünn in den Ohren ankommen. Über den DM 250 ist dies nicht der Fall. Sauber angerissen kommen die Saiten, die Gitarre bekommt dabei einen schönen runden Korpus. Und das Klopfen der Hand auf dem Korpus mit Nachdruck. Auch ist die Stimme von Nils nicht so ausgezehrt wie gewohnt, hier hört man sehr gut heraus, dass dort doch ein gestandenes Mannsbild singt.

Wo ich gerade bei Gitarre bin, fällt mir der noch etwas ältere Jeff Beck ein. „Brush With The Blues“, geil wie der E-Bass einsetzt. Wie Jeff mit seiner Liebsten umgeht, nein, das kann keine Gitarre, das muss eine menschliche Stimme sein. Es jammert und schluchzt aus den Lautprechern das es eine wahre Pracht und Wonne ist. Die Klangfarben, die so einer Fender Stratocuster inne sein können, der Struss Audio DM 250 zeigt sie mit Begeisterung auf. Und auch die unteren Lagen hat er verdammt gut im Griff. Okay, sie sind nicht ultrahart, aber schön kräftig mit einem leicht warmen Nachschlag. Egal ob es nun die LUAs sind, oder die Citus Modell 5. Beide Standlautsprecher hat der Verstärker sehr gut im Griff.
Weiter mit den Klangfarben, ich stehe ja darauf. Saxophon ist auch so ein Instrument, das sehr viel davon aufweist. Also zurück zur Dali CD. Ben Webster spielt für mich „Gentle Ben“. Mmm, das fein perlende Klavierspiel zu Beginn des Stückes. Herrlich dann dazu die superfeinen Anblasgeräusche des Saxophons, ebenso wie das Verklingen der Töne. Im Hintergrund spielt gut ortbar das zärtlich gestreichelte Becken. Fast so, als würde ich in der örtlichen Einkaufsmeile meinen Cappuccino schlürfen und vor mir spielt die Musik. Begleitet von einem perlenden Klavier, das auch in dieser halligen Umgebung nichts an Genuss verliert.
Leo Sayers Hit „When I Need You“ gefällt mir in der Version von Jocelyn B. Smith noch einiges besser. Diese glockenklare Stimme bekommt mit dem Struss Audio DM 250 noch einen Touch mehr Farbe, noch mehr Menschlichkeit. Der klangliche Vergleich zu einem Röhrenverstärker liegt sehr nahe. Und ich bin verblüfft, wie klar der Klang dennoch bleibt. Diese klaren Klänge locken mich dann den CD/DAC Eingang auszuprobieren. Dieser hat laut Bedienungsanleitung eine geringere, allerdings nicht angegebene Kapazität. Und tatsächlich: über diesen Eingang kommen die Klänge noch eine Spur melodiöser an meine Ohren. Interessant. Wer also ein etwas scharf klingendes Quellgerät sein eigen nennt, dem sei diese Option empfohlen.
Zum Abschluss mal etwas ganz Anderes: Radim Sychra, ein tschechischer Straßenmusiker. Gehört und gesehen habe ich ihn im Herbst 2018, als ich zu Besuch auf den Mitteldeutschen HiFi-Tagen in Leipzig war. So begeistert wie ich war, kaufte ich gleich eine CD. Und es kam, wie es kommen musste: auf der CD war keine Livemusik…
Doch dafür eine überzeugende Studioaufnahme. Toll die gelegentlich durchleuchtende Handpan. Der leicht sphärische, außerirdische Sound, er begeistert mich auch im heimischen Wohnzimmer. Grundlage der Musik von Radim Sychra ist allerdings eine ganze Batterie von Abflussrohren, die sich anhören wie ein synthetischer Bass. Ich bin schon beeindruckt, wie klasse federnd und völlig unangestrengt der Struss Audio DM 250 den Bass im Griff hat. Dazu die natürlichen, harmonischen Klänge der Mundharmonika. Und ich kann nicht anders: meine Füße wippen eifrig mit.
Fazit
Der High End Vollverstärker Struss Audio DM 250 überzeugt durch seine gute Verarbeitung, vielfältigen Anschlüsse und einen grundsoliden integrierten Phono MM Verstärker. Das stabile Fundament im Tiefton liefert die Basis für einen begeisternd fein aufgelösten und klaren Klang. Auch elektrisch anspruchsvolle Lautsprecher hat der DM 250 bestens im Griff. Wer den Charme von Röhren liebt, aber einen kräftigen Transistorverstärker sucht, ist mit dem Struss Audio DM 250 bestens beraten.
Im Test
Vollverstärker mit integrierter MM-Phonostufe Struss Audio DM 250
Preis: Um 4.400 Euro
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